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Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
Autoren: Joss Stirling
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Maschendrahtgeflecht zwängte, blieb ich mit den Haaren hängen und musste fest reißen, um loszukommen – eine Verletzung mehr auf meiner immer länger werdenden Liste. Dann humpelte ich, die zerschundene Hand an der Brust geborgen, quer über das Brachgelände zur U-Bahn-Station Stratford und tauchte in der Menschenmenge auf dem Bahnsteig unter.



Kapitel 2
    »Tony, Tony, lass mich rein!« Ich hämmerte mit meiner unverletzten Hand gegen die abgewetzte Brandschutztür auf der Rückseite des Gebäudes der Community; die Tür ließ sich nur von innen per Druckstange öffnen und so musste ich warten, bis sich jemand erbarmte und mich reinließ.
    Wie ich es mir schon gedacht hatte, schob Tony heute Morgen als Einziger Wache. Die anderen waren unterwegs, um die Reichtümer der Community zu ›vermehren‹. Ich konnte hören, wie er zur Tür schlurfte, sein schlimmes Bein schleifte bei jedem zweiten Schritt über den Boden. Mit einem Rums ließ er sich gegen die Druckstange fallen und zwang sie auf. Die untere Kante der Tür schabte über das rissige Betonpflaster.
    »Phee, was machst du denn schon so früh wieder zu Hause?« Er wich ein Stück zurück, um mich durchzulassen, dann zog er die Tür wieder zu. »Wo ist dein Beutel? Hast du ihn irgendwo gebunkert?« Tony, ein kleiner Kerl mit grau melierten Haaren, sonnengebräunter Haut undAugen wie ein Luchs war für mich in der Community das, was einem Freund am nächsten kam. Vor zwei Jahren hatte er bei dem Versuch, einen Truck in einer Parkbucht in Walthamstow zu knacken, den Kürzeren gezogen, da er nicht bemerkt hatte, dass der Fahrer auf dem Fahrersitz schlief. Der Mann war losgebraust, als er hörte, wie Tonys telekinetische Kräfte am Türschloss zum Einsatz kamen, ohne nach der Ursache des Geräuschs zu schauen. Tony war unter die Reifen geraten und fast gestorben. Seitdem konnte er nur noch einen Arm und ein Bein benutzen, die anderen beiden Gliedmaßen waren zertrümmert und nie wieder richtig verheilt. Den Mitgliedern der Community ist es nicht erlaubt, zum Arzt zu gehen. Laut unserem Anführer müssen wir unsichtbar bleiben.
    »Du solltest noch gar nicht zurück sein.« Tony verharrte unentschlossen im Eingangsbereich, als wüsste er nicht recht, ob er mich gleich wieder rauswerfen sollte.
    »Ich bin verletzt.«
    Er warf einen nervösen Blick über die Schulter. »Aber du stehst noch aufrecht und kannst laufen, Phee ... Du kennst die Regeln!«
    Ich hatte für heute die Nase voll vom Mich-durchschlagen-Müssen und meine Augen füllten sich mit Tränen. »Ich kenne die verfluchten Regeln, Tony. Mein Beutel hat sich in Rauch aufgelöst, okay? Und ich hab mich verbrannt.« Ich hielt meine von Blasen übersäte Hand hoch. Ausnahmsweise wollte ich mal Mitleid haben und mir nicht anhören, was meine Pflicht war. »Es tut echt schweineweh.«
    »Oh, dashur , das sieht aber böse aus.« Er ließ für eine Sekunde resigniert die Schultern hängen und bedachte die Konsequenzen, dann straffte er sich. »Ich sollte dich eigentlich nicht reinlassen, aber was soll’s? Komm mit, ich seh mir das mal an.«
    »Danke, Tony. Du bist ein Schatz.« Sein Entgegenkommen bedeutete mir mehr, als er ahnte.
    »Wir beide wissen, dass das noch nicht das Ende vom Lied ist, nicht wenn der Seher davon hört.« Er zuckte verzagt mit den Schultern. »Aber jetzt wollen wir uns erst mal um deine Verletzung kümmern.«
    Ich wischte mir mit dem Handrücken die Tränen weg. »Tut mir leid.«
    »Ja, ja.« Den Rücken mir zugewandt, machte er eine wegwerfende Handbewegung, eine trotzige Geste angesichts des bevorstehenden Ärgers. »Uns tut es allen leid ... die ganze Zeit.« Er schlurfte den übel riechenden Gang hinunter, der teils Keller, teils Leitungstunnel war. Die Community hatte sich in einem der leeren Sozialbauten breitgemacht, die zum Abriss freigegeben waren. Ich glaube, die Lokalbehörden hatten davon geträumt, dass diese hässlichen Exemplare ihres Wohnungsbestandes im Zuge der Olympia-Bebauung geschluckt und vertilgt würden, aber die Wirtschaftskrise hatte diese Träume zunichtegemacht. Man hatte die niedrigen Häuserblöcke leer geräumt, in dem Glauben, dass die von Stütze lebenden Bewohner durch steuerzahlende Angestellte ersetzt würden, aber die Bulldozer, welche die Betonklötze hätten plattmachen und neue, schicke Wohnungen errichten sollen, waren nie angerückt.Stattdessen waren wir vor sechs Monaten hier untergekrochen und hatten unsere eigene kleine Siedlung gegründet.
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