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Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
Autoren: Joss Stirling
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Es war nicht so übel wie andere Quartiere, in denen wir gehaust hatten, denn es gab noch immer fließend Wasser, auch wenn der Strom abgestellt worden war. Die Polizei hatte nach Zahlung von angemessenen Bestechungsgeldern einfach weggeschaut, als wir die verrammelten Wohnungen aufbrachen. Und die harten Jungs aus der Gegend, die das Gelände als Drogenumschlagplatz genutzt hatten, waren von unseren Wachen ruck, zuck verscheucht worden. Wenn hier schon irgendwas Illegales lief, dann wollte unser Anführer auch sichergehen, dass gefälligst er davon profitierte. Und so waren wir ganz unter uns, eine Gruppe von ungefähr sechzig Savants und ein dominanter Seher, der die Rolle der Bienenkönigin einnahm, während wir anderen die Arbeitstiere abgaben.
    »Rein mit dir.« Tony schob mich in den schrankgroßen Raum, den man ihm zugewiesen hatte. Wegen seiner Verletzung hatte er aus dem ›aktiven Dienst‹ ausscheiden müssen, war aber dank der ›Herzensgüte‹ unseres Anführers noch geduldet. Seine Herzensgüte reichte allerdings nur für diese Bruchbude hier aus. Mir hingegen hatte man ein richtiges Schlafzimmer im obersten Stock zugestanden – das entsprach etwa einer offiziellen Auszeichnung. Und als die Beste meines Handwerks hatte ich den Seher auch noch nie enttäuscht, bis heute.
    »Wie schlimm?«, fragte ich vorsichtig und hielt meinen Arm am schmierigen Fenster ins Licht. In der Mitte meiner Handfläche hatten sich lauter kleine weiße Blasengebildet und die Haut an meinem Arm war bis hoch zum Ellenbogen knallrot und wund. Tony sog scharf die Luft ein. »Vielleicht hättest du doch zur Notaufnahme gehen sollen, Phee.«
    »Du weißt, das darf ich nicht.«
    Er nahm eine Tube Salbe aus seiner Reisetasche, die auf der Matratze lag. Keiner von uns packte je aus, da wir jederzeit abmarschbereit sein mussten. Er betastete mit leichtem Druck meine Haut, dann sah er mich durch halb gesenkte Lider an. »Es sei denn, du hättest vorgehabt, nicht wiederzukommen.«
    »Ich ... ich kann doch nirgends hin, das weißt du.« Wollte er mich auf die Probe stellen? Der Seher prüfte des Öfteren unsere Loyalität, indem er uns gegeneinander aufhetzte, und außerdem war klar, dass wir Spione in unserer Mitte hatten.
    »Ach wirklich? Ein junges Mädchen wie du sollte doch in der Lage sein, ein besseres Leben zu finden als das hier.« Er kramte in seiner Tasche herum und förderte eine Rolle Klebeband zutage – unsere Version eines Wundverbands. Wir lebten wie Soldaten auf Feindesgebiet und waren unsere eigenen Notfallmediziner. »So sollte die Wunde eigentlich sauber bleiben.«
    Ich biss mir vor Schmerzen auf die Lippe, als er das Klebeband um meine verletzte Hand und den Arm wickelte, und sah dabei zu, wie die Salbe zwischen Wunde und Deckschicht platt gedrückt wurde. »Gibt es denn noch irgendwas anderes als das hier, Tony? Ich hab noch nie außerhalb der Community gelebt. Der Seher sagt, dass Menschen wie wir da nicht willkommen sind.«
    Tony schnaubte verächtlich. »Na klar, und er ist ja allwissend.«
    So war es mir jedenfalls mein Leben lang vorgekommen. »Warum bist du denn dann noch hier?« Wenn ich schon auf die Probe gestellt wurde, dann wollte ich mich wenigstens revanchieren.
    »Ich kann wirklich nirgends woandershin. Ich habe kein Geld und außerdem bin illegal im Land, dashur . Wenn sie mich wieder nach Hause schicken, lande ich in Albanien, ein gescheiterter, mittelloser Ex-Autoknacker, der sich nicht allein über Wasser halten kann. Ich habe meine Familie nicht gerade auf die feine Art verlassen, vermutlich erschießen sie mich, sobald sie mich zu Gesicht kriegen.«
    Den meisten in der Community erging es so wie Tony – sie waren staatenlos und ohne Wurzeln. Das war nur ein Teilstück der Falle, in der wir alle festsaßen. »Ich bin auch illegal. Ich habe keine Geburtsurkunde, nichts. Ich weiß noch nicht mal genau, wo ich geboren worden bin.«
    »Ich war dabei.« Er riss das letzte Stück Klebeband von der Rolle. »Ich glaube, wir waren damals in Newcastle.«
    »Echt? So weit im Norden?« Mir war nicht bewusst gewesen, dass Tony schon so lange bei uns war; ich lechzte förmlich danach, dass ein Stück der Lücke gefüllt wurde. »Erinnerst du dich denn noch an meine Mutter?«
    Tony zuckte mit den Achseln. »Ja, sie war damals eine der Gefährtinnen des Sehers. Ein hübsches Ding. Du siehst ihr ein bisschen ähnlich. Hast du denn gar keine Erinnerungen mehr an sie?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht aus jener
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