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Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
Autoren: Joss Stirling
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einem runden, ständig farbwechselnden Fenster zu ihrer Seele stehen. Anhand der Farben und Muster erfährt man viel über einen Menschen, erhält sogar Einblicke in seine Sorgen.
    Sein Mentalmuster war nicht erstarrt und hatte sich seit meinem Angriff noch mal verändert – kurz vorher hatte es ausgesehen wie ein abstrakter blauer Heiligenschein mit ineinander verwobenen Zahlen und Buchstaben; sein Gehirn regte sich also noch, zwar langsamer, aber er war eindeutig bei Bewusstsein. Der Kranz nahm eine rötliche Tönung an und mein Gesicht tanzte in den Flammen.
    Was für eine Scheiße!
    Ich ließ den Reißverschluss einfach halb offen stehen und nahm die Beine Richtung Ausgang in die Hand. Ich spürte, wie die Wahrnehmung der Studenten meiner Kontrolle entglitt, viel schneller als sonst, so wie Sand, der einem zwischen den Fingern hindurchrieselt. Ein Teil von mir schrie, dass das nicht möglich sein konnte: Ich verstand mich auf nichts wirklich gut, außer darauf; meine Fähigkeit, den Geist anderer Menschen erstarren zu lassen, war das Einzige, worauf in meinem ganzen chaotischen Leben immer Verlass gewesen war. Ich hatte panische Angst, dass mir das nun irgendwie abhandenkam. In dem Fall wäre ich geliefert. Erledigt.
    Mein linker Schuh schlappte mir vom Hacken, als ich aus dem Stadion rannte – der verdammte Schnürsenkel war gerissen. Ich lief auf den Schaufellader zu, hinter dem ich mich vorhin versteckt hatte. Wenn ich es bis dorthin schaffte, könnte ich mich außer Sicht bringen und in der Wildblumenwiese in Deckung gehen. Von da könnte ich zu der Betonröhre robben, mit der ich mein Einstiegsloch zum Baugelände verdeckt hatte.
    Ich rutschte aus und verlor meinen Schuh endgültig auf der Rampe, war aber zu panisch, um ihn mir wiederzuholen.Sonst machte ich nie solche Fehler. Ich zog meine Raubzüge immer durch, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.
    Ich erreichte den Schaufelllader, mein Herz wummerte in meiner Brust wie ein verstärkter Basssound. Die Verbindung riss ab und ich wusste, dass der Rest der Studenten jetzt auch wieder voll bei Bewusstsein war. Aber hatte er es geschafft, meine Paralysierungsattacke schon vorher abzuschütteln und sich mir an die Fersen zu heften?
    Der Lärm der Bauarbeiten dröhnte ununterbrochen weiter. Kein Rufen, keine Pfiffe. Ich spähte hinter dem Reifen des Schaufelladers hervor. Der Junge stand oben an der Rampe und ließ den Blick über den Olympiapark schweifen. Er machte kein Tamtam, schrie nicht um Hilfe oder nach der Polizei. Er schaute einfach nur. Das machte mir noch mehr Angst. Das war einfach nicht normal.
    Keine Zeit zum Grübeln. Ich duckte mich in das lange Gras und fand den Pfad platt gedrückter Halme, den ich auf dem Hinweg auf der Wiese hinterlassen hatte. Bald würde ich in Sicherheit sein. In diesem Bereich des Geländes gab es weniger Überwachungskameras und verschiedene schwer einsehbare Stellen, wenn man nur wusste, wo. Ich würde also nicht leicht zu orten sein. Ich konnte noch immer davonkommen.
    Ich lag bäuchlings im Gras, legte den Beutel neben mir ab und ließ meinen Kopf für einen Moment zu Boden sacken. Das Adrenalin rauschte mir noch immer durch die Adern wie ein außer Kontrolle geratener U-Bahn-Zug. Mir war schlecht. Ich war angewidert von meiner unprofessionellen Panik und hatte Angst, was als Nächstespassieren würde. Ich hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken; ich musste hier raus, zurück auf die Straße, und das Zeug loswerden, das ich gestohlen hatte.
    Mir fiel wieder ein, dass ich im Besitz von zwei sauteuren Gegenständen war, und ich warf einen prüfenden Blick in den Beutel. Darin fühlte es sich warm an – nein, heiß. Ich steckte meine Hand hinein, um nachzusehen, was da los war – so was von dämlich!
    Das Telefon und das iPad gingen in Flammen auf.
    Wild fluchend zog ich meine Hand zurück und stieß den Beutel von mir weg. Meine Finger taten höllisch weh und es sah aus, als wäre meine ganze Hand verbrannt. Doch es blieb keine Zeit, mir die Wunden genauer zu besehen, denn jetzt brannte der Beutel lichterloh und schickte Rauchzeichen in den Himmel, die verrieten, wo sich der Dieb befand. Ich rappelte mich hoch und lief blindlings und ächzend vor Schmerzen auf den Zaun zu. Ich musste meine Hand unbedingt mit Wasser kühlen. Es war mir egal, ob mich jemand sah; ich musste einfach nur weg von hier.
    Mit mehr Glück als Verstand fand ich die Betonröhre und die Lücke im Zaun. Als ich mich durch das
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