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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition)
Autoren: Jutta Mehler
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Mistmatz,
Rindvieh, saublödes und so weiter und so fort. Aber klammheimlich kauft er für
die Tiere das teuerste Zufutter beim Händler, das mit den Vitaminen und
Mineralstoffen – hat mir Mirza einmal erzählt.«
    Sprudel rieb sich die Stirn und streute dabei ein graues
Kraushärchen auf Fannis weiße Tischdecke. Sie zupfte es weg.
    »Wie«, fragte Sprudel, »ist der Bene eigentlich an die Mirza
gekommen?«
    Fanni musste lachen. »Die Mirza hat ihm der Böckl verschafft.«
    »Nein«, schnaufte Sprudel.
    »Nachdem Benes Mutter tot war – sie ist an Krebs
gestorben –, war die Lage überhaupt nicht rosig auf dem Klein-Hof«,
erklärte Fanni. »Bene und der Alte haben mehr schlecht als recht
gewirtschaftet. Alles ist heruntergekommen und verdreckt. Nur für die
Rindviecher und für den Traktor haben die beiden gut gesorgt. Der Traktor war
immer erstklassig in Schuss, weil der Bene jedes Rädchen daran gehätschelt hat.
Alle aus unserem Dörfchen sind sich damals einig gewesen, dass wieder eine Frau
auf den Klein-Hof muss, und zwar dringend. Aber alle sind sich ebenso einig
gewesen, dass es nirgends eine geben würde, die dort hinwollte. Eines schönen
Tages, Bene und der Alte haben da schon gut fünf Jahre lang alleine auf dem Hof
gehaust, ist der Böckl auf die Idee gekommen, auf dem tschechischen
Straßenstrich nach einer Frau für den Bene Ausschau zu halten. Der Böckl kommt
oft ins Tschechische hinüber zur Jagd auf Rehböcke. Dabei ist ihm aufgefallen,
wie die tschechischen Mädchen an jeder Ecke auf Kundschaft aus sind. ›Die
Freier, mit denen sie gehen, sind auch nicht geistreicher als der Bene‹, hat
der Böckl gesagt, und mit dem Bene als Ehemann bekommt so ein Mädel wenigstens
ein anständiges Dach übern Kopf und ist in Sicherheit vor den Zuhältern und den
Perversen.
    Einen Versuch ist es allemal wert, hat der Böckl letztendlich
entschieden, und so kam es, dass er am Palmsonntag letzten Jahres mit dem Bene
über Böhmisch Eisenstein nach Klattau gefahren ist. Zwischen Birkau und Besin
sind sie angeblich auf die Mirza gestoßen.«
    »Erstaunlich«, sagte Sprudel, »und die ist gleich mitgekommen?«
    »Nein«, sagte Fanni, »sie ist ein paar Tage später mit dem Zug
hergereist, hat sich alles angesehen, und dann hat sie gesagt, mit
Heiratsurkunde würde sie bleiben. Der Bene war hin und weg.«
    »Und was hat der Alte gesagt?«, fragte Sprudel.
    »Was Ordinäres natürlich«, antwortete Fanni.
    Sprudel verkniff sich das Grinsen und stand auf. »Danke, Frau Rot.«
    Er machte ein paar Schritte auf die Tür zu, dann drehte er sich um.
Fanni, die knapp hinter ihm war, stoppte abrupt. Nur ihre ungewöhnlich schnelle
Reaktion verhinderte, dass sich ihr Scheitelbein in Sprudels Kinn rammte.
    »Sie haben mich sehr geduldig und anschaulich mit den Beteiligten
bekannt gemacht«, sagte Sprudel. »Ich bin Ihnen wirklich dankbar.« Dann war er
weg. Das tat Fanni leid, einen Moment lang jedenfalls, bis ihr die Golatschen
einfielen. Sie schoss in die Küche. Die Golatschen waren rührig gewesen. Sie
waren dreimal so hoch aufgegangen wie die, die Fanni bei Mirza gesehen hatte.
    »Da schau her«, murmelte Fanni. »Es liegt gar nicht an Minirock und
Spitzentop! Ihre Ruhe wollen sie haben, die Golatschen.« Fanni löffelte den
restlichen Quark in die noch leeren Mulden und schob das Blech in den Ofen.
    »Zwanzig Minuten, länger nicht müssen«, hat Mirza immer gesagt, ging
es ihr durch den Kopf. Sie sah auf die Küchenuhr. Es war sechs Uhr vorbei!
    Fanni schreckte auf, ihr Mann musste jeden Moment vom Büro nach
Hause kommen, und Fanni hatte keine Ahnung, was sie zum Abendbrot auf den Tisch
stellen sollte.
    Sie riss die Kühlschranktür auf. Milch, Eier – Omelett hatte es
erst gestern gegeben. Tomaten – okay, Salat kam immer gut an.
    Seit die Kinder aus dem Haus waren, beschränkte sich Fannis
Vorratshaltung mehr oder weniger auf Mehl, Kartoffeln und Rotwein.
    Für Kartoffeln war es zu spät.
    Fanni schnippelte drei Tomaten in Scheibchen.
    Sie hörte ihren Mann an der Haustür und wusste immer noch nicht, was
den Salat flankieren sollte. Eilig nahm sie das Blech mit den Golatschen aus
dem Ofen und ließ das heiße Gebäck auf eine Porzellanplatte gleiten.
    Während Hans Rot im Badezimmer rumorte, durchforstete Fanni den
Inhalt ihres Vorratsschrankes: Thunfisch in der Dose – unbrauchbar ohne
Reis und Erbsen; Pastasoße alla Napoletana im Glas – abwegig ohne Nudeln.
    Fanni wurde es schwül unter der
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