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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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Pik«, fuhr Dörthe fort. »Ihn habe ich einem Wanderzirkus abgekauft, der hier im Dorf gastierte. Er musste zweimal am Tag in der Manege Kunststückchen vorführen – zählen, sich auf Kommando hinlegen, durch einen Reifen springen, lauter albernes Zeug. Dabei hatte er eine üble Hautkrankheit und kaum noch Borsten am Leib. Man konnte ihm ansehen, dass er furchtbar litt.«
    »Aha«, sagte Ebersbach, aber er wirkte nicht sonderlich interessiert. Er zog eine Schachtel Zigaretten hervor und begann ebenfalls zu rauchen.
    »Dann kamen Che dazu, er ist ein Husumer Protestschwein – die heißen wirklich so -, und Brunst, ein deutsches Sattelschwein. Beide habe ich dem Metzger hier im Dorf abgekauft, als sie schon mit einem Bein im Schlachthaus standen.« Dörthe lächelte versonnen vor sich hin, während Ebersbach rauchte und stumm nickte. »Die kleine Cecile, ein Minischwein, habe ich in einer Zoohandlung entdeckt. Da hat sie in einem winzigen Verschlag gehockt und vor sich hin gewimmert. Und das hier – das ist die kluge Kim. Sie hat sich zwei Kilometer von hier im Gebüsch versteckt, als auf der Autobahn ein Schweinetransporter verunglückt ist. Ich glaube, sie war das einzige Schwein, das sich bei diesem Unfall in die Freiheit gerettet hat.«
    »Wie schön«, sagte Ebersbach gelangweilt und blies den Rauch seiner Zigarette aus. »Ich habe auch ein Herz für Schweine, aber nur wenn sie gut durchgebraten sind und vor mir auf dem Teller liegen – am besten unter einer dicken scharfen Pilzsoße.« Er lachte, und als Dörthe nicht in sein Lachen einfiel, verzog er das Gesicht und schnippte seine Zigarette in den Wassertrog im Pferch, wo sie mit einem Zischen erlosch.
    Idiot!, dachte Kim. Hoffentlich würde Haderer morgen neues Wasser bringen. Sonst müssten sie diese Giftbrühe saufen.
    »Ich könnte eine ganze Nacht lang über Schweine reden«, sagte Dörthe, die nun ein wenig verärgert klang. »In Ländern wie China werden Schweine als heilige Wesen verehrt, als Krone der Schöpfung sozusagen. Sie sind viel klüger als etwa Hunde oder Affen. Wissen Sie, dass unsere DNA zu über siebenundneunzig Prozent mit der von Schweinen übereinstimmt? Deshalb werden viele medizinische Versuche auch zuerst an Schweinen vorgenommen. Allerdings haben Schweine ein viel intensiveres Liebesleben als Menschen – der Geschlechtsakt bei einem Schwein kann über eine halbe Stunde dauern, beim Menschen sind es, glaube ich, statistisch gesehen nicht mehr als acht Minuten.«
    »Was Sie nicht sagen!«, erwiderte Kommissar Ebersbach. Er wandte sich zur Tür und winkte jemanden heran. Kroll löste sich aus dem Schatten. Kim war überrascht – sie hatte ebenso wenig wie Dörthe bemerkt, dass der Gehilfe dort gewartet hatte. »Aber vielleicht nähern wir uns damit dem eigentlichen Thema, obwohl es nichts mit Schweinen zu tun hat. Wir haben Ihr Alibi überprüft. Ich muss Ihnen leider sagen, dass Herr Doktor Michelfelder Sie angeblich überhaupt nicht kennt, geschweige denn bereit ist zu bestätigen, mit Ihnen die letzte Nacht verbracht zu haben … Bedaure sehr, aber wenn Ihre Angaben sich nicht bestätigen lassen, müssen wir davon ausgehen, dass Sie gelogen haben, und das heißt für uns …« Ebersbach sprach den Satz nicht zu Ende.
    Kroll trat neben ihn, doch statt etwas zu sagen, grinste er nur vor sich hin. Seine riesigen Augen hinter der dicken Brille wirkten irgendwie dumm, fand Kim.
    Dörthe schaute den Kommissar nicht an, sie blickte wieder zu der Stelle, wo der tote Munk gelegen hatte, dann sah sie zu Kim herüber. Kim erwiderte ihren Blick freundlich.
    »Klar«, sagte Dörthe, »er will mich nicht kennen – schließlich will er gewählt werden. In einem Monat sind Landtagswahlen, er will Minister werden, am liebsten für Kultur. Da kann er keine Affäre zugeben mit einer Schauspielerin …«
    »… die früher mal als Stripperin aufgetreten ist«, warf Kroll ein und grinste wieder, so dass seine kleinen braunen Zähne zu sehen waren.
    Dörthe schaute Ebersbach überrascht an. Der Kommissar nickte bedächtig. »Wir haben uns erkundigt. Ist schließlich unser Job – Sie verstehen«, sagte er beinahe mitfühlend. »Außerdem sind da noch ein paar Kleinigkeiten, die nicht unbedingt ein gutes Licht auf Sie werfen. Sie sollen gelegentlich Streit mit Munk gehabt haben, sagt man im Dorf, lautstarken Streit, der auch in Handgreiflichkeiten enden konnte – und auf dem Messer, das in Munks Rücken steckte, haben wir einen klaren, fetten
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