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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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Fingerabdruck gefunden, der eindeutig von Ihnen stammt.«
    Dörthe tupfte ihre Zigarette langsam auf einem Holzpfosten aus und steckte den Stumpen dann in ihre Zigarettenschachtel. Sie schwieg ein paar Momente zu lange, fand Kim, die den Blick nicht abwenden konnte. Sie musste doch etwas sagen, sich verteidigen.
    »Kann schon sein, dass mein Fingerabdruck auf dem Messer ist«, sagte Dörthe leise in die Stille hinein, die langsam unheimlich geworden war. »Ich wohne hier die meiste Zeit. Wenn das Messer von hier stammt, dann werde ich es wohl mal in der Hand gehalten haben.«
    »Haben Sie sich von Munk trennen wollen und sind deswegen in Streit geraten?«, fragte Kroll. Das hässliche Grinsen war wie in sein Gesicht gemeißelt. »Er wollte, dass Sie hier bei ihm bleiben, oder er hat herausgefunden, dass Sie ihn permanent betrogen, und dann war plötzlich das Messer in Ihrer Hand, und Sie haben zugestochen. So etwas kann passieren. Mord im Affekt – dafür gibt es mildernde Umstände, wenn Sie es hier und jetzt gestehen.«
    Kroll mag es, Menschen schlecht zu behandeln, dachte Kim.
    Dörthe gönnte Kroll einen verächtlichen Blick. »Was wissen Sie denn schon?«, stieß sie hervor und wandte sich dann Kommissar Ebersbach zu. »Sind Sie deshalb gekommen? Um mir zu sagen, dass ich kein Alibi habe, weil mein derzeitiger Liebhaber mich aus bestimmten, leicht erklärlichen Gründen verleugnet?«
    Ebersbach schüttelte den Kopf. »Nein«, knurrte er. »Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, dass Sie unter dem dringenden Tatverdacht stehen, Ihren Lebensgefährten, Gönner und Gläubiger Robert Munk mit einem Messer getötet zu haben. Ich muss Sie bitten, mich aufs Präsidium zu begleiten.«

4.
     
    Die halbe Nacht fand Kim keine Ruhe. Die Stille war zu still, das Mondlicht war zu hell. Brunst knurrte im Schlaf vor sich hin, und Cecile quiekte mitunter und zuckte mit ihren winzigen Hufen, als würde sie vor etwas Angst haben und fliehen wollen. Am schlimmsten aber waren die Vorwürfe, die sie sich machte. Der Kommissar und sein schrecklicher Gehilfe hatten Dörthe mitgenommen, und sie hatte nichts unternommen. Sie hätte aus Protest grunzen, quieken, kreischen, knurren, vielleicht sogar randalieren, sich gegen das Gatter werfen müssen. Wie dumm konnten Menschen sein! Sahen sie denn nicht, dass Dörthe nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun konnte! Sie hätte Munk niemals wehgetan, auch wenn sie schon einmal eine Flasche nach ihm geworfen oder ihn beschimpft hatte. Außerdem hatte Kim ja jemanden in der Tür gesehen, einen flüchtigen Schatten nur, aber dieser Schatten war nicht Dörthe gewesen – da war sie sich ziemlich sicher.
    Nachdem Dörthe vom grinsenden Kroll weggeführt worden war und der Kommissar die Lampe ausgeschaltet hatte, war Kim in die hinterste Ecke gekrochen, weg von den anderen, weg vom Mondlicht. Tiefe Schwermut überkam sie. Schweine und Menschen passen einfach nicht zusammen, dachte sie. Was einem Schwein sonnenklar war, schien ein Mensch nicht im Geringsten zu durchschauen.
    Als sie endlich müde genug war, um einzuschlafen, hörte sie ein sonderbares Schnaufen und Scharren. Wo kam das her? War Brunst in einem Anfall von Heißhunger aufgewacht und suchte nach Fressen? Nein, Brunst lag da, sein fetter Bauch hob und senkte sich rhythmisch. Das Geräusch kam von draußen. Da war jemand auf der Wiese. Einen Moment später hörte es sich an, als würde es über das Holz kratzen. Doktor Pik zuckte zusammen und öffnete ein Auge. Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
    Vorsichtig schlich Kim zu der Tür, die auf die Wiese hinausführte. Dann roch sie es. Lunke – der wilde Schwarze war da, genau auf der anderen Seite der Holztür.
    »Lunke?«, flüsterte sie fragend, und irgendwie gefiel es ihr, seinen Namen auszusprechen.
    »Verdammt«, grunzte er wütend. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass bei Kaltmann ein riesiger Köter Wache schiebt? Hätte mich fast erwischt, das Monster.«
    »Das wusste ich nicht. Tut mir leid«, hauchte Kim, doch Lunke war schon wieder verschwunden.
    Als sie wenig später wieder in ihrer Ecke lag, war sie nicht sicher, ob sie nur geträumt hatte. Denn wie sollte Lunke durch den stacheligen Zaun auf die Wiese gekommen sein?
     
    Sie erwachte, weil etwas sie in den Bauch trat, ein schwarzer, schmutziger Stiefel, wie sie entdeckte, als sie ihre Augen aufriss. Haderer stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, eine brennende Zigarette im Mundwinkel, und holte noch
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