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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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Protestes kommt. Darauf müssen wir vorbereitet sein.«
    Durch das große Fenster neben dem Atelier konnte Kim sehen, dass Ebersbach mit Haderer sprach. Lange saßen sie da, und Haderer redete mit Händen und Füßen, schüttelte manchmal den Kopf, dass seine dunkle, schmutzige Mähne hin und her flog, und tat ganz unschuldig. Wie gewöhnlich tanzte eine Zigarette in seinem Mund auf und ab.
    Er wird dem Kommissar nicht erzählen, was er über Munk gedacht hat, kam es Kim in den Sinn. Dass er Grimassen hinter dessen Rücken geschnitten und sich oft hinten auf ihre Wiese gesetzt hatte, um in einen von diesen kleinen Apparaten hineinzusprechen – gelegentlich stundenlang. Leider hatte sie diesen Gesprächen nie besondere Aufmerksamkeit zugemessen. Jedenfalls erinnerte sie sich nicht mehr genau, was er da alles gesagt hatte. Es war um Lieferungen gegangen, aber nicht für sie, keine Kartoffelschalen, kein Kohl, irgendetwas anderes. Hatte Haderer vielleicht von Klee gesprochen, dem letzten Wort, das Munk über die Lippen gekommen war? Nein, leider, sie wusste es nicht mehr.
    »Willst du heute gar nichts fressen?« Cecile hatte sich ein paar Haare an ihrem Rüssel angesengt, aber das tat ihrer Neugier keinen Abbruch. »Brunst meint, du sollst mehr fressen, statt mit einem von den Schwarzen zu reden!«
    »Brunst soll mich in Ruhe lassen«, erwiderte Kim. »Ich habe zu tun.«
    »Was tust du denn?« Cecile spähte in die Richtung, in die Kim blickte, aber das Treiben auf dem Hof interessierte sie nicht sonderlich.
    »Ich schaue mir an, was die Menschen tun, nun, da Munk tot ist. Außerdem warte ich auf Dörthe. Dörthe muss zurückkommen, sonst …« Kim brach ab und schaute die Kleine an, die ihren Blick völlig arglos erwiderte.
    »Sonst was?«, quiekte Cecile.
    Sonst sind wir verloren, wollte Kim antworten, ließ es aber bleiben. »Ach, nichts«, sagte sie. »Stör mich nicht!«
    Cecile trabte zu Brunst, um ihm alles brühwarm mitzuteilen. Wütend blickte Brunst zu ihr herüber, dann lief er zum anderen Ende der Wiese und begann mit seinem Rüssel heftig in der Erde zu wühlen, wie er das bei Lunke gesehen hatte. Nur wirkte es bei ihm ungelenk und sinnlos.
    Kim beobachtete, wie Haderer den Kommissar durch das Haus führte, zuletzt kamen sie in den Raum mit den beiden riesigen Fenstern, in dem Munk gemalt hatte. Da hatte man ihn besonders gut bei der Arbeit beobachten können, wie er Farbe gemischt hat oder auf schmale Leitern geklettert war, um an seinen Bildern herumzupinseln. Kim sah Haderer an, dass er schlecht über Dörthe redete; er holte das Bild hervor, das sie mit ihren langen roten Haaren zeigte, die ihre Nacktheit nicht verdeckten, und drehte es ins Licht, damit Ebersbach es genau studieren konnte.
    Kim verstand nichts davon, aber sie fand das Bild recht schön, auch wenn Dörthes Gesicht in Wahrheit viel weniger Ecken und Kanten hatte.
    Wenig später kam Haderer über die Wiese. Er hatte eine Forke in der Hand und trieb sie in den Stall. Für gewöhnlich konnten sie viel länger draußen bleiben, manchmal auch die ganze Nacht, aber heute waren weder Munk noch Dörthe da, die sie abends mit ein paar Eicheln oder einem Eimer mit Körnern in den Stall lockten.
    Haderer war noch missmutiger als sonst. Machte er sich Sorgen wegen Munk?, fragte Kim sich. Hatte er vielleicht Angst, dass auch ihm etwas passieren könnte? Er roch anders als sonst, nicht nach Tabak, einfach anders, nach Schweiß und Ärger und Lust, jemandem wehzutun.
    Auch Doktor Pik schien das begriffen zu haben. Mit einem ungewöhnlich lauten Grunzer gab er allen das Signal, sich gemeinsam in den Stall zu verziehen, obwohl es noch taghell war. In einer langen Reihe trabten sie zum Tor. Trotzdem rief Haderer ihnen einen Fluch hinterher. »Schneller, Saubande!«, brüllte er und versuchte Doktor Pik einen Tritt zu versetzen.
    Auf der Schwelle blieb Kim einen Moment stehen. Was war, wenn Munk noch immer dalag? Ach nein, man hatte ihn ja in dem schwarzen Wagen abtransportiert. Seltsam war es dennoch, sich der Stelle zu nähern, wo Munk gestorben war. Der Stall sah unverändert aus, nicht einmal das schmutzige Stroh hatte man weggeräumt. Also waren die weißgekleideten Menschen nicht zurückgekommen, nachdem Ebersbach sie weggeschickt hatte. Allerdings hatte auch niemand ihr abendliches Futter gebracht, und so erwartete sie nur ein halbvoller Wassertrog.
    Auch Cecile und die anderen schauten sich ratlos um, als hofften sie, dass etwas anders geworden
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