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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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sagte sie vage. Auch wenn sie sich ärgerte, wollte sie nicht allzu unfreundlich sein.
    Er kam ein Stück näher heran, so dass seine Eckzähne schon beinahe den Zaun berührten. Vorsicht, wollte sie rufen, da musst du vorsichtig sein, sonst stichst du dich.
    »Und was ist mit den Jungs?«, fuhr er fort und kniff die Augen zusammen. »Die bringen’s wohl nicht mehr, was? Der eine ist zu alt, und den beiden anderen fehlt offenbar das Wichtigste. Stimmt’s, oder hab ich recht?« Er gab ein Geräusch von sich, das im ersten Moment bedrohlich klang, dann begriff sie, dass er lachte.
    Sie drehte sich zu Brunst und Che um, die sie misstrauisch beäugten, sich aber nicht trauten, näher zu kommen. Gegen Lunke wirkte Brunst fett und hässlich und Che mit seinem hellen Fleck auf dem Rücken nackt und wie eine halbe Portion.
    Kim entschloss sich, den letzten Schritt zum Zaun zu tun. »Ich heiße Kim«, sagte sie, »und ich habe ein Problem.«
    »Lunke«, knurrte Lunke – das war seine Art, sich vorzustellen. »Was denn für ein Problem? Dass du gefangen bist und den ganzen Tag über so eine winzige Wiese hoppeln musst? Da könnte ich Abhilfe schaffen – wäre mir ein Vergnügen.« Seine braunen Augen strichen am Zaun entlang und glitten dann zu ihr zurück.
    »Nein«, sagte sie, als er sie wieder ansah. »Das ist es nicht.« Plötzlich aber drängte sich ein anderer Gedanke vor: Wie schön wäre es, einmal an Lunkes Seite durch den Wald und über das Feld zu laufen und etwas anderes zu fressen als altes Brot, welken Salat und Kartoffelschalen! Bestimmt kannte er auch ein richtig schönes Wasserloch, in dem man sich suhlen konnte.
    »Was ist es dann?« Lunke wurde ein wenig ungeduldig.
    »Es geht um einen Menschen«, sagte sie und erzählte von Munk, dem Maler, dass er mit einem Messer im Rücken in ihren Pferch gefallen war und dass er sie angesehen und ein Wort zu ihr gesagt hatte, bevor er gestorben war.
    »Ich kenne ihn«, sagte Lunke, nachdem sie mit einem mulmigen Gefühl im Bauch geendet hatte, weil sie alles noch einmal hatte durchleben müssen. »Er hat mich neulich nachts vom Hof verjagt, als ich mich ein wenig umgesehen habe. Hat widerwärtig gerochen und war nicht sehr freundlich, der Mann.«
    Einen Moment lang trat Schweigen ein. Lunke blickte an ihr vorbei, überhaupt nicht beeindruckt von ihrer Schilderung, und sie hatte das Gefühl, dass er schon überlegte, wieder in den Wald abzuziehen, um zu fressen oder sonst was zu tun.
    Kim schluckte einmal, dann sagte sie hastig: »Ich möchte, dass du mir hilfst.« Zu ihrem Missfallen stellte sie fest, dass ihre Stimme fürchterlich zitterte und viel schriller klang als sonst. »Ich will wissen, ob es Kaltmann war, der Schlächter.«

3
     
    Menschen zu beobachten war anstrengend. Ständig liefen sie hin und her, trugen Kisten in Autos, fuhren weg und kamen wieder. Die Weißgekleideten waren besonders geschäftig, sie suchten den Hof ab, hielten große grelle Lampen hoch, obwohl es doch noch Tag war, und liefen durch das ganze Haus. Jedenfalls sah man sie ständig an den vielen Fenstern vorbeihasten. Nur Ebersbach, der dicke Kommissar, ließ es ruhiger angehen. Er war auch der Einzige, der Kim Beachtung schenkte. Einmal kam er vom Hof her an den Zaun, lehnte sich gegen das Holz und ließ seinen Blick über sie gleiten, während er nachdenklich eine Zigarette rauchte. Obwohl sie noch brannte, schnippte er sie dann in ihre Wiese, und Cecile war so dumm, neugierig heranzulaufen und sich den Rüssel zu verbrennen. Wenn Kim eines wusste, dann, dass die Kleine wirklich zu nichts zu gebrauchen war. Aber auch die anderen würden ihr nicht helfen, die Sache mit Munk aufzuklären, selbst Doktor Pik hielt sich zurück.
    »Ist ihm zu trauen?«, hatte der Alte ihr zugeraunt, nachdem Lunke erhobenen Hauptes wieder im Wald verschwunden war.
    »Keine Ahnung«, hatte Kim erwidert. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass Lunke versprochen hatte, sich Kaltmanns Laden einmal anzusehen.
    Che und Brunst beachteten sie gar nicht mehr. Offensichtlich waren sie beleidigt, weil sie mit einem der Schwarzen gesprochen hatte.
    Besonders Che konnte sich stundenlang über die Schwarzen auslassen. Anarchisten seien sie, die nur an sich dächten – jede Solidarität sei ihnen fremd. Ihnen gehe es nur ums Fressen.
    »Und worum geht es dir?«, hatte Kim provozierend gefragt.
    »Ich habe andere Interessen«, hatte er erwidert, »ich fresse bloß, um bei Kräften zu sein, wenn eines Tages unsere Stunde des
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