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Satt Sauber Sicher

Titel: Satt Sauber Sicher
Autoren: Dirk Bernemann
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sich an das besoffene Kackgelaber bereits gewöhnt und lässt den Typen gewähren, wie der da so seine Mitteilungswut abschüttelt ... "Also wir ausse Kneipe raus und Frau Chef im dicken Benz lädt den Alten ein unter einem unvorstellbaren Zickengezeter. Echt schlimm so nüchterne Frauen. Dann standen wir da noch zu viert und fühlten uns noch jung und gut aussehend genug, noch in ein Tanzlokal zu gehen. Wat zum Ficken absahnen, verstehste." Nein, keineswegs. Peter ist leicht genervt ob der Machountiefen seines Gegenübels. "Dann ab ins Taxi und in diesen Laden rein, wo immer diese jungen Miezen abhotten, Name vergessen." "Stromhaus", Peter ergänzt emotionslos und trinkt. Der Typ trinkt ebenfalls große, gierige Schlucke und macht weiter mit seinem Monolog aus desillusionierten Gefilden. "Stromhaus Alter, genau. Scheiß die Wand an, war dat geil. Da noch kräftig einen gehoben, nur die Weiber waren echt zu arrogant, um wirkliche Männlichkeit erfahren zu wollen. Keine wollte. Also mehr Schnaps. Keine wollte. Mehr Schnaps ging nicht. Timo fasste mal einer an den Arsch,aber die hat sofort zugeschlagen und ihren Freund rangewunken, der aber angenehm ängstlich war wegen vier gewaltbereiter Männer vom Schwerbau. Na, also alles in allem war es nicht erfolgreich. Kein Glück bei den schönen Frauen, also massiv alkoholisiert zum S-Bahnsteig. Raus aus diesem viel zu lauten Jugendding. Auf dem Weg ist unser Werner abgeschissen. Konnte auf einmal nicht mehr seine Beine bändigen und ist voll hingeknallt und hat dann erst mal auf die Straße gekotzt. Blut und Kotze. Da is uns wat Gemeines eingefallen. Werner war ja richtig hilflos, der konnte ja gar nichts mehr und wir ham den erst mal ausgezogen. Der hat nix mehr gemerkt, der alte Werner. Komplett nackt gemacht haben wir den Werner. Der konnte ja gar nichts mehr. Dann haben wir ihn erst mal mit der Hand sexuell erregt, obwohl keiner von uns is 'n Homo, Alter, alles nur Frauenficker, kein Homo, klar. Ja und dann haben wir den Werner irgendwo an einen Türrahmen gelehnt und da geklingelt. Und dann zu dritt hinterm Busch versteckt. Das Geschrei war natürlich groß. Nackter, besoffener Bauarbeiter nachts um halb drei mit 'ner Erektion vor der Haustür is ja auch nicht nett. Aber so sind wir, immer zu Scherzen aufgelegt. Tja, dann haben die Anwohner aber die Bullen gerufen und Werner wurde mitgenommen, das war dann nicht mehr so lustig, aber er wusste später keinen Deut mehr von den Dingen, die wir mit ihm gemacht haben. Schweinetat oder Freundschaftsdienst? Hier wird gesprungen, junger Freund. Also dann sind der Timo, der Lothar und ich ab zum Bahnsteig, da wollten wir ja eh hin. Werner war weg und der Abend auf seinem Höhepunkt. Wir waren voll wie die Zementsäcke. Und dann saß da dieser Neger auf 'ner Bank rum, so'n Scheinasylant. Verstehste, einer, der Deutschland am Verarschen is'. Der hat uns blöd angelabert und dann haben wir ihm mal gezeigt, was ein rechter Haken ist. Der ist gar nicht mehr aufgestanden. Kaputtgeprügelt ham wir den. Wat labert der uns auch voll? In unserem Zustand. Und am Ende sah der aus wie tot, war der aber nicht, so Neger sind doch stabil am Kopp.
    Wir ham uns trotzdem erschrocken, als der nicht mehr aufstand. Der Timo hat dem Schwarzen 'nen dicken Stein über'n Kopf gezogen. Wir sind dann weggerannt. Der Neger war nicht tot. Die sind doch stabil, die Neger. Stabil sind die."
    Der Mörder saugt Bierschaum aus dem unteren Drittel seines Glases. Peter ordnet Gedanken in sich. Die meisten haben mit Flucht zu tun. Einige mit Gewalt. Ein winziger mit Sex. Peter denkt und sieht den Mörder an, wie er mit leicht zitternden Händen ein Bierglas umklammert. Der Blick ist undurchdringbar. Bereut er seine Tat oder will er sich damit rühmen? Das bleibt undurchsichtig wie eine beschlagene Glasscheibe.
    Der Typ trinkt weiter und Peter hat von dieser Scheiße in der Zeitung gelesen und weiß, dass ein Mörder vor ihm sitzt. Der Mörder bestellt zwei große Bier und stellt Peter eins hin. Peter sieht dem Mörder direkt in seine Baufresse, in die schon viel Regen gehagelt ist. Soll der Typ ihm jetzt leidtun oder soll er ihn verachten? Peter kann sich nicht entscheiden. Er stößt mit dem Mörder an, muss dann aber mal los, sagt er, nachdem er das Gastgeschenkbier drin hat. Zahlt dann, der Peter und muss schnellstens auf die Straße.
    Draußen geht er noch ein wenig durch die Nacht und denkt an Opfer, Täter, Justiz, Asylpolitik und Nazischeiße. Und wie nah
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