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Satt Sauber Sicher

Titel: Satt Sauber Sicher
Autoren: Dirk Bernemann
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ist und es mal wieder irgendjemand nicht rechtzeitig in seine Wohnung geschafft hat. Treppenmarsch. Veras Arsch ganz nah an Kevins Gesicht. Der denkt nicht mehr, sein Gehirnblut mehrt sich zwischen seinen Beinen, um sein Kindergenital zu verdicken. Vera macht die Tür auf und zu. Kevin guckt. Vera guckt Kevin an. Kevin guckt weg. Er kann den Blick deralten Frau nur schwer auf seinem geilen Body ertragen. "Was'n los jetzt?", durchbricht er unbeholfen das schwer auszuhaltende Schweigen. "Dahinten ist das Schlafzimmer", erzählt Vera Kevin. Der hat ein bisschen Angst. Die alte Angst blitzt auf zwischen Geilheit und Ekel. Ekel vor sich selbst und vor Vera. Aber jetzt gibt es kein zurück mehr. Zwei Leben tanzen zwischen selbst gewählten Mauern der Coolness. Tanzen aufeinander zu. Für einen Augenblick Sekundensterben. Dann gehen beide hintereinander in Veras Schlafzimmer.
Humankapital (the broker is broken ...)
    Ein Schlafzimmer von Designergehirnen gestaltet. Ein Bettgestell, ein großer Kleiderschrank. Über dem Bett ein Spiegel. Der zeigt einen kleinen Menschen. Ein Fixpunkt im Nichts. Der Mensch schläft und bekommt von der äußeren Sinnlosigkeit der Schönheit nichts mit.
    Schweißdurchtränkte Nacht in wütender Bettwäsche. Die Nacht ist lau und von Sommer ist wenig zu sehen. Ein Mensch im Kampf gegen sich selbst. Setzt alle Waffen ein, zum Beispiel eine der explosivsten und tödlichsten: seine Arbeit. Der Mensch deswegen im Wahn. Hat zwar viel, ist aber wenig. Ist nur ein fremdgesteuerter Zellhaufen ohne Leidenschaft, die ist ausgesaugt worden. Doch wehe, wenn der Mensch schläft, dann ...
    Roland träumt. Er träumt davon, dass Kleinvorstadt brennt. Angezündete Sparkassen und geplünderte Tankstellen. Er sieht Menschen rennen und Schweine brennen. Er sieht fettleibige Anzugträger mit unendlich vielen Kinnen im Feuer wohnen und hört Fettblasen platzen und lächelt bewusst niederträchtig. Er träumt davon, dass ganz Deutschland brennt. Endlich in Flammen aufgeht. Frankfurt am Main ist ein Schwein. Deutschland, du Drecksau. Europa, du Nazihure. Das schreibt Roland auf Transparente. Seine vielen Freunde helfen ihm dabei nicht durchzudrehen vor Enthusiasmus. Roland schwitzt die Wäsche voll. Er will nicht aufwachen und wieder Teil des Systems sein. Zu viel Realität ist tödlich für ihn. Die Pseudosicherheit des Träumers ... Ein Gedanke im Fleisch ... Eine Idee von Liebe ...
    Roland will nicht nur brennende Vorstädte, er will auch brennende Vorstände. Flammenwerfer ins Gesicht halten. Nochmal nachladen und die brennende Leiche erschießen. Das war der Plan. Und er hatfunktioniert. Und Roland liebt es, wenn Pläne funktionieren. Er raucht eine Zigarre und denkt an die Kindersendung "Das A-Team", in der auch immer alle Pläne funktionieren. Yeah, denkt Roland und die Macht und die Gunst der Stunde pushen ihn to the limit seiner Wahrnehmungsfähigkeit.
    Szenarien überschlagen sich in Rolands Kopf. Er träumt weiter. Er sieht ein System an sich selbst sterben. Er sieht die Wut in den Augen hungriger Kinder, deren Eltern bei Atomtests diverse Arme gewonnen haben. Er sieht überfüllte Krankenhäuser mit Opfern von Gewaltakten, die in keinen Akten zu finden sind. Man hat damit aufgehört Geschichtsbücher zu schreiben, weil sich die Geschichte zu schnell wandelt und sich jeglicher Dokumentation sträubt. Guido Knopp wurde auch schon umgebracht. Recht so. Die ganze beschissene Welt im Chaos. Roland ist mittendrin. Abschnallend vor Traumsucht.
    Er sieht ein Notstandskomitee auf Hilflosigkeit plädieren. Die letzten Kapitalisten zählen ihr Geld, während tausend Gewehre auf sie gerichtet sind, um ihnen ihre Fehlbarkeit zu erläutern. Er sieht einen Regierungsdebattierclub, der zu einem regierenden Debakelclub geworden ist. Roland sieht Familien rennen, beschossen und weniger werden. Tränengeflutete Augen kleiner Kinder sieht er, der Roland. Ganz nah. Und weiß, dass das, was ist, falsch ist zum Leben. Roland sieht sich reden und seine Ideen präsentieren. Dem Krieg ein Ende, den keiner je als Krieg erkannt hat: Kapitalfaschismus. Roland findet in der Katastrophe Gehör von Leuten, denen sonst immer alles egal war. Es sind relativ glückliche Sekunden in dieser Traumeinheit.
    Roland schafft in seinem Traum das ab, was alle Kapitalismus nennen. Danach ist er Präsident oder Führer eines Teils der Welt, der dannunabhängig von Geld und Außenwirkung und Markt und Selbstzerfleischungsterror leben kann und darüber
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