Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
wohl sagen. Er arbeitet ununterbrochen. Ich möchte wissen, wann er je schläft. Sind Sie auch Vegetarier, so wie Moreland? Wir nämlich nicht. In meinem Job isst man, was kommt, oder man verhungert.«
    Offenbar erwartete er nun, dass ich ihn fragte, was sein Job war, und ich tat ihm den Gefallen.
    »Ich bin Botaniker«, klärte er mich auf. »Mein Spezialgebiet sind tropische Sporen.«
    »Arbeiten Sie mit Dr. Moreland zusammen?«
    »Nein«, sagte er und lachte »Meine Gegend ist der Äquator. Das hier ist für mich fast der Nordpol.« Er legte seiner Frau einen Arm um die Schulter. »Nein, ich leiste nur meiner Angetrauten Gesellschaft. Dr. Jo ist eine hoch geschätzte Meteorologin. Sie erforscht Veränderungen in Luftströmen. Onkel Sam ist ziemlich verliebt in ihre Arbeit und spuckt daher reichlich Geld aus.«
    Jo lächelte verlegen. »Wie war die Reise?«
    »Lang, aber friedlich«, antwortete Robin.
    »Sind Sie auf einem der Versorgungsboote gekommen?«, fragte Picker.
    »Ja.«
    »Von Saipan oder Rota?«
    »Von Saipan aus.«
    »Wir auch. Verdammt mühsam, nicht wahr? Ich ziehe Flugzeuge vor. Sogar der größte Ozeanriese ist im Pazifik wie eine Tannennadel in einem Swimmingpool. Lächerlich - drüben in Stanton gibt es einen großen Flughafen und die Marine lässt ihn uns nicht benutzen.«
    »Dr. Moreland hat uns geschrieben, der Flughafen dort wäre geschlossen.«
    »Aber nicht, wenn die Marine ihn braucht. Ich hasse Schiffe.«
    »Ach, so schlimm war es doch gar nicht, Ly«, sagte Jo. »Erinnere dich nur an die fliegenden Fische. Ich fand die Überfahrt richtig schön.«
    Wir gingen zur Treppe.
    »Typische Regierungsidiotie«, wetterte Picker. »Die haben das ganze Land dort und niemand benutzt es. Wahrscheinlich hat das irgendein Unterkomitee verbrochen. Meinst du nicht auch, Schatz? Du kennst dich doch aus mit der Regierung.«
    Jo lächelte angestrengt. »Ich wünschte, es wäre so.«
    »Hatten Sie ein bisschen Zeit in Guam?«, fragte ihr Mann. »Haben Sie diese Broschüren gesehen? ›Den Pazifik entwickeln; eingeborenes Talent nutzen.‹ Und was machen die hier? Sie sperren die einzige Verbindung zwischen der Marinebasis und dem Rest der Insel.«
    »Welche Verbindung?«, erkundigte ich mich.
    »Die südliche Küstenstraße. Die Leeseite ist vom Norden aus nicht zu erreichen. Zwischen dem Nordstrand und diesen toten Vulkanen gibt es nichts als nackten, senkrechten Fels. Der einzige andere Weg ist die Südstraße oder quer durch den Banyanwald. Die Straße hat die Marine voriges Jahr gesperrt. Es gibt also keinen Kontakt zwischen der Basis und dem Dorf; keinen Handel und nichts. Was es hier an Geschäften einmal gegeben hat, ist natürlich zugrunde gegangen.«
    »Und was ist mit der Route durch den Wald?«
    »Die ist total vermint, noch aus der Japanerzeit.«
    »Was machen Sie also genau, Robin?«, wechselte Jo das Thema.
    »Ich baue Musikinstrumente.«
    »Aha ... Trommeln und so.«
    »Nein, Gitarren und Mandolinen.«
    »Lyman spielt Gitarre.«
    Picker kratzte sich den Bart.
    »Einmal habe ich eine Gitarre in die Hoyos von Zentralecuador mitgenommen. Das ist eine Gegend, sage ich Ihnen: Ozelote, Tapire, Kinkajou und so weiter. Die Tiere auf dieser Insel haben kein Rückgrat. Insekten und so, lauter weiches Zeug. Meine Frau hasst Sachen ohne Rückgrat, nicht wahr, mein Schatz?«
    »Er spielt sehr gut«, ignorierte ihn Jo.
    »Ja, ich bin ein zweiter Segovia. Da saß ich also mit den Auca-Indianern am Lagerfeuer und versuchte, sie mit meinem Geklimper dazu zu bringen, mich zu einem saftigen Vorkommen von Cordyceps militaris zu führen - das sind Pilzparasiten, die auf Insektenpuppen wachsen. Die Indianer essen sie wie Popcorn. Wie dem auch sei, in der Luftfeuchtigkeit löste sich die Verleimung auf und am nächsten Morgen war meine gute Gitarre nur noch ein Haufen feuchtes Holz.« Er lachte. »Mit den Saiten habe ich dann mein Abendessen erdrosselt und den Rest habe ich als Zahnstocher benutzt.«
    Inzwischen waren wir im Erdgeschoss. Romero stand im Wohnzimmer, mit Kiko auf der Schulter, und Picker meinte: »Die Sorte habe ich auch schon gegessen. Sehr lecker; schmeckt ähnlich wie Wild. Wussten Sie, dass Affen nie stubenrein werden?«
    »Guten Abend, Ben«, sagte Jo. »Essen wir wieder draußen?«
    Ben nickte. »Dr. Bill wird etwas später kommen.«
    »Welche Überraschung«, sagte Picker.
    Wir gingen durch einen Korridor. An den mit Rohseide tapezierten Wänden hingen weitere dieser blassen Aquarelle,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher