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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden
Autoren: Jason Dark
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hat mich gelehrt, daß nicht alles, was unter der Erde liegt, auch wirklich tot ist. Da gibt es manchmal schon Unterschiede, mein Lieber. Oder denken Sie darüber anders?«
    »Gehen Sie jetzt!«
    »Ich bleibe trotzdem. Wissen Sie, ich liebe nun mal Friedhöfe. Daran kann ich nichts ändern. Es ist so etwas wie ein Hobby von mir.«
    Der Ladenbesitzer ließ Bill stehen. Er ging in eine Ecke und holte einen Reisigbesen, um die Scherben zusammenzufegen. Bill Conolly war für ihn Luft geworden.
    Der Reporter ärgerte sich nicht mehr darüber, daß man ihn stehengelassen hatte wie einen kleinen Jungen. Das kannte er auch von den anderen Bewohnern, die mit ihm nicht viel im Sinn hatten. Er verließ den Laden und drehte sich noch einmal um, als er die Straße überquerte.
    Der Krämer starrte ihm nach. Er hatte sich auf seinen Besen gestützt und sah aus wie ein Arbeiterdenkmal.
    Seltsame Menschen, dachte Bill. Aber auch gefährliche. Sie hatten etwas zu verbergen. Um dies herauszufinden, war der Reporter zusammen mit Harry Doyle nach Trimball gekommen, wobei er nicht einmal der Initiator gewesen war, sondern Harry, der Fotograf, der in Fachkreisen auch der Irre genannt wurde.
    Momentan befand sich Harry nicht im Ort. Er hatte den Friedhof besuchen wollen, weil er immer noch darauf hoffte, Fotos schießen zu können und Stimmen aufzunehmen.
    Fotos von einem Friedhof zu machen und auch Geräusche aufzunehmen, war im Prinzip nichts Besonderes, nur lag der Fall hier etwas anders. Harry Doyle behauptete steif und fest, die Geister der Toten auf einen Film bannen zu können. Und er war weiterhin davon überzeugt, daß die Toten sich sogar mit ihren flüsternden Geisterstimmen von Sarg zu Sarg unterhielten und sich alte Geschichten erzählten, die ihren Ursprung in der Vergangenheit hatten.
    Sarg-Legenden…
    Bill saugte die klare und kühle Luft durch die Nase ein. Er schaute zu den Hügeln hin und dann zum Himmel, der allmählich grauer zu werden begann.
    Für ihn wurde es Zeit, den Friedhof zu besuchen, wo Harry Doyle bereits auf ihn wartete…
    ***
    Der Reporter hatte seinen Porsche am Eingang des Dorfes abgestellt. Nahe einer alten Trauerweide, die neben einem schmalen Bach wuchs und deren dünne Äste noch blattlos waren und tief herabhingen. Es begegnete ihm niemand mehr, als die letzten Häuser hinter ihm lagen. Er fühlte sich nicht wohl und wünschte sich, mehr als zwei Augen zu haben.
    Die kleinen geduckten Bauten waren hinter ihm zurückgeblieben. Es gab nur wenige Straßen in Trimball. Die meisten wiesen einen schlechten Belag auf. Zahlreiche Schlaglöcher gaben sich dort ein Stelldichein, und niemand kümmerte sich um eine Ausbesserung.
    Neben seinem silberfarbenen Flitzer blieb Bill stehen. Er hatte das Auto bewußt hier draußen abgestellt, weil er den Leuten im Ort nicht traute. Wer so verhaßt wie Bill Conolly war, der mußte auch damit rechnen, daß man ihm die Reifen zerstach.
    Auch jetzt schaute er nach und ging dabei um sein Auto herum. Er fand alles normal vor und stieg ein. Daß man ihm eine Bombe unter die Kühlerhaube gelegt hatte, bezweifelte er. So technisch versiert waren die Menschen hier nicht, obwohl er sich immer nur über sie wundern konnte, was ihren Informationsfluß anging. Sie wußten tatsächlich über ihn Bescheid, wobei Bill nur wenig über sich selbst berichtet hatte. Aber er war nicht allein, und Doyle, der sich schon zweimal zugeschüttet hatte, war betrunken bestimmt gesprächig gewesen.
    Als Bill die Tür öffnen und einsteigen wollte, hörte er plötzlich den dünnen Pfiff.
    Ein Vogel war das nicht gewesen. Davon ging er aus. Das konnte er auch unterscheiden.
    Bill drehte sich langsam zur Seite. Dabei fiel sein Blick auf den Stamm der Trauerweide. Sehr dick war er nicht, aber immerhin breit genug, um dem Jungen ein Versteck zu bieten, der sich dahinter verborgen gehalten hatte.
    Jetzt schob er sich hervor. Bill sah, wie vorsichtig er sich bewegte. Er schien Angst zu haben, von jemand beobachtet zu werden. Bill kniff die Augen leicht zusammen. Er glaubte, den Jungen zu kennen, denn er hatte ihn schon einmal im Ort gesehen und auch nicht vergessen, daß ihn der Junge mit etwas seltsamen, aber nicht feindlichen Blicken angeschaut hatte.
    Der Reporter lächelte ihm entgegen. »He, Kleiner, wolltest du zu mir?«
    »Ja.«
    »Dann komm.«
    Der Junge blieb weiterhin vorsichtig. Er trug dicke Turnschuhe, eine graue Hose und eine grüne Jacke aus einem der neuen wasserabweisenden Stoffe. Bill
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