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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden
Autoren: Jason Dark
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schätzte ihn auf zwölf Jahre. Der Junge hatte dunkle Haare und sehr dichte Augenbrauen.
    »Wie heißt du?«
    »Danny.«
    »Okay, Danny, ich bin Bill. Hat es dir mein Auto angetan? Möchtest du mal eine Probefahrt machen?«
    »Nein.«
    »Das wundert mich. Warum bist du dann gekommen?«
    »Ich wollte Sie warnen, Mister.«
    Damit hatte der Reporter nicht gerechnet. Er sagte zunächst einmal nichts, und es gelang ihm auch, die Überraschung zu verbergen. Er schaute dem Jungen nur scharf ins Gesicht.
    Danny wandte den Blick nicht ab. Er gab ihn offen und frei zurück.
    »Entschuldige, wenn ich mißtrauisch bin, Danny, aber hier haben mich schon zu viele Leute gewarnt.«
    »Das weiß ich.«
    »Und weiter?«
    »Bei mir ist es anders.«
    »Wie anders?«
    Danny lehnte sich gegen den Wagen wie jemand, der Schutz sucht. Er nickte dem Reporter zu. »Ich habe alles gesehen. Das vor dem Laden. Wie Sie den Schläger verprügelten, und ich habe mich darüber gefreut. Ich mag den Hundesohn nicht. Er hat mich auch schon verprügelt. Einfach so, ohne Grund. Da war er besoffen. Der ist gefährlich. Er ist der schlimmste Mensch hier bei uns. Aber er ist nicht allein, denn er hat einen Zwillingsbruder.«
    »Weiter, bitte«, sagte Bill, als der Junge schwieg und zu Boden schaute.
    »Buck ist weg!«
    »Wer ist Buck?«
    »Der Zwillingsbruder von Jorge, mit dem Sie sich geprügelt haben, Mister.«
    »Was bedeutet das, wenn Buck weg ist?«
    »Er hat den Ort verlassen.«
    »Ist das schlimm?«
    »Das weiß ich nicht, Mister. Ich hörte, daß er nach London gefahren sein soll. Verwandte hat er dort nicht, das weiß ich genau. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er dort nur einkaufen will. Aber man hat ihn geschickt.«
    Bill runzelte die Stirn. So etwas wie eine Ahnung baute sich bei ihm auf.
    »Wer sollte ihn wohin in London geschickt haben, Danny?«
    »Davon habe ich keine Ahnung. Ich wollte es Ihnen nur sagen. Alle hier in Trimball sind nervös, seit Sie und Ihr Freund hier im Dorf sind. Ich weiß auch nicht, es ist schon komisch, denn sie sprechen nicht offen darüber. Erst recht nicht mit mir. Aber ich hasse die Schläger. Als Jorge mich verprügelte, ist es mir schlecht gegangen. Nur weil ich ihm sein Fahrrad versteckt habe, ist er durchgedreht. Der kann Leute totschlagen.«
    »Und dieser Buck?«
    »Der auch.«
    Bill nickte dem Jungen zu. »Danke, daß du mir das gesagt hast. Weshalb Buck in London ist, weißt du also nicht. Verwandte oder Bekannte hat er dort nicht, denke ich.«
    »Nein.«
    »Könnte es mit mir in einem Zusammenhang stehen?«
    »Das weiß ich nicht genau.«
    Bill Conolly schwieg. Er dachte daran, daß man ihn indirekt gewarnt hatte. Man wollte ihn hier loswerden, und man würde alles daran setzen, um das in die Wege zu leiten. Auch durch die Reise eines Killers oder Schlägers nach London.
    In London lebten die Conollys. Sheila zudem, Bills Frau. Sie befand sich allein im Haus. So abgeschieden dieser Ort Trimball hier im östlichen Wales auch lag, aus der Welt waren die Menschen nicht. Die wußten genau, was sie taten. Sie hatten Pläne, von denen sie nicht wichen, und sie konnten sie leicht durchführen, wenn der Feind abgelenkt war.
    Bill dachte auch daran, wie brutal dieser Jorge vorgegangen war. Er hätte seinen Gegner auch erschlagen, und alle hätten zugeschaut. Bill fragte sich, was hier im Ort ablief, der nach außen hin so verschlafenromantisch wirkte. Das war nur die Oberfläche. Darunter gärte es. Da brodelte der Kessel, da kochte es, da waren die Lunten gelegt und die Explosion stand dicht bevor.
    Er war der Feind. Der Fotograf ebenfalls. Feinde konnte man hier im Ort nicht dulden. Man ging nicht lässig mit ihnen um und ignorierte sie, nein, man wollte, daß sie verschwanden und sorgte auch für den nötigen Druck. Da war sogar jemand nach London geschickt worden, um dort einige Dinge in die Reihe zu bringen.
    Was wollte dieser Buck dort? Tatsächlich an Sheila heran? Sie möglicherweise entführen, um ein Druckmittel gegen Bill in der Hand zu haben? Ihn selbst griffen sie offen nicht so sehr an. Angesehen von Jorges Attacke. Aber sie konnten es sich auch nicht erlauben, ihn auszuschalten oder sogar zu töten. Deshalb waren sie auf den Gedanken gekommen, es hinterrücks anzugehen.
    »Wenn Buck gefahren ist«, sagte der Reporter, »dann hat er es sicherlich nicht aus eigenem Antrieb getan – oder?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, daß ihn jemand losgeschickt hat? Einer, der hier
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