Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
begleiten mich stets überallhin.« Er trat noch einen Schritt vorwärts. »Und jetzt gebt mir die Papiere! Um alles Weitere werde ich mich kümmern.«
    »Und wenn ich es mir anders überlege?«
    »Mir persönlich ist es ziemlich egal, ob ich diese Papiere aus Euren lebenden oder Euren toten Händen erhalte«, sagte der Lord und seine Hand legte sich auf den verzierten Degengriff. »Oder anders ausgedrückt: Ob ich Euch vor oder nach der Übergabe töte, spielt keine Rolle.«
    Paul fasste nach dem Knauf seines Degens. »Ihr habt einen Eid geschworen.«
    »Pah«, rief Lord Alastair und zog seinen Degen. »Dem Teufel kommt man nicht mit moralischem Handeln bei! Her mit den Papieren!«
    Paul trat zwei Schritte zurück und zog ebenfalls seine Waffe. »Sagtet Ihr nicht, mit gewöhnlichen Waffen sei uns nicht beizukommen?«, fragte er und zog so spöttisch wie möglich eine Augenbraue in die Höhe.
    »Das wird sich jetzt zeigen«, sagte der Lord.
»En garde,
Dämon!«
    Paul hätte gern noch weiter geredet, aber Lord Alastair schien nur auf die Gelegenheit gewartet zu haben. Mit einem Schritt war er heran, offenbar wild entschlossen, Paul zu töten. Dumm nur, dass das zusammen mit seinen brillanten Fechtkünsten keine gute Kombination war.
    Das zumindest wurde Paul klar, als er sich nach weniger als zwei Minuten mit dem Rücken zur Mauer wiederfand. Er hatte die Angriffe so gut es ging pariert, war unter den Laken hindurchgetaucht und hatte seinerseits versucht, den Lord in die Enge zu treiben. Vergeblich.
    Die Katze sprang mit einem Fauchen von der Fensterbank und flüchtete durch den Torbogen. Hinter den Fenstern blieb alles still. Verdammt! Warum hatte er nicht auf Lucy gehört? Sie hatte ihn eindringlich gebeten, das Zeitfenster des Chronografen kleiner einzurichten. Dann hätte er vielleicht lang genug durchhalten können, um sich vor den Augen des Lords in Luft aufzulösen.
    Alastairs Waffe blitzte in der Sonne auf. Sein nächster Hieb war so heftig, dass Paul fast der Degen aus der Hand gefallen wäre.
    »Wartet!«, rief er, wobei er mehr keuchte, als er gemusst hätte. »Ihr habt gewonnen! Ich gebe Euch die Papiere.«
    Lord Alastair ließ seinen Degen sinken. »Sehr vernünftig.«
    Scheinbar schwer atmend stützte Paul sich an der Mauer ab und warf Lord Alastair den braunen Umschlag zu. Im gleichen Augenblick stürzte er sich hinterher, aber Lord Alastair schien darauf vorbereitet gewesen zu sein. Er ließ den Umschlag auf den Boden fallen und parierte Pauls Angriff mit Leichtigkeit.
    »Ich durchschaue jede Dämonenlist!«, rief er und lachte dabei. »Aber nun will ich sehen, welche Farbe Euer Blut hat!« Er machte einen raffinierten Ausfallschritt und Paul spürte, wie Lord Alastairs Klinge seinen Jackenärmel und die Haut darunter aufschlitzte. Warmes Blut lief ihm den Arm hinunter. Es tat nicht besonders weh, also vermutete er, dass es bei einem leichten Kratzer geblieben war, aber das hämische Grinsen seines Gegners und die Tatsache, dass Alastair kaum außer Atem zu sein schien, während er selber keuchend nach Luft schnappte, stimmten ihn wenig optimistisch.
    »Worauf wartet ihr?«, rief Lord Alastair den beiden Lakaien über seine Schulter zu. »Wir dürfen ihm keine Zeit mehr lassen! Oder wollt ihr, dass er sich vor unseren Augen in Luft auflöst, wie eure letzten Gegner?«
    Die schwarz gekleideten Männer reagierten unverzüglich. Als sie zwischen den Bettlaken hindurch auf ihn zukamen, wusste Paul, dass er verloren hatte. Wenigstens war Lucy in Sicherheit, schoss es ihm durch den Kopf. Wäre sie mitgekommen, müsste sie nun mit ihm sterben.
    »Sprecht Eure letzten Worte«, sagte Lord Alastair und Paul überlegte, den Degen sinken zu lassen, auf die Knie zu fallen und anzufangen zu beten. Vielleicht würde der fromme Lord dann aus Gründen der Pietät mit dem Ermorden noch ein wenig warten. Vielleicht wäre er aber auch schon tot, bevor er auf seinen Knien angekommen war.
    In diesem Augenblick nahm er eine Bewegung hinter den Bettlaken wahr und einer von Lord Alastairs Männern brach lautlos zusammen, ehe er sich ganz umgedreht hatte. Nach einer winzigen Schrecksekunde stürzte sich der andere mit gezücktem Degen auf den neuen Gegner, einen jungen Mann in einer grünen Jacke, der nun hinter dem Laken hervortrat und den Angriff mit seinem Degen geradezu lässig parierte.
    »Gideon de Villiers«, stieß Paul hervor, während er mit neuem Mut versuchte, Lord Alastairs Hiebe abzuwehren. »Ich hätte nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher