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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau
Autoren: Kerstin Gier
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gedacht, dass ich mal so froh sein würde, dich zu sehen, Kleiner.«
    »Eigentlich war ich nur neugierig«, sagte Gideon. »Ich sah die Kutsche mit Lord Alastairs Wappen auf der Straße stehen und wollte mal nachschauen, was er in diesem verlassenen Hinterhof so macht. . .«
    »Mylord, das ist dieser
Dämon,
der Jenkins im Hyde Park getötet hat!«, keuchte Lord Alastairs Mann.
    »Tu, wofür du bezahlt wirst«, fauchte ihn Lord Alastair an, wobei sich seine Kräfte zu verdoppeln schienen. Paul spürte, wie er zum zweiten Mal getroffen wurde, am selben Arm, ein Stück weiter oben. Diesmal zuckte der Schmerz durch den ganzen Körper.
    »Mylord . . .« Der Diener schien in Bedrängnis zu geraten.
    »Übernimm diesen hier!«, rief Lord Alastair ärgerlich. »Ich kümmere mich um den anderen!«
    Erleichtert schnappte Paul nach Luft, als der Lord von ihm abließ. Er warf einen kurzen Blick auf einen Arm - er blutete, aber noch konnte er den Degen halten.
    »Wir kennen uns doch!« Lord Alastair stand nun Gideon gegenüber, seine Degenklinge schimmerte dunkel von Pauls Blut.
    »Richtig«, gab Gideon zurück und Paul bewunderte - etwas widerwillig - die Ruhe, die er ausstrahlte. Hatte der Kleine überhaupt keine Angst? »Vor elf Jahren, kurz nach Eurem gescheiterten Mordanschlag auf den Grafen von Saint Germain, trafen wir uns beim Fechttraining bei Galliano.«
    »Marquis Welldone«, sagte der Lord verächtlich. »Ich erinnere mich. Ihr überbrachtet mir eine Nachricht vom Teufel höchstpersönlich.«
    »Ich überbrachte Euch eine Warnung, an die Ihr Euch leider nicht gehalten habt.« Die grünen Augen glitzerten gefährlich.
    »Dämonengezücht! Ich wusste es gleich, als ich Euch sah. Und Eure Paraden waren zwar recht ordentlich, aber vielleicht erinnert Ihr Euch noch, dass ich unseren kleinen Trainingskampf gewann?«
    »Ich erinnere mich gut«, erwiderte Gideon und schüttelte die Spitzenbesätze an seinen Handgelenken, als seien sie ihm lästig. »So, als wäre es erst letzte Woche gewesen. Was es für mich auch war, wenn man es genau nimmt.
En garde.«
    Metall klirrte auf Metall, aber Paul konnte nicht sehen, wer die Oberhand gewann, denn nun hatte sich der verbliebene Diener wieder gefasst und kam mit gezücktem Degen auf ihn zu.
    Der Mann focht nicht so elegant wie sein Herr, aber sehr vehement und Paul spürte, wie die Kräfte in seinem verletzten Arm, trotz der kleinen Verschnaufpause, schnell nachließen.
    Wann würde er denn endlich springen? Lange konnte es nicht mehr dauern! Er biss die Zähne zusammen und machte den nächsten Ausfallschritt. Mehrere Minuten lang sprach niemand etwas, nur Klirren und Keuchen waren zu hören, und dann sah Paul aus den Augenwinkeln, wie Lord Alastairs kostbarer Degen durch die Luft flog und mit einem dumpfen Schlag auf dem Pflaster landete. Gott sei Dank!
    Der Diener sprang ein paar Schritte zurück. »Mylord?«
    »Das war ein mieser Trick,
Dämon«,
sagte der Lord zornig. »Gegen alle Regeln! Ich hatte den Treffer!«
    »Ihr seid ein schlechter Verlierer, wie mir scheint«, erwiderte Gideon. Er blutete aus einer Wunde am Arm.
    Lord Alastairs Augen glühten vor Wut. »Tötet mich, wenn Ihr es wagt!«
    »Nicht heute«, sagte Gideon und schob seinen Degen zurück in seinen Gürtel.
    Paul sah die Kopfbewegung des Lords und er sah, wie der Diener seine Muskeln anspannte. Blitzschnell warf er sich dazwischen und parierte den Schlag, bevor die Degenspitze des Dieners zwischen Gideons Rippen dringen konnte. In derselben Sekunde hatte Gideon seinen Degen wieder gezogen und dem Mann in die Brust gestoßen. Das Blut sprudelte schwallweise aus der Wunde und Paul musste sich abwenden.
    Lord Alastair hatte die Zeit genutzt, seinen Degen aufzuheben und damit den braunen Umschlag vom Pflaster zu spießen. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und rannte durch den Torbogen davon.
    »Feigling!«, rief Paul wütend. Dann wandte er sich an Gideon. »Bist du verletzt, Kleiner?«
    »Nein, nur ein Kratzer«, sagte Gideon. »Aber du siehst schlimm aus. Dein Arm! Das ganze Blut.. .« Er presste seine Lippen zusammen und hob seinen Degen. »Was waren das für Papiere, die du Lord Alastair gegeben hast?«
    »Stammbäume«, sagte Paul unglücklich. »Ahnenreihen der männlichen und der weiblichen Zeitreiselinien.«
    Gideon nickte. »Ich wusste, dass ihr beide die Verräter seid. Aber ich dachte nicht, dass ihr so dumm sein würdet! Er wird versuchen, alle Nachfahren des Grafen zu töten! Und jetzt kennt er
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