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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau
Autoren: Kerstin Gier
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Schnauben von Pferden war zu hören, also nahm er an, dass Lord Alastair mit einer Kutsche gekommen war.
    »Ihr seid allein?«, sagte Lord Alastair. Sein Tonfall war unbeschreiblich arrogant, außerdem klang er wie jemand mit einer chronischen Nasenverstopfung. Er kam näher. »Wie schade! Ich hätte Eure hübsche rothaarige Begleiterin gern wiedergesehen. Sie hatte so eine - äh - ungewöhnliche Art, ihre Meinung zu äußern.«
    »Sie war nur enttäuscht, dass Ihr die Vorteile nicht genutzt habt, die Euch unsere letzten Informationen verschafft hatten. Und sie ist misstrauisch, was Ihr mit diesen hier anzufangen gedenkt.«
    »Eure Informationen waren nicht vollständig!«
    »Sie waren vollständig genug! Die Pläne der florentinischen Allianz waren nicht ausreichend überdacht! In vierzig Jahren sind fünf Anschläge auf den Grafen gescheitert und für zwei davon zeichnet Ihr höchstpersönlich verantwortlich! Beim letzten Mal - vor elf Jahren - scheint Ihr Euch so sicher zu sein!«
    »Keine Sorge! Der nächste Versuch wird nicht scheitern!«, sagte Lord Alastair. »Meine Vorfahren und auch ich haben bisher immer den Fehler gemacht, den sogenannten Grafen wie einen Menschen zu bekämpfen. Wir haben versucht, ihn zu entlarven, zu diffamieren und seinen guten Ruf zu zerstören. Wir haben versucht, verirrten Seelen wie der Euren auf den richtigen Weg zurückzuhelfen, ohne zu begreifen, dass Ihr längst alle durch das dämonische Blut verloren wart.«
    Paul runzelte irritiert die Stirn. Aus dem salbungsvollen Gerede des Lords und dem der anderen Männer der florentinischen Allianz war er noch nie schlau geworden.
    »Wir haben versucht, ihm wie einem gewöhnlichen Menschen mit Gift, Degenklingen und Pistolenkugeln beizukommen«, fuhr Lord Alastair fort. »Wie lächerlich!« Er stieß ein heiseres Lachen aus. »Was wir auch taten, er schien uns stets einen Schritt voraus zu sein. Wohin wir auch kamen - er war immer schon vor uns dort. Er schien unbesiegbar. Überall hat er einflussreiche Freunde und Beschützer, die sich wie er in der schwarzen Magie auskennen. Die Mitglieder seiner Loge gehören zu den mächtigsten Männern unserer Zeit. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich begriffen habe, dass man einem Dämon nicht mit menschlichen Methoden beikommen kann. Aber nun bin ich klüger.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Paul und warf einen schnellen Blick zur Seite. Im Torbogen waren zwei weitere Männer erschienen, schwarz gekleidet, die Degen offen an ihrer Seite tragend. Verdammt! Lucy hatte recht behalten. Alastair dachte gar nicht daran, sein Wort zu halten. »Habt Ihr die Briefe?«
    »Natürlich«, sagte Lord Alastair, zog ein dickes Bündel Papier aus seiner Jacke, das mit einer roten Kordel zusammengehalten wurde. »Mittlerweile - und nicht zuletzt dank Euch und Euren vortrefflichen Informationen - ist es mir gelungen, einen guten Freund bei den Wächtern einzuschleusen. Er versorgt mich jetzt schon täglich mit wichtigen Neuigkeiten. Wusstet Ihr, dass der Graf zurzeit wieder einmal in der Stadt weilt? Ah, natürlich wusstet Ihr es!« Er wog das Bündel in seiner Hand, dann warf er es Paul zu.
    Paul fing es geschickt mit einer Hand auf. »Danke. Ihr habt sicher Abschriften davon erstellen lassen.«
    »Das war nicht nötig«, sagte der Lord arrogant. »Was ist mit Euch? Habt Ihr mir mitgebracht, wonach ich verlangt habe?«
    Paul schob sich das Briefbündel in die Jacke und hielt den braunen Umschlag in die Höhe. »Fünf Seiten Abstammungslisten der de Villiers, angefangen im 16. Jahrhundert, bei Lancelot de Villiers, dem ersten Zeitreisenden, bis hin zu Gideon de Villiers, geboren im 20. Jahrhundert.«
    »Und die weibliche Linie?«, fragte Lord Alastair und jetzt klang er beinahe ein wenig aufgeregt.
    »Ist ebenfalls alles hier drin. Beginnend bei Elaine Burghley bis hin zu Gwendolyn Shepherd.« Der Name versetzte Paul einen Stich. Er warf einen raschen Blick auf die beiden Männer. Sie waren unter dem Torbogen stehen geblieben, die Hände am Degengriff, als ob sie auf etwas warteten. Zähneknirschend musste er sich eingestehen, dass er bereits ahnte, worauf. »Sehr gut. Dann gebt es mir!«
    Paul zögerte. »Ihr habt Euch nicht an unsere Abmachung gehalten«, sagte er, um Zeit zu gewinnen. Er zeigte auf die beiden Männer. »Ihr wolltet allein kommen.«
    Lord Alastair folgte seinem Blick mit einem gleichgültigen Augenaufschlag. »Ein Gentleman meiner gesellschaftlichen Stellung ist niemals allein. Meine Diener
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