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Sankya

Sankya

Titel: Sankya
Autoren: Zakhar Prilepin
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an.
    »Mit den Bullen werden wir auch so fertig … Aber wenn sie Militär herschaffen, haben wir hier nichts mehr zu suchen.«
    Sascha nickte. Ihm war ein Gedanke gekommen, er stand auf, klopfte seine Taschen ab.
    »Hast du was verloren?«, fragte Oleg.
    »Ha? … Ja, eine Patronenhülse.«
    »Ich habe sie in der Tasche gelassen, in meiner Jacke … Jetzt ist sie sicherlich schon verbrannt …«, vermutete Sascha.
    »Brauchst du eine Hülse?«, fragte Oleg und schoss auf das Portrait des Präsidenten. Er traf in die Stirn.
    »Ich suche schon lange nach einem Grund, ihm eine zu verpassen«, sagte er, hob die Patronenhülse auf und gab sie Sascha.
    Besletow hatte sich schließlich doch noch entschieden, einzutreten – er näherte sich Sascha mit hölzernen Schritten, zerrte ihn am Ärmel: »Sascha, wen hast du hierher gebracht? Ich verlange – dass du sofort von hier verschwindest, gemeinsam mit diesem Abschaum …«
    Oleg packte mit seinen roten, dicken Fingern Besletows weiße und schmale Hand, klickte mit dem Ring der Handschellen gegen sein Handgelenk, die Handschellen öffneten sich, ihr gezahnter Bogen glänzte, und schnappten sofort um das Handgelenk wieder zu.
    »Geh hierher!« Oleg riss Besletow zu sich, führte ihn widerstandslos zur Wand zwischen den Fenstern und befestigte den zweiten Ring am Heizkörper. »Böse ist der Böse … ich bin böser als drei … Verstanden?«, fauchte er Besletow direkt ins Gesicht, sodass dieser reflexartig zurückwich.
    »Sascha, genierst du dich nicht?«, fragte Besletow. »Vielleicht erschießt ihr mich auch noch?«
    »Aleksej Konstantinowitsch, Ihrem Tonfall nach zu schließen, glauben Sie bestimmt nicht an eine solche Möglichkeit. Tun Sie nicht so …«
    »Gut, ihr unterhaltet euch, ich gehe und schau mir die Posten an«, sagte Oleg mit melancholischem Gesichtsausdruck. Wenja ging grinsend hinter ihm aus dem Zimmer.
    »Sascha, hör mir mal zu: Welchen Sinn hat das? Ich habe dich das schon gefragt und frage zum letzten Mal: Welchen Sinn hat es? Denkst du jetzt mit deinem Kopf oder womit? Worin, Sascha, liegt der Sinn? Wozu seid ihr hierher gekommen?«
    »Der Sinn liegt darin, zu wissen, wofür es sich zu sterben lohnt. Du weißt nicht einmal, wofür du lebst.«
    »Sascha, was wirklich furchtbar ist – deine Seele wird früher sterben, als du selbst!«
    »Solche wie du retten sich, indem sie Russland auffressen, und solche wie ich, indem sie die eigene Seele auffressen. Russland wird von den Seelen seiner Söhne ernährt – von ihnen lebt es. Es lebt nicht durch die Gerechten, sondern von den Verfluchten. Ich bin ein Sohn Russlands, mag sein, ein Verfluchter. Aber du – bist ein verdammter Bastard.«
    Sascha ging zum Fenster, sah, wie einige Milizautos auf der Straße auftauchten. Er legte schnell die Maschinenpistole an und feuerte eine lange Salve direkt durchs Fenster – Glas spritzte durch die Luft, kantige, scharfe Splitter.
    Die Autos bremsten, machten abrupt kehrt und jagten davon.
    »Ach herrjeh!«, lachte Sascha. »Habt ihr etwa Angst?«
    Mit Händen und Kolben brach er die Fensterflügel heraus. Der Wind blähte die Vorhänge wie ein Segel, wehte ins Zimmer.
    »Sascha, mach die Kiste an, gleich kommen die Nachrichten!« Oleg kam mit einer Fahne in der Hand zurück, gefolgt von Wenja und einigen aufgeregten »Sojusniki«, die offenbar Cognac getrunken hatten.
    »Wenn wir schon in den Nachrichten sind, bedeutet das, dass wir tatsächlich verloren haben«, überlegte Sascha.
    Der Vorspann mit den Pferden in den Farben der russischen Flagge, die in verschiedene Richtungen davongaloppieren, war zu sehen.
    Alle schwiegen und schauten gespannt auf den Bildschirm.
    Da war Matwej zu sehen, der schnell, fast im Laufschritt abgeführt wurde, erniedrigend gebückt, er wurde am Ellbogen gehalten; vor der Kamera gelang es ihm aber, sich für einen Moment aufzurichten: Im blutigen Brei seines Gesichts leuchtete ein freudiges, helles Auge auf.
    »Heute Nacht wurde der Versuch, einige Regierungsinstitutionen in Moskau zu besetzen, vereitelt …«, verlas der Sprecher.
    Kostenko, an den Käfig geklammert, lächelte grimmig und wahnsinnig: »Archivaufnahmen vom Prozess« lautete die Einblendung auf dem Bildschirm.
    »Es ist uns gelungen, uns mit dem Führer der extremistischen Partei über Handy in Verbindung zu setzen …«, berichtete der Sprecher. »Im Folgenden die Aufzeichnung …«
    Eine fremde, pfeifende, unangenehme Stimme, dem appetitlichen, harten und
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