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Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon

Titel: Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
Autoren: Rachel Hawthorne
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dieser Information anfangen würde. Wenn man keine verwundbaren Stellen hatte, war man unbesiegbar. Wir dagegen konnten getötet werden.
    Rafes keuchender Atem und die Art, wie er reglos dastand und auf Connors Angriff wartete, verriet mir, dass er verletzt war. Im Mondlicht sah ich einen feuchten Glanz in seinem Fell. Das Blut floss aus seinem Hals, dem verwundbarsten Teil seines Wolfskörpers. Hätte Connor Rafes Halsschlagader aufgerissen, wäre er jedoch schon verblutet. Das war nicht passiert, aber es sah aus, als hätte er ihm arg zugesetzt.
    Ich kannte Connor und hatte ihn kämpfen sehen, wusste, dass er tödlich sein konnte. Er hatte die Angewohnheit, seinen Gegner zu studieren, seine Schwäche zu ermitteln und dann zuzuschlagen. Dann wurde er ganz still, verlagerte sein Gewicht auf die Hinterbeine und setzte zum tödlichen Sprung an …
    Ich wusste auch, dass Connors Urinstinkte die Überhand gewonnen hatten. Er gab sich immer so viel Mühe, sie zu kontrollieren, mehr Mensch als Bestie zu sein und sich zivilisiert zu verhalten. Wenn Connor aus seinem barbarischen Nebel heraustrat und Rafe tot wäre, würde er sich das niemals verzeihen. Und falls Rafe den Kampf als Sieger beendete, würde er wahrscheinlich sein Leben lang bedauern, Connor getötet zu haben. Und einerlei, welcher von beiden starb - ich würde mir die Schuld an seinem Tod geben, weil
ich nicht stark genug gewesen war, meine Wahl zu treffen, bevor es zu spät war.
    »Nein!«, schrie ich und rannte auf sie zu.
    Mondlicht umströmte mich, und ein Schmerz schoss durch meinen Körper. Es war intensiver, als ich mir jemals hätte träumen lassen. Ich krümmte mich und fiel auf die Knie.
    Connor stürzte sich auf Rafe.
    Rafe parierte den Angriff. Ich hörte, wie Fleisch und Knochen aufeinanderprallten. Ich raffte mich hoch und wankte auf sie zu. Es war, als hätten sich meine Knochen in Glassplitter verwandelt.
    Ich musste es tun. Ich musste sie erreichen. Seit Beginn des Sommers hatte ich angefangen, Zweifel zu hegen. Ich hatte ihnen meine Zweifel mitgeteilt und ihnen das Gefühl gegeben, meinen Ansprüchen nicht zu genügen. Dies war nicht ihr Kampf, den sie kämpfen mussten. Es war meiner.
    Ich dachte an die Freude, die ich empfand, wenn ich mit Rafe zusammen war. Ich dachte daran, wie sehr ich mich danach sehnte, von ihm berührt zu werden und ihn zu berühren. Ich erinnerte mich daran, wie er mir gestanden hatte, dass er sich nach mir verzehrte. Tief in meinem Inneren spürte ich ein heftiges Verlangen nach ihm, das mir Angst einjagte. Ich hatte mich immer gefürchtet, es zu akzeptieren und ihm nachzugeben, hatte Bedenken, es könnte ein Strohfeuer sein.
    Doch jetzt wusste ich, dass es der Ruf meines Gefährten war, der Ruf des Schicksals.Wenn ich ihm jetzt nicht folgte und darum kämpfte, würde ich ihn verlieren.

    Rafe und Connor wälzten sich knurrend und beißend am Boden. Zwei wilde Bestien, ein Sinnbild ungezähmter Natur - aber im Inneren war immer noch jener Funke Menschlichkeit, durch den wir uns von den richtigen Wölfen unterschieden. Darauf zählte ich jetzt.
    Ich fiel auf die Knie und schrie: »Ich wähle Rafe! Jetzt und für alle Zeiten erwähle ich Rafe als meinen Gefährten.«
    Beide hielten augenblicklich inne. Ich schaute in die Augen des einen, den ich erst vor Kurzem mehr lieben gelernt hatte als alles andere auf der Welt. In den Tiefen seiner braunen Augen sah ich weder Triumph noch Befriedigung. Stattdessen sah ich eine Liebe, die so tief und gewaltig war, dass ich auf die Knie gefallen wäre, hätte ich nicht schon am Boden gekniet.
    Ich richtete den Blick auf die blauen Augen. Ich sah verletzten Stolz darin - aber keinen tiefen Verlust, keine wahre Verzweiflung.
    »Es tut mir leid, Connor«, sagte ich leise. Ein Schmerz durchzuckte meinen Körper, und ich unterdrückte einen Aufschrei. »Ich wollte, dass du es bist. Du hast mir in allen wichtigen Augenblicken meines Lebens zur Seite gestanden - aber dieser Augenblick gehört Rafe. Ich liebe ihn so sehr, dass es mir Angst macht. Es war leichter, dich zu wählen, aber es war die falsche Entscheidung.«
    Der schwarze Wolf wich zurück und entfernte sich außer Sichtweite. Der blonde Wolf stand langsam auf, warf mir einen letzten Blick zu und trabte in den Wald.
    Ein brennender Schmerz ließ mich nach Luft schnappen. Ich krümmte mich und stieß einen stummen Schrei aus.

    Mit einem Mal kniete Rafe an meiner Seite, den Umhang um seinen Körper geschlungen, die Hände an
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