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Sanfte Selbstbehauptung

Titel: Sanfte Selbstbehauptung
Autoren: Barbara Berckhan
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übernehmen.

Lassen Sie sich nicht überrumpeln
    Im Selbstbehauptungstraining fragte mich Julia: »Wie kann ich verhindern, dass dieser Kollege mich weiterhin so ausnutzt?« Dabei graute ihr vor der Vorstellung, sich mit ihm streiten zu müssen, denn sie liebte ein friedliches und harmonisches Arbeitsklima. Also suchten wir nach einem Weg, wie Julia sich ohne großes Kampfgeschrei durchsetzen kann.
    Meiner Vermutung nach war ihr Kollege weder hinterlistig noch bösartig. Er ging einfach den Weg des geringsten Widerstands. Er versuchte, sich durchzuschlängeln und dabei war Julia für ihn die ideale Partnerin. Ihre liebe, nette Art passte perfekt zu seiner Überrumpelungstaktik. Das ganze war ein eingespieltes Muster, das wie ein Tanz immer wieder gleich ablief. Der Kollege kam rein und bot Julia einen Tanz an und sie machte die passenden Tanzschritte dazu.
     
    Wenn Sie ein Gespräch verändern
wollen, ändern Sie zuerst Ihre
Körpersprache.
     
    Um das eingefahrene Muster zwischen ihr und dem Kollegen zu unterbrechen, war es wichtig, dass Julia zuerst ihre Körpersprache neu einstellte. Denn das alte Tanzmuster zwischen den beiden begann schon in den ersten Sekunden, wenn der Kollege im Türrahmen stand. Statt zu lächeln, zu nicken und brav zuzuhören, brauchte Julia eine würdevolle und neutrale Haltung, mit der sie ihm begegnete. Hier sind die wichtigsten Tipps für Julia und alle anderen, die aus dem unterwürfigen Nettsein herauskommen wollen.
    So verhindern Sie, dass Sie ausgenutzt werden
    • Gehen Sie in einem Gespräch gleich zu Anfang in Ihre königliche Muthaltung.
    • Gespräche werden auf gleicher Augenhöhe geführt. Wenn der Gesprächspartner steht, stehen Sie entweder auch auf oder bieten Sie ihm einen Stuhl an.
    • Ihr Schreibtisch ist kein Sitzplatz. Dort, wo sich der Kollege bisher gern hingesetzt hat, steht ab sofort ein stacheliger Kaktus (oder das Telefon, die Ablage etc.).
    • Es ist vollkommen in Ordnung, zur Begrüßung den Gesprächspartner freundlich anzulächeln. Wenn Sie ihm aber zuhören, tun Sie das mit einem neutralen Gesichtsausdruck. Vermeiden Sie dabei, automatisch mit dem Kopf zu nicken.
    • Vor allem kein Lächeln und kein Kopfnicken mehr, wenn der Gesprächspartner seine übliche Ich-hab-so-viel-zu-tun-Leidensgeschichte abspult.
    • Zeigen Sie unmissverständlich, was Sie nicht wollen. Gehen Sie in eine klare Nein-Haltung, wenn der Kollege etwas sagt oder will, mit dem Sie nicht einverstanden sind. Schütteln Sie sofort den Kopf, brechen Sie den Blickkontakt ab. Falls Ihr Gegenüber pausenlos auf Sie einredet, können Sie auch abrupt aufstehen oder sich umdrehen und deutlich das Wort ›Nein!‹ oder ›Stopp!‹ aussprechen.
    • Falls der Kollege dennoch seine Arbeit auf Ihren Schreibtisch legt und verschwindet, rufen Sie ihn sofort an. Am Telefon teilen Sie ihm nüchtern mit, dass er seine Unterlagen bei Ihnen vergessen hat, die er bitte gleich wieder abholen möchte.
    Am Ende wird Julia nicht darum herumkommen, dem Kollegen deutlich zu sagen, dass sie seine Arbeit nicht mehr übernehmen will. Es ist dabei nicht nötig, ihn anzugreifen oder ihm Vorwürfe zu machen. Es reicht, wenn Julia in ihrer königlichen Muthaltung bleibt und ruhig erklärt, was sie in Zukunft will und was sie nicht mehr will. (Zum Thema Neinsagen und Grenzenziehen gibt es eine eigene Selbstbehauptungsstrategie, die Sie im 3. Kapitel finden.)
    Natürlich muss Julia nicht nur rigoros Nein sagen. Sie kann auch mit dem Kollegen verhandeln, nach dem Motto ›eine Hand wäscht die andere‹. Bevor sie etwas für ihn erledigt, kann sie ihn im Gegenzug darum bitten, dass er auch etwas für sie erledigt. Wie immer Julia sich auch entscheidet, ab jetzt redet sie mit ihrem Kollegen aus einer ebenbürtigen Haltung heraus.

Die häufigsten Fragen zur königlichen Muthaltung und zur Körpersprache
    »Ich lächle gern andere Menschen an. Außerdem arbeite ich im Verkauf und da gehört das Lächeln auch zum Job. Aber ich möchte auch, dass mich die Kunden und die Kollegen ernst nehmen. Sollte ich deswegen weniger lächeln?«
    Es kommt darauf an. Zunächst ist es vollkommen in Ordnung, andere Menschen anzulächeln. Und wenn ich als Kundin ein Geschäft betrete, mag ich es sehr, von jemandem bedient zu werden, der freundlich ist. Und ich selbst lächle auch gern. Dagegen ist nichts zu sagen. Wichtig ist, von welcher Körpersprache das Lächeln begleitet wird. Wenn Sie dabei in Ihrer königlichen Muthaltung sind,
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