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Sanfte Selbstbehauptung

Titel: Sanfte Selbstbehauptung
Autoren: Barbara Berckhan
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das Gefühl, dass mich ihre Worte nicht ins Herz treffen. Ich hörte genau, was sie sagte.
     
    Ihr Schutzschild verhindert,
dass die Worte des anderen Sie
gleich ins Herz treffen.
     
    Wahrscheinlich habe ich ihr früher nie genau zugehört, weil ich immer gleich explodiert bin. Jetzt merkte ich zum ersten Mal, wie enttäuscht sie war. Als ich sie so reden hörte, kam mir der Gedanke, dass meine Mutter vielleicht über ihr eigenes Leben frustriert war. Vielleicht hatte sie immer gehofft, durch mich ein besseres Leben zu bekommen. Aber ich kann das Leben meiner Mutter nicht verbessern. Ich kann nur mein eigenes Leben leben. Und dann hab ich zu meiner Mutter etwas gesagt, was ich früher nie gesagt hätte. Ich sagte ganz ernsthaft: ›Tut mir Leid, Mama, dass du so enttäuscht bist.‹ Meine Mutter schaute nur traurig auf ihren Kuchenteller und antwortete: ›Ich bin nichts anderes gewohnt.‹ Mir fiel auf, dass sie eine zutiefst frustrierte Frau ist, die ihre unangenehmen Gefühle einfach nur an anderen auslässt. Und wenn ich da bin, bekomme ich eben ihre Frustrationen ab. Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren habe ich mich nicht mit ihr gestritten. Es sind ihre Frustrationen und ich habe damit nichts zu tun. Ich konnte bis zum Schluss mit ihr reden und beobachten, wie es mir dabei ging. Ich würde sagen, mein Schutzschild hat wirklich gut funktioniert.«
     
     
    Sie haben das Recht, für den
seelischen Schmerz anderer Menschen
nicht zuständig zu sein.

Der Abstand, der Ihnen gut tut
    Abstand – das ist das, was Sie durch Ihr Schutzschild bekommen. Erst wenn Sie ein wenig über den Dingen stehen, können Sie klar erkennen, was wirklich passiert. Sie erkennen, wie die Kommunikation in den fast immer gleichen Bahnen verläuft. Und Sie merken auch, an welcher Stelle Sie normalerweise hochgehen oder sich aufregen würden. Jetzt können Sie ruhig bleiben und die Sache mit Abstand beobachten.
    Was immer Ihr Gegenüber auch tut oder sagt, Sie müssen sich nicht darin verwickeln. Es steht Ihnen frei, sich davon nicht treffen zu lassen. Sie müssen nicht einmal darauf reagieren. Aber wenn Sie es doch tun, dann können Sie so reagieren, wie es Ihnen gut tut. Ohne die Anstrengung, den anderen verändern oder überzeugen zu müssen. Sie dürfen andere Leute ruhig anders sein lassen. Ihr Schutzschild sorgt dafür, dass Sie bei sich bleiben.
    Mithilfe Ihres Schutzschildes können Sie auch viel leichter Gespräche führen, die Ihnen ohne Ihr Schutzschild möglicherweise peinlich wären. Dabei schützen Sie sich nicht gegen etwas von außen, sondern gegen Ihr Peinlichkeitsgefühl von innen.
    Ich erinnere mich an einen Teilnehmer, der mich Folgendes fragte: »Wie sagt man einem netten Kollegen, dass er manchmal einen intensiven Körpergeruch entwickelt – oder in schlichten Worten – dass er stinkt? Und wie bittet man ihn, ein Deodorant zu benutzen?«
     
    Ihr Schutzschild hilft Ihnen,
über peinliche Gesprächsthemen
sachlich zu reden.
     
    Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, welche Worte hier die passenden wären. Das hängt vom Kollegen ab und von der jeweiligen Situation. Aber eins weiß ich genau: nur mit Schutzschild. Wenn man selbst in einem gut geschützten Zustand ist, ist es für den anderen leichter, sich nicht persönlich angegriffen zu fühlen. Denn Gelassenheit ist ansteckend.
    Immer wenn Sie in Zukunft eine Situation vor sich haben, bei der Sie denken, ›Oh, das ist mir unangenehm, dort nachzufragen‹ oder ›Ich trau mich nicht, darum zu bitten‹ oder ›Das ist mir peinlich‹, erinnern Sie sich an Ihr Schutzschild. Mit dieser Strategie können Sie Dinge sagen und Gespräche führen, die Ihnen normalerweise schwer fallen würden. Also denken Sie daran: Wenn’s mulmig wird, Schutzschild aufbauen.
    Möglicherweise geht es Ihnen bald so wie vielen meiner Trainingsteilnehmer, die nicht mehr ohne ihr Schutzschild aus dem Haus gehen wollen. Aber wie jede andere Selbstbehauptungsstrategie ist auch diese Strategie kein Dauerzustand. Es gibt Situationen, in denen Ihre persönliche Betroffenheit wichtig, ja sogar wunderbar ist. Bei einer Liebeserklärung zum Beispiel. Wenn Ihr Schatz zu Ihnen sagt, »Ich liebe dich«, dann nehmen Sie diese Bemerkung ruhig persönlich. Diesen Schuh ziehen Sie sich an.
     
    Ihr Schutzschild ist kein Dauerzustand,
sondern nur eine Möglichkeit,
wie Sie in schwierigen Situationen
gelassen bleiben können.
     
    Sie brauchen auch kein Schutzschild, wenn ein Baby in Ihren
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