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Sanfte Eroberung

Sanfte Eroberung

Titel: Sanfte Eroberung
Autoren: Nicole Jordan
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Unwillkürlich knirschte Lily mit den Zähnen. »Ich halte es für abstoßend, dass Ehemänner das Recht besitzen, sich ihren Frauen gegenüber wie Schurken zu gebärden. Kein Mann wird je eine solche Macht über mich haben. «
    Vollkommen unerwartet beugte Claybourne sich vor und hob eine Hand an Lilys Wange. »Wer hat Ihnen so wehgetan, mein Engel? «, fragte er sanft.
    Lily wich zurück. »Niemand hat mir wehgetan. Meine Mutter war diejenige, die verletzt wurde. Und meine älteste Schwester übrigens auch.«
    Einen Moment lang schwieg er. »Wie ich hörte, war Ihr Vater ein veritabler Schwerenöter.«
    Lily wandte den Blick ab, denn sie wollte die schmerzlichen Erinnerungen nicht wieder wachrufen. »Ja, der war er. Und bei jeder Gelegenheit hat er meiner Mutter seine Mätressen vorgeführt. Es war furchtbar verletzend für sie. Arabellas erster Verlobter behandelte sie wenig besser. Belle liebte ihn, doch als der Skandal meiner Eltern öffentlich wurde, löste er die Verlobung kurzerhand.«
    Lily war sicher, dass Lord Claybourne alles über die schrecklichen Skandale wusste, in die ihre Familie vor vier Jahren verwickelt gewesen war. Ihre Mutter hatte sich einen Geliebten genommen, weil sie ihre unglückliche Ehe nicht mehr ertrug. Darauf zwang ihr aufgebrachter Ehemann sie, auf den Kontinent zu fliehen, verspielte nur zwei Wochen später sein letztes Vermögen und kam bei einem Duell um eine seiner Mätressen ums Leben. Die Loring-Schwestern blieben mittel- und obdachlos zurück, der Gnade ihres geizigen Stiefonkels ausgeliefert, des Earl of Danvers, der sie höchst widerwillig bei sich aufnahm.
    »Wollten Sie deshalb nicht, dass Marcus Ihre Schwester heiratet? «
    »Größtenteils.«
    »Sie scheinen eine ziemlich finstere Einstellung gegenüber Adligen zu hegen. «
    »Das, leugne ich nicht. Adlige können die schlimmsten Ehemänner abgeben.«
    »Folglich darf ich annehmen, dass Ihre Aversion sich nicht gegen meine Person richtet?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nein, ich habe nichts gegen Sie persönlich, My Lord. Ich kenne Sie ja nicht einmal. « Zum Glück, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Claybourne blieb ungefähr zwölf Herzschläge lang stumm, ehe er sich seitlich drehte und in den Karton mit den Katzenbabys sah. »Ich schätze, das ist Boots«, murmelte er und kraulte die Katzenmutter hinter dem Ohr. Zu Lilys Verwunderung hatte Boots nichts dagegen. Sie schnurrte sogar und rieb genüsslich ihren Kopf an Claybournes Fingern.
    Wie gebannt schaute Lily auf die Hände seiner Lordschaft, die das seidige graue Fell streichelten. Er hatte außergewöhnlich elegante Hände.
    »Ich glaube, Sie vergessen einen wichtigen Punkt«, sagte er schließlich.
    Zunächst begriff sie gar nicht, dass Lord Claybourne mit ihr sprach. »Welchen?«
    »Es ist wahr, dass manche Männer verletzend sein können, aber sie können Damen auch größte Freuden bereiten. «
    Wieder einmal wurde Lilys Gesicht heiß. »Manche vielleicht, aber das tut nichts zur Sache.«
    Ausgerechnet in diesem Moment krallte ein schwarzes Kätzchen sich in seine Manschette und begann, in seinen Fingerknöchel zu beißen.
    »Du bist aber ein hungriger kleiner Bursche, was? «, raunte Claybourne schmunzelnd. »Und du anscheinend auch«, ergänzte er, als das graues Kätzchen sich auf seinen Daumen stürzte.
    Behutsam hob er die beiden aus dem Karton und setzte sie sich auf den Schoß. Fast sofort kletterte das schwarze Katzenbaby an seiner Brust hinauf, wobei es seine winzigen Krallen in Claybournes Goldbrokatweste grub.
    »Oh, entschuldigen Sie, My Lord!«
    »Das macht nichts.« Als die kleine schwarze Katze immer höher kletterte, lachte Claybourne leise. Bei dem tiefen raspelnden Laut wurde Lily ganz seltsam zumute.
    »Warten Sie, lassen Sie mich Ihnen helfen! «, bat sie.
    Sie beugte sich vor und wollte ihm das Kätzchen abnehmen, doch die krummen kleinen Krallen hingen in Claybournes Krawatte fest. Als Lily versuchte, sie aus dem edlen Stoff zu lösen, ohne ihn einzureißen, schaffte sie es, den Marquess stattdessen rücklings ins Stroh zu stoßen.
    Da lag er und blickte zu ihr auf. Lily, die nun halb über ihm lehnte, erstarrte, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Er war vollkommen ruhig, doch da loderte ein Feuer in seinen Augen, bei dem Lilys Herz schneller schlug.
    »Es tut mir leid«, stammelte sie und klang auf einmal atemlos.
    »Mir nicht. «
    Sanft fasste er die kleinen schwarzen Krallen, befreite sie aus seiner Krawatte und setzte das Kätzchen
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