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Sanft wie der Abendwind

Sanft wie der Abendwind

Titel: Sanft wie der Abendwind
Autoren: Catherine Spencer
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habe geglaubt, Sebastian sei der Mann fürs Leben, dachte sie wie benommen.
    „Das Wort ‚spionieren‘ ist ein bisschen übertrieben, trifft den Kern der Sache aber durchaus.“
    „Wann hast du den Auftrag dazu gegeben?“
    „Kurz nachdem du hierher gekommen bist, und er läuft noch.“ Sebastian ging zum Schreibtisch und nahm eines der dort liegenden Papiere, das er ihr in die Hand zu drücken versuchte. „Heute Nachmittag habe ich den vorerst letzten Bericht erhalten. Hier, lies ihn.“
    „Er interessiert mich nicht!“ Wütend schlug Lily das Blatt beiseite, bestürzt und vor allem tief verletzt. Sie hatte Sebastian vertraut, ja, sie hätte ihm ihr Leben anvertraut! Nun musste sie feststellen, dass er ganz bestimmte Absichten verfolgt hatte, als er sie so gekonnt verführt hatte. Sie fühlte sich, als hätte man ihr einen heftigen Schlag versetzt.
    „Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin?“, fragte Lily leise. „Weil ich dir sagen wollte, dass ich dich liebe. Und weil ich gehofft hatte, dass du es mir auch sagst.“
    „Ja, ich habe durchaus mit dem Gedanken gespielt, es zu tun.“ Verstört sah Sebastian sie an. „Das beweist nur, wie sehr wir gelegentlich zu Illusionen neigen.“
    „Ich habe dir vertraut, Sebastian.“
    „Ich wünschte, ich könnte das Kompliment erwidern“, meinte er bitter.
    „Du kannst mir vertrauen! Mein Ehrenwort! Wenn du mich gefragt hättest, anstatt …“
    „Jeden Tag habe ich darauf gewartet, dass du mir etwas sagst“, unterbrach er sie. „Ich hatte gehofft, du wärst so anständig, reinen Tisch zu machen und mir zu gestehen, in welchen Schwierigkeiten du steckst. Ich hatte bei jedem neuen Bericht gehofft, er würde deinen Namen reinwaschen. Du hast dich mir allerdings nicht anvertraut, und der Detektiv hat nach und nach immer belastenderes Material ans Tageslicht geholt. Tut mir leid, Lily, aber das fördert Vertrauen nicht unbedingt.“
    Sie hätte sich verteidigen können, doch warum Zeit vergeuden? „Ich werde nicht versuchen, mich zu rechtfertigen. Wie es aussieht, hast du mich bereits verurteilt und würdest meine Unschuldsbeteuerungen nur lachhaft finden.“
    „Das Beweismaterial ist ziemlich schlüssig. Man kann mir keinen Vorwurf machen, wenn ich beunruhigt bin.“
    „Es gibt keine Beweise gegen mich“, rief Lily. „Schlimmstenfalls Indizien, und das berücksichtigst du anscheinend nicht. Und aus meiner Sicht gibt es genug, was gegen dich spricht.“
    „Ach, wirklich?“, fragte Sebastian höhnisch, offensichtlich völlig überzeugt von seiner moralischen Überlegenheit. Wahrscheinlich war es ihm noch nie in den Sinn gekommen, dass man ihn nicht für perfekt halten könnte. „Welche denn?“
    „Du bist nicht der Mann, für den ich dich gehalten habe, Sebastian Caine. Ich bin froh, dass du Farbe bekannt hast, bevor ich mich noch mehr blamiere als ohnehin schon. Du hast von der ersten Minute an alles darangesetzt, mich in Misskredit zu bringen. Und was deine rechtschaffene Entrüstung über meine Unterlassungssünden betrifft, will ich dir eins sagen: Du könntest mir noch einiges an Hinterhältigkeit beibringen.“
    Ihre Heftigkeit schien ihn zu verunsichern. Beschwichtigend hob er die Hände. „Wenn ich etwas übersehen haben sollte, klär mich bitte auf. Verteidige dich. Ich bin bereit, dir zuzuhören. Das war ich immer.“
    „Warum sollte ich meinen Atem verschwenden? Du hast schon genug Material, um mir einen Strick daraus zu drehen. Erstens: Ich kann unbegrenzt hierbleiben, weil auf mich in Vancouver keine Arbeit wartet. Und warum nicht? Weil die Polizei mein Geschäft geschlossen hat. Wieso das? Weil es ein Deckmantel für kriminelle Machenschaften war, und das macht mich natürlich zur Räuberbraut. Warum bin ich hier bei euch aufgetaucht? Mein Vater ist reich und hat Schuldgefühle, weil er mich als Kind im Stich ließ, deshalb ist es ein Leichtes für eine so gerissene Frau wie mich, ihn um Geld anzugehen, damit ich mich aus meinen Schwierigkeiten loskaufen kann.“
    Sie presste eine Hand gegen die Brust und atmete tief durch.
    „Lieber Himmel, Sebastian, welche Beweise brauchst du noch dafür, dass du über mich das richtige Urteil gefällt hast?“
    „Jetzt hör mal kurz damit auf, deine Breitseiten abzufeuern“, bat er und kam zu ihr. „Irgendetwas passt nicht ganz zusammen und …“
    „Nein, ich habe genug. Mehr als genug. Du möchtest, dass ich aus deinem Leben verschwinde? Das kannst du haben. Ich bin schon so gut wie weg. Du
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