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Sanft berührt – und schon verführt?

Sanft berührt – und schon verführt?

Titel: Sanft berührt – und schon verführt?
Autoren: Janice Maynard
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rückwärts und ließ ihn ein. Schnell sah er sich in dem aufgeräumten, gemütlichen Wohnzimmer um. Irgendetwas fehlte. Doch dann ging ihm auf, was es war. Alles war zu sauber, zu ordentlich. Es lagen keine Spielsachen herum, keine Puzzles oder Bilderbücher auf dem Couchtisch. Nichts wies darauf hin, dass hier ein Kind zu Hause war.
    An der gegenüberliegenden Wand standen gut bestückte Bücherregale. Kieran musterte sie kurz. Offenbar war Olivia immer noch sehr vielseitig interessiert, denn ihm fielen moderne Romane, aber auch Geschichtsbücher und Kunstbände auf. Schon auf der Uni war sie durch ihre Intelligenz aufgefallen und durch ihre Fähigkeit, natürliche Kreativität mit einem gesunden Geschäftssinn zu verbinden.
    Aber was war das? An einer Wand hing ein gerahmtes Foto. Er trat näher, um es genauer zu betrachten. Sofort erkannte er den Hintergrund und erinnerte sich an das Wochenende, das er mit Olivia in Englands Lake District verbracht hatte. Sie hatte ihre Doktorarbeit über die berühmte Kinderbuchautorin Beatrix Potter geschrieben und hatte ihm unbedingt das Haus zeigen wollen, in dem Peter Rabbit erdacht worden war. Danach hatten sie sich in einem gemütlichen Bed and Breakfast einquartiert, und wenn Kieran an die Tage und vor allem Nächte mit Olivia zurückdachte, konnte er seine sexuelle Erregung nur schwer unterdrücken. Hatte er später jemals wieder so empfunden?
    Himmel, wie sehr hatte er versucht, sie zu vergessen und seinem Vater ein guter Sohn zu sein! Oft hatte er bezweifelt, dass seine damalige Entscheidung richtig gewesen war. Er hatte Olivia ohne Erklärung, ohne ein einziges Wort verlassen, weil es ihm Angst machte, wie sehr er ihr verfallen war. Doch er hatte sich nach ihr gesehnt. Mein Gott, wie sehr hatte er sich nach ihr gesehnt! Nach der eleganten, witzigen und schönen Olivia, die dazu noch einen Körper hatte, der einen Mann verrückt machen konnte.
    Entschlossen schob er diese Gedanken beiseite. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass genau diese Frau ihn auf eine Art und Weise hintergangen hatte, die nicht zu verzeihen war. Das durfte er nie vergessen. Dieses erste Treffen nach sechs Jahren hätte besser irgendwo in der Öffentlichkeit stattfinden sollen. Denn hier so ganz ohne Zeugen, war Kieran sich selbst nicht sicher, wozu er vielleicht fähig war …
    Er trat etwas näher an das Bild heran. Olivia blickte lächelnd in die Kamera und hielt ein kleines Mädchen an der Hand. Kieran sah genauer hin, und ihm stockte der Atem. Das war ganz eindeutig eine kleine Wolff! Die weit auseinanderstehenden Augen, der ernste Blick, das ausgeprägte Kinn. Er fuhr herum und durchbohrte Olivia mit seinem Blick. „Wo ist sie? Wo ist meine Tochter?“
    Olivia nutzte das schauspielerische Talent, das sie von ihren Eltern geerbt hatte, um ihr Gegenüber verwirrt anzusehen. „Deine Tochter?“
    Kieran zog die dunklen Brauen zusammen. „Nun tu doch nicht so. Zu solchen Spielchen bin ich nicht aufgelegt. Ich will sie sehen. Und zwar sofort.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, ging er auf die Treppe zu.
    Olivia versuchte gar nicht erst, ihn zurückzuhalten. Irgendwie hatte sie immer gewusst, dass sie sich eines Tages erneut begegnen würden. Jedoch war sie davon ausgegangen, dass sie bestimmen würde, wie dieses Treffen ablief. Kieran Wolff war der erste und auch der einzige Mann, mit dem sie bisher geschlafen hatte. Bevor sie ihn kennenlernte, war sie ein schüchternes und eher einsames Mädchen gewesen, das gern las und darüber die Wirklichkeit vergaß. Durch ihn hatte sie eine ganz neue Welt entdeckt, ein anderes Leben voller Sinnlichkeit und sexueller Freuden.
    Und dann war er verschwunden. Bei dem Gedanken daran verlor sie sofort jegliche Schuldgefühle. Zu genau erinnerte sie sich, wie sehr sie unter der abrupten Trennung gelitten hatte.
    Oben auf der Treppe sah Kieran sich kurz um. Dann stürzte er durch die geöffnete Tür in ein Zimmer, das ganz eindeutig von einem kleinen Mädchen bewohnt wurde. Der weiße Baldachin über dem Bett war mit rosa Schleifen geschmückt, an der Wand hingen große Poster aus Zeichentrickfilmen, und ein Paar Ballettschuhe hing an einem Haken an der Tür.
    Einen Augenblick lang war Olivia gerührt, als sie sah, mit welch traurigem Lächeln sich Kieran in dem Raum umsah. Doch dann nahm sie sich zusammen. „Ich frage dich noch einmal. Weshalb bist du gekommen, Kieran?“ Sie musterte ihn mit einem, wie sie hoffte, gleichgültigen Blick. Er hatte sich zwar
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