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Sanft berührt – und schon verführt?

Sanft berührt – und schon verführt?

Titel: Sanft berührt – und schon verführt?
Autoren: Janice Maynard
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Die Großeltern wollten mit ihr zunächst ins Disneyland Paris und dann noch nach Florenz fahren, wo beide einen Filmpreis erhalten sollten.
    Olivia hatte versucht, ihnen diesen Plan auszureden. Eine solche Reise so kurz nach dieser überwältigenden Geburtstagsparty. Aber letztlich hatte sie Cammies drängenden Umarmungen und dem bittenden Ausdruck in ihren Augen nicht widerstehen können.
    Schon war Cammie zurück, den Rucksack auf dem Rücken. Den Koffer hatte Olivia schon am Vormittag gepackt. „Versprich mir, dass du dich gut benimmst und den Großeltern keinen Ärger machst.“
    Cammie verdrehte nur altklug die Augen. „Das sagst du immer.“
    „Und ich meine es auch immer.“
    Es klingelte, und Cammie stieß einen Jubelschrei aus. „Da sind sie! Auf Wiedersehen, Mommy!“
    Olivia folgte ihr zum Wagen. Lolita und Javier stiegen aus und nahmen die Begeisterung ihrer Enkelin selig lächelnd zur Kenntnis. Olivia umarmte die Mutter, wobei sie sich Mühe gab, deren teures Chanelkostüm nicht zu zerknittern. „Bitte, verwöhnt sie nicht zu sehr.“
    Lachend küsste Javier seine Tochter auf die Wange. „Aber das können wir doch besonders gut.“
    Der Wagen fuhr ab, und Olivia ging wieder ins Haus. Wie still es war. Ohne die Ablenkung durch Cammie konnte Olivia nur schwer den Gedanken an das Treffen mit Kieran verdrängen, das ihr am Abend bevorstand. Was sollte sie bloß tun?
    Rastlos ging sie durch alle Räume. Schon bald würde Cammie zur Vorschule gehen, was in Olivia durchaus gemischte Gefühle hervorrief. Ihr war klar, dass die intellektuelle Herausforderung für ihre intelligente Tochter notwendig war und dass das Zusammensein mit anderen Kindern im gleichen Alter Cammie nur guttun würde. Aber bisher waren sie beide eben immer nur zu zweit gewesen.
    Und nun war auch noch Kieran auf der Bildfläche erschienen.
    Plötzlich traten Olivia Tränen in die Augen, doch sie wischte sie hastig fort. Sie hatte keinen Grund, sich irgendwelchen trüben Launen hinzugeben. Das Leben war gut. Ihre Tage waren ausgefüllt mit der Familie, mit ihrem Beruf, der sie stets aufs Neue begeisterte, und mit einer Gruppe von engen Freunden, auf die sie sich verlassen konnte. In ihrem Leben hatte Kieran keinen Platz, und darüber war sie froh. Es war die richtige Entscheidung gewesen, Cammie nicht seinem Egoismus auszusetzen. Und deshalb würde es auch in Zukunft dabei bleiben.
    Der Rest des Tages war irgendwie vertan. In knapp zwei Wochen sollte Olivia ihre Aquarelle für das neue Kinderbuch an ihren Verleger schicken. Heute schaffte sie es jedoch noch nicht einmal, das Bild, an dem sie zuletzt gearbeitet hatte, fertigzustellen. Und das obwohl sie ihren Beruf als Kinderbuchillustratorin wirklich liebte, auch weil sie dabei flexibel war und viel Zeit mit Cammie verbringen konnte.
    Aber gerade konnte sie sich einfach nicht auf ihre Arbeit konzentrieren. Stattdessen ging sie ruhelos im Haus hin und her und hing ihren Erinnerungen nach.
    Kieran und sie hatten sich auf der Party eines gemeinsamen Freundes in einem englischen Landhaus kennengelernt. Da sie beide aus den USA stammten und in England studierten, hatten sie gleich einen Anknüpfungspunkt. Von Anfang an war ihnen beiden klar gewesen, dass sie am Ende des Semesters wieder in die Staaten zurückkehren würden. Doch obwohl Olivia gewusst hatte, dass sie sich nach sechs Wochen wieder trennen mussten, hatte sie sich Hals über Kopf in den attraktiven Kieran – oder Kevin, wie er sich damals nannte – verliebt. Sie träumte davon, auch nach ihrer Rückkehr noch mit ihm zusammen zu sein. Schließlich war er ihre erste große Liebe.
    Doch es war völlig anders gekommen. Bereits während ihrer letzten Examenswoche war Kevin plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Lediglich einen Zettel mit ein paar dürren Abschiedsworten hatte er Olivia hinterlassen. Selbst heute wurde ihr noch ganz elend, wenn sie daran dachte, was für eine qualvolle Zeit sie danach hatte durchmachen müssen. Bis sich ihre enttäuschte Liebe schließlich in Hass verwandelte. Olivia hatte sich bemüht, jegliche Erinnerung an den jungen Mann abzutöten, der ihr das Herz gebrochen hatte. Und von dem sie schwanger geworden war.
    Als der Wagen vorfuhr, war Olivia ein nervliches Wrack. Aber sie nahm sich zusammen, denn schon früh hatte man ihr beigebracht, worauf es ankam: „The show must go on“, das hieß, weiterzumachen und sich auch in schwierigen Situationen nichts anmerken zu lassen. Sechs Jahre lang war
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