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Sandkasten-Groupie

Sandkasten-Groupie

Titel: Sandkasten-Groupie
Autoren: Kathrin Lichters
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ungekämmten Haaren und seinem Rockstarimage zu verstecken. Doch Mia kannte beinahe alle Ecken und Kanten von ihrem Verlobten. Ein seltsamer Gedanke, fand Mia. Es fühlte sich richtig an, das war es nicht. Aber vor nicht allzu langer Zeit hatte sie sich genau hier hin gewünscht, doch damals schien alles wahnsinnig weit weg zu sein. Mias Fingerkuppen strichen über Nics Wange und seine Augenbrauen und sie war unsagbar glücklich. Wie tapfer er das erste Gespräch mit ihren beiden Eltern über die bevorstehende Hochzeit ertragen hatte. So richtig hatten sie sich nicht einigen können. Mias Mutter fand eine Hochzeit im Mai wunderschön, doch da wäre ihr Baby grade ein paar Wochen alt. Außerdem bestand Nic darauf, dass sie vor der Geburt des Babys heirateten. Es hatte ein paar enttäuschte Gesichter seitens der Brautmutter und Lynn gegeben. Doch Nic hatte sich nichts aufs Auge drücken lassen und Mia war stolz auf ihn. Es war nicht einfach mit einer Frau zu verhandeln, die gewohnt war, alles zu bekommen was sie wollte. Doch diese Diskussion forderte nun seinen Tribut. Und nicht nur das, war schuld daran. Die Ereignisse der vergangenen zwei Wochen nahmen ihn mehr mit, als er sich anmerken lassen wollte. Er hatte jede Nacht bei Mia im Krankenhaus verbracht, nur um ganz sicher zu sein, dass Mia keine Angst hatte. Mia hatte ihn oft nach Hause jagen wollen, doch er ging einfach nicht. Ein kleiner egoistischer Teil von ihr war dankbar dafür. Denn sie stand wesentlich mehr Ängste aus, als sie sich anmerken lassen wollte. Doch genauso zerknittert und müde war Nic jeden Morgen an Mias Bett aufgewacht.  
    Mia hörte jemandem im Erdgeschoss wuseln und richtete sich langsam auf, ohne Nic aufzuwecken. Sie legte die Decke über ihn und machte den Fernseher aus. Dann ging sie langsam die Treppe hinunter und folgte dem Zigarettengeruch, der ihr schwach entgegen kam. Natürlich wusste sie sofort, wen sie dort antreffen würde, was ihr sehr gelegen kam. Mia nahm Nics Jacke von der Garderobe und ging auf die Terrasse, wo Sophie saß. „Ertappt!“, sagte sie nur und sah Sophie grinsend an. Die alte Frau lächelte leicht und antwortete: „Manche Dinge ändern sich nie, was du kleine Spürnase?!“ Sie schwiegen einen Moment, doch es war ein behagliches Schweigen. „Sophie?“, fragte Mia und sah ihre Großmutter nachdenklich an. Diese Frage hatte Mia seit Anabelles Angriff schwer beschäftigt. Doch sie hatte mit niemandem darüber sprechen können. Genau genommen hatte sie sich dafür geschämt und sie hatte diesen Moment herbeigesehnt. Nur ihrer Großmutter konnte sie diese Frage stellen, ohne sich seltsam zu fühlen. Diese nickte langsam. „Mein Dad… er hat keinen Herzinfarkt gehabt, oder?“ Sophies Augen sahen plötzlich wachsam auf die zarte Gestalt ihrer Enkelin. „Wie kommst du darauf?“ „Nun… es mag sich seltsam anhören, aber… an dem Abend als sie mich… umbringen wollte, hat es einen Moment gegeben…“ Mia hielt inne und biss sich auf die Lippen. „Er hat sich umgebracht, oder?“ Es klang eher wie eine Feststellung als nach einer Frage. „Mia, hör zu… Alan, dein Vater war schwer krank, sein ganzes Leben lang schon.“, begann Sophie zu erklären. „Ich weiß, er hatte Depressionen…“, sagte Mia. „Also stimmt es? Er hat sich selbst umgebracht?“ „Ja! Deine Mutter hat ihn gefunden, als ihr nicht zu Hause wart. Wir haben beide entschieden, dass es für euch schon schwer genug zu verkraften war, dass euer Vater tot war. Ein Selbstmord macht es für die Hinterbliebenen nicht gerade einfacher. Deine Mama leidet deswegen so sehr darunter. Sie fühlt sich verantwortlich, weil sie nichts mehr für ihn tun konnte. Doch ich sehe das anders. Denn ich glaube, wenn er Celin nicht begegnet wäre und euch beide nicht bekommen hätte, dann wäre er womöglich gar nicht so alt geworden. Er hatte ein glückliches Leben, viel glücklicher als es gewesen wäre, wenn es euch nicht gegeben hätte. Und er hat jeden von euch innig geliebt.“ Sophie hatte eine ihrer alten Hände über Mias gelegt und sah traurig zu ihr hoch. „Ich frage mich nur…“ „Ja?“ „Lag es daran, dass er gedacht hat, ich würde mit Jake mitgehen?“ „Dass er sich umgebracht hat? Nein. Nein, ganz bestimmt nicht, meine Liebe! Du warst immer sein Sonnenschein. Er wollte nur, dass du glücklich bist. Aber er hat auch immer fest daran geglaubt, dass du dein Glück im Nachbarsgarten findest.“, schmunzelte Sophie und Mia musste lachen.
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