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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
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Matrosen brüllten begeistert. Der Kapitän zeigte sich selten so großzügig. Doch als der Jubel verstummte, hörte man die Wache im Ausguck rufen.
    »Schiff ahoi! Schiff ahoi!«
    Alle drehten sich um und blickten in Richtung offenes Meer.
    Dort, in der Ferne, waren die unheilvollen Umrisse eines Schiffes zu erkennen. An seinem Mast wehte die rote Fahne der japanischen Piraten.

5
Nächtliche Schatten
    Der abnehmende Mond war untergegangen. Eine finstere Nacht brach an und das Piratenschiff wurde schon bald von der Dunkelheit verschluckt.
    Für den Fall eines Angriffs hatte der Kapitän die Wachen auf Deck verdoppelt. Die Matrosen, die keinen Dienst hatten, flüsterten in ihren Schlafquartieren unter Deck ängstlich miteinander. Jack lag erschöpft in seiner Koje. Stumm starrte er zu der flackernden Öllaterne hinauf, in deren Schein die Gesichter der flüsternden Männer gespenstisch hager wirkten.
    Er musste eingeschlafen sein, denn als er die Augen wieder öffnete, war die Laterne erloschen. Was hatte ihn geweckt? Kein Laut war zu hören, nur das Schnarchen seiner Kameraden. Trotzdem hatte ihn eine tiefe Unruhe erfasst.
    Er sprang auf den Boden und tappte den Niedergang hinauf. An Deck war es genauso dunkel. Kein Stern war am Himmel zu sehen. Jacks Unbehagen wuchs. Vorsichtig tastete er sich über das Deck. Es schien verlassen, was seine Unruhe noch steigerte.
    Ohne Vorwarnung stieß er mit einer Wache zusammen.
    »Verdammter Narr!«, schimpfte der Matrose. »Du hast mich zu Tode erschreckt.«
    »Tut mir leid, Piper«, sagte Jack, als er die kleine weiße Tonpfeife zwischen den Lippen des Mannes hängen sah, »aber warum sind denn alle Laternen aus?«
    »Damit die Piraten uns nicht sehen, Dummkopf«, flüsterte Piper heiser und zog an seiner kalten Pfeife. »Was hast du überhaupt auf Deck zu suchen? Ich hätte Lust, dir eine zu scheuern.«
    »Äh … ich konnte nicht schlafen.«
    »Hier ist aber nicht der richtige Ort für einen Mitternachtsspaziergang. Wir halten für den Fall eines Angriffs der Piraten Pistolen und Säbel bereit, also verschwinde nach unten. Ich will dir doch nicht dein hübsches Gesichtchen entstellen.«
    Piper betrachtete Jack mit einem zahnlosen Grinsen und hob ein rostig aussehendes Messer.
    Jack wusste nicht, ob der Matrose es wirklich ernst meinte. Er wollte es aber auch nicht darauf ankommen lassen.
    Er kehrte zum Niedergang zurück.
    Bevor er hinunterstieg, warf er noch einen letzten Blick über die Schulter. Piper war an die Reling getreten und zündete seine Pfeife an. Der Tabak glomm auf, ein rotes Pünktchen in der Nacht.
    Dann verschwand das Pünktchen plötzlich, als würde es von einem Schatten verdeckt. Jack hörte ein leises Stöhnen. Die Pfeife landete klappernd auf den Planken und Piper sackte lautlos zusammen. Der Schatten flog durch die Luft und die Takelage hinauf.
    Jack brachte vor Schreck keinen Ton heraus. Was hatte er da soeben gesehen? Seine Augen hatten sich inzwischen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt und er bemerkte überall Schatten, die über das Schiff glitten. Zwei weitere Wachen auf dem Vordeck wurden von ihnen geschluckt und sanken zu Boden. Besonders gespenstisch war die vollkommene Lautlosigkeit des Überfalls. Denn dass es sich um einen Überfall handelte, hatte Jack inzwischen begriffen.
    Er stürzte den Niedergang hinunter und rannte geradewegs zur Kajüte seines Vaters.
    »Vater!«, schrie er. »Überfall!«
    John Fletcher fuhr von seiner Koje hoch und riss Säbel, Messer und zwei Pistolen vom Tisch. Er war angezogen, als habe er mit einem Angriff gerechnet. Hastig schnallte er sich den Säbel um die Hüften und steckte die Pistolen und das Messer in den Gürtel.
    »Warum haben die Wachen nicht Alarm geschlagen?«, wollte er wissen.
    »Es gibt keine Wachen mehr, Vater. Sie sind tot!«
    John blieb stehen und starrte seinen Sohn ungläubig an, doch ein Blick auf dessen aschgraues Gesicht genügte. Er zog das Messer aus dem Gürtel und gab es Jack zusammen mit dem Schlüssel zu seiner Kajüte.
    »Du bleibst hier, hast du mich verstanden?«, entschied er. »Egal was passiert, du bleibst hier.«
    Jack nickte gehorsam und ohne zu widersprechen. Er war wie betäubt von den Ereignissen. Er hatte seinen Vater noch nie so ernst erlebt. Sie hatten auf der Fahrt an Südamerika vorbei und durch die berüchtigte Magellanstraße mehrere Frontalangriffe feindlicher portugiesischer Kriegsschiffe abgewehrt, aber sein Vater hatte ihm noch nie befohlen, in der Kajüte
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