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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor
Autoren: Tom Cain
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gebunden waren. Die McCabe-Sache war Carvers dritter Auftrag gewesen. Er war Offizier der Royal Marines gewesen, beim Special Boat Service, einer absoluten Elitetruppe, und hatte aus Abscheu vor der Vergeblichkeit ihrer Anstrengungen den Dienst quittiert. Die Diktatoren, gegen die er und seine Männer gekämpft hatten, waren noch an der Macht. Die Terroristen wurden wie Staatsmänner behandelt. Die Drogen-, Waffen- und Menschenhändler waren für ihr Tun nicht bestraft worden.
    Er konnte einen Menschen von Angesicht zu Angesicht töten, mit einer Schusswaffe, mit einem Messer oder mit bloßen Händen. Doch seine Auftraggeber bevorzugten feinere Methoden, die sich problemlos abstreiten ließen. Darum lieferte Carver ihnen Unfälle wie diesen, den er soeben für Waylon McCabe vorbereitet hatte.

3
    Der Pilot hatte die Motoren abgeschaltet, um die Ausbreitung des Feuers zu verlangsamen. Das einzige Geräusch war das schaurige Rauschen der Luft draußen. Die Stewardess, die auf ihrem Klappsitz saß, biss sich auf die Lippen und gab sich alle Mühe, ihre aufwallende Angst zu unterdrücken, was ihr aufgrund der Ausbildung und ihres beruflichen Stolzes so gerade eben gelang. Sie strich sich mit knappen, beiläufigen Handbewegungen den Rock glatt, sodass man meinen konnte, sie sei sich dessen kaum bewusst. Doch da sie die ganze Passagierkabine überblicken konnte, sah sie als Erste den Rauch, der sich durch Lüftungsschlitze, Boden- und Wandfugen hereinwand wie eine geisterhafte Schlangenplage. Der Rauch war schmutzig gelb und braun durchsetzt, ein Chemikaliencocktail, den die brennenden Materialien im Heck absonderten. Nach und nach fingen die Passagiere an zu husten und zu würgen.
    »Sauerstoffmasken …!«, krächzte die Stewardess. Sie zwang das Wort zwischen zwei mühsamen Atemzügen hervor, während sie mit den Fäusten gegen die Tür des Cockpits hämmerte. Der Kopilot drehte den Kopf, roch den Rauch und drückte sofort auf den Schalter, der die Klappen über den Passagiersitzen öffnete und die Atemmasken herausfallen ließ. Dann legte die Crew sich die Masken an. Sie funktionierten gut. Die Passagiere hatten nicht so viel Glück.
    Es gab sechs Sitze in der Kabine, dazu den Klappsitz des Flugbegleiters, also insgesamt sieben Masken. Eine fiel überhaupt nicht aus ihrem Fach, zwei andere fielen heraus, gaben aber keinen Sauerstoff ab. Blieben noch vier Masken für fünf Leute, und so begann eine wilde Jagd auf die zwei leeren Sitze.
    Die Maske der Stewardess funktionierte, auch die von McCabe. Er hatte eine Menge Mist eingeatmet, bis er das Ding aufgesetzt hatte, aber schließlich atmete er süßen reinen Sauerstoff, und das Würgen in seiner Brust ließ nach.
    Drei Männer hasteten schreiend und hustend durch den dichter werdenden Rauch und suchten verzweifelt nach einer Stelle mit sauberer Luft. Einer konnte sich durch Tritte und Stöße einen Sitz mit funktionierender Sauerstoffmaske erobern. Ein anderer sank unter der Wirkung des Rauchs in die Knie und tat seine letzten Atemzüge, dann brach er im Gang tot zusammen.
    Der Dritte hatte endlich eine funktionierende Maske gefunden, doch sein Gehirn schien den Fingern nicht mehr die nötigen Befehle erteilen zu können, denn er fummelte nutzlos an den elastischen Riemen, ohne sie sich über den Kopf ziehen zu können. Dann hustete er so heftig, dass er Blut spuckte und roter Schaum aus seinem Mund quoll. Schließlich keuchte er nur noch, und dann bewegte auch er sich nicht mehr.
    Derweil fiel das Flugzeug dem Boden entgegen, der Wind heulte und rüttelte an dem Rumpf, die Kabel, die die Höhenruder steuerten, wurden vom Feuer verzehrt.
    Die Crew war zu beschäftigt, um Angst zu haben. Draußen war kaum ein Licht zu sehen. Die Berge, die sie im Sinkflug überquerten, waren nur als schwarze Silhouetten zu erkennen, die sich vor dem dunkelblauen Horizont abzeichneten. Das Flugzeug war jetzt siebentausend Fuß über dem Meeresspiegel, knapp fünftausend Fuß über dem tiefsten Punkt der Region, was ihnen höchstens zehn Meilen Spielraum gab, und es ging immer weiter nach unten. Sie ließen den gesamten Treibstoff ab, um das Gewicht zu verringern und das Feuer einzudämmen. Sie hatten das Fahrwerk ausgeklappt. Sie brauchten nur noch einen Landeplatz. Dann wurde ein einzelner schwacher Lichtschein von einer Eisfläche reflektiert, und sie erkannten vor sich einen zugefrorenen See.
    Er sah aus wie eine riesige Brille. Zwei große, freie Flächen an beiden Enden bildeten die
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