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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor
Autoren: Tom Cain
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reichen und mächtigen Mannes wie McCabe.
    »Der Flieger ist durchgecheckt, aufgetankt und startbereit«, sagte er. »Nehmen Sie ’s mir nicht übel, Sir, wenn ich das sage, aber Sie sollten sich besser gleich auf den Weg machen. Ein Unwetter zieht auf.«
    McCabe nahm das mit einem schroffen Nicken zur Kenntnis und ließ den Mann wieder gehen.
    Carver blieb kurz in der Tür stehen, was niemand bemerkte oder bemerkenswert fand.
    »Guten Flug, Sir«, sagte er.

2
    Das Flugzeug sollte die Route von Inuvik nach Calgary nehmen, das im Südosten lag, drei Stunden und vierzehnhundert Meilen weit weg, von denen die meisten durch gebirgige Wildnis führten.
    In dem Augenblick, als die Motoren gestartet wurden, begann die Luft aus dem Rohr zu entweichen. Temperatur und Druck stiegen an. Die Hitze wurde direkt auf den Hydraulikspeicher gerichtet, der mit sehr empfindlicher, leicht entzündlicher Flüssigkeit gefüllt war. Während die Minuten vergingen und das Flugzeug über dem Selwyngebirge bis zu seiner Flughöhe von etwa dreißigtausend Fuß stieg, wurde die Flüssigkeit immer heißer. Als es etwa vierzig Minuten von Inuvik entfernt war, erreichte die Temperatur einen kritischen Punkt, und der Speicher platzte mit einer Wucht, die das ganze Heck erschütterte. Die Außenhaut war stark genug, um dem Druck standzuhalten, aber von der brennenden Flüssigkeit aus suchten sich die Flammen gierig Nahrung in der Plastikummantelung der Kabel, in den Leitungssystemen, in der Verkleidung der Luftrohre – in jedem brennbaren Material.
    Durch das Dröhnen der Motoren und die ständigen Luftturbulenzen war die Explosion im Passagierraum weder zu hören noch zu spüren. Das Erste, was dem Piloten auffiel, war das Aufblinken der Warnleuchte. Im hinteren Wartungsschacht musste ein Feuer ausgebrochen sein. Sein nächster Gedanke war, dass er nichts tun konnte, um es zu löschen. Von da an blieben ihm maximal sieben oder acht Minuten, bis sich die Flammen durch das Steuerungssystem zum Seiten- und Höhenruder durchgefressen haben würden.

    Als McCabes Jet vom Boden abhob, stieg Carver in den drei Jahre alten Ford F-250 Pick-up Heavy Duty, den er vor zwei Wochen in Skagway in Alaska bar gekauft hatte, und fuhr zur nächsten Tankstelle. Im Waschraum rasierte er sich Steve Lundins Bart ab und zog den Overall aus. Draußen warf er ihn in einen Müllcontainer. Dann wendete er nach Süden und nahm den Dempster Highway. Nach kurzer Zeit hörte der Asphalt auf. Während der nächsten vierhundertfünfzig Meilen, die über den Polarkreis, durch zwei Zeitzonen, über fünf Flüsse und quer durch mehrere Gebirge führten, würde er nur Schiefer und Kies unter den Rädern haben.
    Solche Dinge bekam man in Inuvit erzählt, da die überwältigende Größe des Gebiets und die unglaubliche Einsamkeit der ganze Stolz der Region waren. Das Yukon-Territorium allein war fast so groß wie Spanien, wurde aber nur von dreißigtausend Menschen bewohnt. Gegen die angrenzenden Nordwest-Territorien war Yukon jedoch so beeindruckend wie ein Vorstadtgarten. Die vierzigtausend Einwohner waren über eine Fläche verteilt, die größer war als Spanien, Frankreich, Holland, Belgien und England zusammen.
    Carver hörte nur zu gern diesen prahlerischen Reden zu. Er mochte Fakten. Er fand ihre Verlässlichkeit beruhigend. In einer Welt voller Kompromisse, Betrügereien und unberechenbarer Emotionen stellten sie nicht verhandelbare Größen dar. Sie lenkten ihn von den Gedanken ab, die an seinem Gewissen nagten, wenn er sich vorstellte, wie die anderen Leute in dem Flugzeug zusammen mit Waylon McCabe sterben würden. Carver war an das Prinzip des Kollateralschadens gewöhnt. Er sah ein, dass mit den Schuldigen oft auch Unschuldige sterben mussten. Er verstand auch die Rechnung, wonach es besser war, wenn eine Hand voll Menschen bei einem Flugzeugabsturz starben, als wenn Hunderttausende bei einem Völkermord ausgelöscht wurden. Er konnte sich sogar einreden, dass die Leute, die für Waylon McCabe arbeiteten, wahrscheinlich wussten, was er tat und welchen Gewinn er damit machte. Aber für Carver hieß das nicht, dass er sich bei dem Ganzen wohlfühlen musste.
    Seine geheimen Auftraggeber, die sich das Konsortium nannten, wären über seine prinzipiellen Bedenken nicht erfreut gewesen. Sie betrachteten sich als moralische Wächter in einer unmoralischen Welt, die jedes Unrecht bestraften, vor dem Politiker und Polizisten kapitulierten, weil ihnen durch Gesetze die Hände
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