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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target
Autoren: Tom Cain
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und den Pizzakarton in die Hand nahm. Wer ihn nur flüchtig ansah, würde einen Pizzalieferanten sehen. Nur ein sehr aufmerksamer Beobachter würde bemerken, dass Carver sich ein Paar Latexhandschuhe übergestreift hatte, während er auf die Tür des Hauses zuging, das aus dem 18. Jahrhundert stammte und in dem Ramzi Narwaz seine Liebschaften unterhielt. Ein paar Sekunden Arbeit mit einem Dietrich brachten Carver ins Haus.
    Er sah sich kurz um; dann lief er den Hausflur entlang zur Hintertür, die auf einen kahlen Hof hinausging, wo eine Reihe Mülltonnen an der Mauer stand. Gleich gegenüber führte ein Durchgang auf die Parallelstraße. Erleichtert, dass es mehr als einen Ausgang gab, trennte sich Carver von der Pizzaschachtel und ging wieder ins Haus.
    Die Wohnung lag im obersten Stock; es ging etliche Treppen weit nach oben. Auch diesmal waren die Schlösser kein Hindernis. Carver betrat die Diele, die am anderen Ende ein Fenster hatte, das vom Boden bis zur Decke reichte. Draußen war es fast dunkel, aber die Straßenlampen spendeten genug Licht, dass Carver noch etwas sehen konnte.
    In dem Moment, da die Tür aufging, schaltete sich der Alarm ein, der von einem gewöhnlichen Magnetkontakt ausgelöst wurde. Carver hatte dreißig Sekunden lang Zeit. Schaffte er es nicht, den Alarm bis dann auszuschalten, würde automatisch die Polizei verständigt werden. Gleich links neben der Tür hing ein kleiner Tastenblock an der Wand, wie es die Pläne versprochen hatten. Der Kode, den Max genannt hatte, stimmte. Das Piepsen hörte auf.
    Voraus lag ein kurzer Gang mit Schränken, links eine Tür zu einer winzigen Küche. Carver wandte sich nach rechts den Schränken zu und öffnete einen. Wintermäntel hingen darin. Dahinter befand sich ein weißer Metallkasten, der Herz und Gehirn des Alarmsystems enthielt. Carver nickte zufrieden und schloss den Schrank wieder.
    Am Ende des Ganges gelangte man in einige offene Wohnräume. Die hatten mehr Klasse, als Carver angesichts ihres Besitzers und der Art ihrer Nutzung erwartet hätte. Da gab es keine blitzenden Glas-Chrom-Tische, keine verspiegelten Decken oder halbpornographischen Bilder. Stattdessen helle Wände, einen antiken Esstisch, auf dem eine Vase mit frischen Blumen stand, und drei große cremefarbene Sofas um einen Perserteppich. Ansonsten bestanden die Böden aus blankem Holz, das sich in Form von Balken an der Decke wiederholte. In eine Wand war ein Kamin eingelassen, daneben Bücherregale mit einer Hi-Fi-Anlage, ein paar Reihen Bücher und einer kleinen Sammlung Kristallvasen, Schalen und Skulpturen. Aus den gegenüberliegenden Ecken blinkten ihn zwei Infrarot-Detektoren an, die einen Einbrecher erfassen sollten, wenn er durchs Fenster einstieg.
    Carver stellte den Rucksack auf den Boden, nahm die Stirnlampe heraus, schnallte sie sich um den Kopf, damit er die Hände frei hatte, und sah sich die Hi-Fi-Anlage genauer an. Dann klopfte er dahinter gegen die Wand, um sich zu vergewissern, dass sie massiv war, und nickte befriedigt.
    Schließlich wandte er sich dem Rucksack zu und holte den Schraubenzieher und drei rechteckige Plastikkästchen von der Größe eines Taschenbuchs heraus, die an den langen Seiten leicht gebogen waren.
    Das waren M-18 Claymores, Schützenminen, die man fernzünden konnte. Sie enthielten ein Kilo Plastiksprengstoff, umhüllt mit 700 kleinen Stahlkugeln. Die Außenhülle bestand aus Styropor und Fiberglas.
    Carver nahm die Anlage aus dem Regal, schraubte die Rückseiten der Lautsprechergehäuse ab und schnitt die Lautsprecher heraus. Dann setzte er die Claymores in die Gehäuse, schraubte sie wieder zu und stellte sie an ihren alten Platz zurück. Beim Einschalten würden die tödlichen Kugeln in einem Bogen in den Raum und durch die dünne Küchen- und Flurwand geschossen werden. Jeder, der ihnen im Weg stand, würde in mundgerechte Happen zerteilt. Carver steckte Schraubenzieher und Drahtschere in die Außentasche am Hosenbein und begutachtete sein Werk.
    Die Verwandlung war nicht zu bemerken. Wenn Narwaz seine Anlage in der ersten Minute nach Betreten der Wohnung einschaltete, mochte er misstrauisch werden, weil aus den Lautsprechern kein Ton kam. Allerdings hätte er dann auch gerade erst einen Mordanschlag überlebt. Er würde nicht in der Stimmung für Musik sein.
    Carver arbeitete ohne Hast, aber in einem gleichmäßigen Tempo, das ihn schnellstmöglich aus der Wohnung bringen würde, ohne dass ihm achtlose Fehler unterliefen. Er nahm den
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