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Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd

Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd

Titel: Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
Autoren: Michelle Raven
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auch Englisch gesprochen wurde, zumindest das, was die Leute hier dafür hielten. Sie war in Sprachen nicht übermäßig begabt. In ihrer Muttersprache Englisch war sie sehr gut – nicht umsonst war sie Journalistin geworden –, aber alle anderen Sprachen waren ihr mehr oder weniger ein Rätsel. In der Schule hatte sich ihre Lehrerin, Señora Fogoso, vergeblich damit geplagt, ihr etwas Spanisch zu vermitteln. Hängen geblieben war davon nicht sehr viel.
    Mit ihrer Baseballkappe fächelte Laurel sich etwas Luft zu. Selbst im Schatten wurde die Hitze langsam unerträglich. Es wehte kein Wind, der ein wenig Kühlung gebracht hätte, und der Himmel war grenzenlos blau, ohne den Hauch einer Wolke. Zu ärgerlich, dass sie nicht schon die kühleren Morgenstunden genutzt hatten, um die Wanderung zu beginnen, sondern nun in der Mittagszeit draußen herumlaufen mussten. Wahrscheinlich würde sie bei diesen Temperaturen literweise Flüssigkeit verlieren. Wäre die ganze Tour von vornherein später angesetzt worden, dann hätte sie wenigstens noch in Ruhe frühstücken können. Ihr fehlte eindeutig das Koffein. Ihr Fuß wippte ungeduldig auf und ab, ihre Finger trommelten rhythmisch auf die Sessellehne. Als sie das bemerkte, bemühte sie sich, ruhiger zu werden, etwas, das sie in ihren dreißig Lebensjahren selten geschafft hatte. Ständig war sie ruhelos, wollte immer mehr, schneller, besser sein. Vor einiger Zeit hatte sie deshalb mit dem Yoga angefangen, aber das schien auch nicht zu helfen. Gut, es konnte auch daran liegen, dass sie selten genug Geduld für die Übungen aufbrachte. Laurel atmete tief durch, ließ sich in ihren Sessel zurücksinken und schloss die Augen.
    Rey beobachtete, wie Laurel sich offenbar langsam entspannte. Sie wirkte dabei viel friedlicher als zuvor. Die ganze Zeit schien sie unter Druck gestanden zu haben, so als wäre sie ein Schnellkochtopf, der sich kurz vor dem Sieden befand. Ihr Körper hatte nicht eine Sekunde stillgestanden, wie ein Duracell-Hase hatte sie rastlose Energie versprüht. Doch jetzt war ihre Batterie anscheinend erschöpft, ihr Atem wurde gleichmäßiger, sie ließ die Hand mit der Kappe in den Schoß fallen und dort ruhen. Rey musterte ihre Hände. Laurel besaß schmale, langgliedrige Finger, die unlackierten Fingernägel waren perfekt gepflegt. Er konnte wetten, dass sie irgendwo in einer größeren Stadt einen Schreibtischjob hatte.
    Ihre schwarzen Haare boten einen starken Kontrast zu ihrer eher hellen Haut. Ob die Haarfarbe wohl echt war? Bei genauerem Hinsehen entdeckte er sogar einige Sommersprossen auf der Nase und den hohen Wangenknochen. Er brannte darauf, die Farbe ihrer Augen zu erfahren. Im Gebäude war es dunkel gewesen, und draußen trug sie die ganze Zeit über die Sonnenbrille. Von der Seite konnte er nicht viel erkennen, außer dass sie wahrscheinlich hell waren. Ein weiteres lohnendes Ziel für eine gründlichere Erforschung. Zufrieden lehnte er sich im Sessel zurück und beschloss, den schönen Tag zu genießen.
    Laute Rufe ließen ihn rasch zum Flussufer blicken. Dort tauchte eine Gruppe nasser, schmutziger und völlig erschöpfter Jugendlicher auf. Eine Rangerin führte sie an. Sie sah auch nicht wesentlich besser aus, aber dafür schien sie beeindruckend guter Laune zu sein.
    »Hallo, seid ihr die Wochenendgruppe?«
    Der Südafrikaner antwortete: »Ja, wir warten noch auf unseren Ranger.«
    »Welchen denn?«
    »Jim.«
    »Ach, der wird bestimmt bald kommen, er fährt immer aus Durban hierher. Wollt ihr vielleicht solange eine kleine Erfrischung?«
    Dankbar stimmten sie zu. Rasch brachte einer der Jugendlichen ein Tablett voller Plastikbecher mit einem undefinierbaren Getränk.
    Laurel nahm einen der Becher, trank einen Schluck daraus und verzog das Gesicht. Nicht gerade besonders kühl oder schmackhaft, aber immer noch besser als gar nichts. Staunend beobachtete sie die erschöpften Jugendlichen. Was hatten sie nur erlebt, dass sie so fertig aussahen? Die Haare waren zerzaust und schweißnass, die Gesichter gerötet und mit Schlamm beschmiert. Ganz zu schweigen von der Kleidung, die zwar nicht in Fetzen herunterhing, aber nicht weit davon entfernt war. In der Beschreibung der Safari hatte gestanden, dass man möglichst fit sein sollte, doch Laurel hatte nicht erwartet, nach der Tour so abgekämpft auszusehen. Andererseits wirkten die Jugendlichen ziemlich untrainiert und übergewichtig, vielleicht lag ihr Aufzug ja daran. Zumindest hoffte Laurel das.
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