Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
Umgangsformen läßt zu wünschen übrig. Das wissen Sie.“
    Sie nahm seine blutende Hand in ihre. Dann küßte sie beinahe ängstlich seine Fingerspitzen, voller Bedenken, daß er sie für ein solches Verhalten tadeln oder verachten würde, daß er entsetzt wäre und sich von ihr abwenden und sie erneut verabscheuen würde.
    „Vielleicht“, begann sie und musterte unsicher seine Hand, „können wir lernen, uns nicht weh zu tun. Das wäre etwas, was ich gerne lernen würde. Doch ich habe Angst, daß Sie mir nie vollständig vertrauen werden. Und ohne Vertrauen, gegenseitiges Vertrauen, kann ich nicht leben. Wen immer ich heirate, von dem muß ich wissen, daß er mir so vertraut, wie ich ihm. Mit all dem, was Sie über mich wissen und denken, mag das eine sehr schwierige Angelegenheit sein. Wir sind uns so gar nicht ähnlich.“
    „Ich werde Ihnen vertrauen, wenn Sie mir sagen, daß ich das kann. Was hat es Sie gekostet, mir die Wahrheit über alles, was Ihnen geschehen ist, zu erzählen? Nachdem Sie das getan haben, erwarte ich nicht, daß Sie mich je belügen.“
    „Was hat es Sie gekostet, mir zuzuhören, Herr von Orven?“ fragte sie zurück und begriff, daß er sie immerhin für aufrichtig hielt, was immer er sonst von ihr denken mochte.
    „Es hat mich einen Teil meines Stolzes gekostet. Vielleicht werde ich aber ohne diesen besonderen Teil in Zukunft besser dran sein.“
    Er lächelte reumütig.
    „Sie sind ein stolzer Mann und wagemutig. Meine lädierte Reputation hat sicher noch nicht Bayern erreicht. – Doch Sie haben gerade eine Metze um ihre Ha...“
    „ Sagen Sie es nicht. Sprechen Sie das Wort nicht aus. Nie mehr.“
    Sie blickte auf seine Hand, die sie in der ihren hielt. Etwas Blut lief noch daran herunter. Das Schweigen zwischen ihnen schien zu funkeln, wandelte sich in jene blaue Spannung, die sie zueinander hinzog, eher schmerzhaft denn angenehm. Vielleicht fühlte er das gleiche. Vielleicht haßte er das Gefühl, so wie er jede Fey-Manipulation haßte.
    „Ich kann Wunden so wenig heilen wie Sie, Herr von Orven. Doch möglicherweise können wir unsere Herzen gegenseitig heilen. Wenn wir unseren ganzen Verstand dazu aufwenden. Und all unsere Entschlußkraft. Leicht wird es sicher nicht werden. Die Hacken zusammenzuschlagen und sich in die stramme Haltung zu flüchten mag leichter sein. Oder nach Afrika auszubüchsen.“
    Sie preßte seine Hand gegen ihr Herz. Mit ihrer anderen Hand berührte sie seine Brust. Dann verließ sie der Mut ganz plötzlich, so wie man den Faden eines Gespräches verlor. Die Ungeheuerlichkeit dessen, was sie tat, wurde ihr schamhaft bewußt, und sie lief dunkelrot an. Sie brach alle Regeln guten Benehmens. Wie die Metze, für die er sie hielt, benahm sie sich; wie die Hetäre, die sie letztlich war. Sie zerstörte den einen Augenblick perfekten Friedens, der ihnen vergönnt gewesen war.
    Sie versuchte, sich nach oben zu kämpfen, um wegzulaufen, doch er packte sie bei den Armen und hielt sie fest.
    „Wagen Sie es ja nicht, jetzt auf und davon zu rennen, Fräulein von Sandling! Wagen Sie es nicht, sich einfach so aus dem Staub zu machen. Das würde ich Ihnen nie vergeben, wenn Sie mich jetzt hier neben Ihrem Baum einfach stehenließen wie einen Idioten. Drehen Sie sich gefälligst um und kämpfen Sie!“
    Sie wehrte sich in seinem Griff, dann gab sie nach. Er hielt sie ein wenig ungeschickt, zog sie zu sich her. Seine Berührung hatte nichts von Arpads feiner Eleganz. Seine Lippen preßten sich kräftig auf ihre, unsanft beinahe, dann gab irgend etwas in ihm nach. Sie küßten sich. Er eroberte nicht ihren Mund mit seiner Zunge, so wie sie das erwartet hatte. Dennoch war nichts Keusches an diesem Kuß. Er war voller fast verzweifelter Leidenschaft. Der Mann ließ sie nicht aus seiner heftigen Umarmung. Als er schließlich aufhörte, sie zu küssen, hielt er sie mit solcher Gewalt fest, als habe er Angst, sie könnte erneut versuchen, aufzuspringen und zu fliehen.
    Mit einer mutwilligen Bewegung ließ er sie ihr Gleichgewicht verlieren. Sie fiel seitwärts und landete wohlbehütet und wohlbehalten auf ihrem Rücken, während sie den Mann immer noch in den Armen hielt.
    Ein Strähne Blondhaar löste sich aus seiner akkurat sitzenden Frisur und hing ihm über die Augen.
    „Charlotte, du hast nicht auf meinen Antrag geantwortet. Solltest du nicht wenigstens ja sagen – oder nein?“
    Sie griff nach oben und schob ihm das vorwitzige Haar zurück.
    „Ja“, sagte sie.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher