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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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ich Arpad verführt. Und, um Sie noch ein wenig mehr zu schockieren, Herr Leutnant, ich mochte, was er mit mir tat. Er hat mindestens zweitausend Jahre lang gelebt. Seine Zärtlichkeit, seine Fürsorglichkeit haben mich überwältigt. Sein Talent, mit Frauen umzugehen, mag – möglicherweise – unvergleichlich sein. Ich kann es nicht sagen, letztlich mangelt es mir eben an diesem Vergleich. Die – einzige – andere Erfahrung mit einem Mann, der mir nahegekommen war, war die mit Kraitmaier. Ich vergaß den Tod in Arpads Armen, aus dem Hinscheiden sollte ein sich Hingeben werden. Ich bereue nichts davon. Gar nichts. Ich hätte mich ihm gegeben. Freiwillig und voller Lust. Das macht mich in Ihren Augen zu einer Metze, einer Dirne, einer Bajadere. Sie haben recht. Nach allen Regeln der guten Gesellschaft bin ich genau das. Sie haben, so gesehen, nur eine Tatsache festgestellt und keine Beleidigung ausgesprochen, wie Sie das vorgehabt haben. Ihr Gesicht und Ihr Lächeln, das einzige Lächeln, das Sie mir über unseren Eßtisch hinweg geschenkt haben, als wir über Schach sprachen, dieses Lächeln war der Halt in meinem Sinn, als ich durch die Finsternis kletterte. Doch Sie waren nichts weiter als ein Traum, eine Fey-Vision, und in Wirklichkeit nur ein Handlanger einer Gruppe Mörder. Sie wiederzutreffen hätte bedeutet, jene wieder zu treffen. Übermüdet und erschöpft hatte ich einmal eine Erscheinung und sah Sie am See sitzen, wütend und zornig. Sie sind immer voller Grimm. Ich habe Ihnen ein Lächeln geschenkt, doch Sie waren mit Ihrem Zorn beschäftigt.“
    Sie hielt einen Augenblick inne, mußte zu Atem kommen wie nach einem Dauerlauf.
    „Ich nehme an, Herr Leutnant, daß ich alle Ihre Fragen beantwortet habe. Ich war ehrlich – ‚nichts als die Wahrheit‘. Sie müssen jetzt gehen. Ich muß hier noch Dinge zum guten Ende bringen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie noch etwas von mir wissen wollen.“
    Als er wieder sprach, merkte sie, daß er ihr gefolgt war und direkt hinter ihr stand.
    „Ich muß aber noch mehr wissen, Fräulein von Sandling“, sagte er. Seine Stimme hatte sich verändert, klang rauh, doch sie wollte sich nicht damit befassen, wünschte nur, er würde gehen.
    „Was möchten Sie denn noch wissen, Herr Leutnant? Habe ich Sie noch nicht genügend schockiert? Möchten Sie eine Inventarliste von jeder seiner Berührungen, wann und wo? Möchten Sie eine Bilanz meiner Verletzungen, die er auf seine besondere Art heilte? Oder kommt es Ihnen auf deren genaue Position an meinem Körper an?“ Sie hörte, wie er zischend Atem holte. Sie lief dunkelrot an, doch fuhr dann ungemildert fort. „Oder möchten Sie erklärt bekommen, wie ich mich gefühlt habe, als Sie mich mit von Waydt mitgeschickt haben, obgleich Sie wissen mußten, daß er mich umbringen würde? Ich habe kein Wort des Protestes von Ihnen gehört. Nicht eins. Aufgeblasener Idiot, der er war, hat er das Schwert seiner Ahnen für mich geholt, aber Sie hatten mir Ihr eigenes schon ins Herz gerammt. Soll ich Sie noch ein wenig schockieren, Herr Leutnant? Er hat versucht, mir den Kopf abzuschlagen, und ich habe ihn dahin gebissen, wo es einem Mann richtig weh tut. Nicht einmal sterben konnte ich mit Anstand, obgleich er mir großmütig einen Tod erkoren hat wie für eine Königin. Doch ich mußte aus seiner noblen Geste eine erbärmliche Szene machen und ihm die Zähne in Körperteile senken, von denen ich als Mädchen noch nicht einmal wissen sollte, daß sie existieren. Aber da haben wir es wieder, das bin ich eben, eine Metze, eine Dirne, eine Bajadere. Sie hatten recht. Möchten Sie wissen, was ich weiter vorhabe? Ich werde reisen. Die Welt ist voller wundervoller Dinge, sagt Arpad. Sie zu entdecken ist eine Herausforderung an den Verstand. Mein Verstand sehnt sich nach Herausforderungen. Freude ist eine Sache des Herzens, und ich will wieder lernen, sie zu fühlen. Warum sollte ich auch nicht?“ Sie hielt kurz inne und wiederholte dann die letzte Frage für sich selbst. „Warum nicht? Schließlich habe ich überlebt. Ich habe nicht den Anstand und das gute Benehmen gehabt, aus Scham für meine Sünden zu sterben. Und das werde ich auch nicht. Denn sie erfüllen mich mit Stolz. Noch mehr Fragen?“
    Seine Präsenz direkt hinter sich konnte nun sie deutlich spüren, konnte ihn atmen hören. Er klang, als wäre er bergauf gerannt. Eine Weile lang sagte er nichts, und sie wappnete sich vor dem Schock der nächsten bohrenden
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