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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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nur, daß es mir unendlich leichter fallen würde, meine Hacken zusammenzuschlagen, mein Herz in Hab-Acht-Stellung zu manövrieren, mich umzudrehen und zu meinem alten Leben zurückzumarschieren. – Und alles, was war und was hätte sein mögen, hinter einer Fassade eisernen Durchhaltevermögens zu verbergen. Darin bin ich gut. Und auch für Sie mag es leichter sein, durch die Welt zu reisen und Ihren intelligenten Kopf mit Entdeckungen und Wissen anzufüllen, das irgendwann all jene Erinnerungen verdrängen wird, die Sie lieber nicht hätten. Doch Sie sind eine mutige Frau. Und ich wage von mir zu sagen, daß auch ich kein allzu großer Feigling bin. Vielleicht können wir eine Lösung finden. Beide. Zusammen?“
    Sie merkte mit einem Mal, daß ihr der Mund offen stand, ihr Kinn war während seiner Rede nach unten gesunken. Sie schloß den Mund entschieden. Er sah ihr in die Augen, erwartete eine Antwort, doch sie fühlte sich nur leer und überfordert. Sie sah, wie sein Mund arbeitete. Er suchte nach Worten, fand keine passenden. Vermutlich hatte er viel mehr gesagt, als er je hatte sagen wollen.
    Plötzlich streckte er seine Hand aus, nahm sie am linken Handgelenk und zog sie zur Mitte der Lichtung. Einen Augenblick später hatte er das Küchenmesser aus dem Baum gezogen. Er hielt ihre Hand in seiner und schnitt in beide. Sie schrie auf, mehr aus Schreck, denn aus Schmerz. Ihr beider Blut vermischte sich und tropfte zusammen auf den kleinen Baum. Zusammen mit ihr gab er wieder sein Blut einem Feyon, einem, den er nie gekannt hatte und auf den er vermutlich genau so eifersüchtig war wie auf ihren dunklen Freund. Sie begriff das ungeheure Ausmaß der Geste und keuchte erschrocken.
    Er blickte sie an, und sie konnte sehen, wie sich Zweifel in seinem Blick festsetzte. Seine Augen veränderten sich, wurden dunkler, distanziert und fremd. Er ließ sie los.
    „Bitte vergeben Sie mir“, bat er, trat einen Schritt von ihr zurück und fühlte sich augenscheinlich sehr unbehaglich. „Ich bin entschieden zu weit gegangen. Unverzeihliches Benehmen. Ich habe Ihnen schon wieder weh getan. Entschuldigen Sie bitte. Ich dachte ... es ist unerheblich, was ich dachte.“
    Und schon tat er genau das, was er als Möglichkeit in Aussicht gestellt hatte. Er schlug die Hacken zusammen und wandte sich abrupt zum Gehen.
    Einige Blutstropfen liefen ihr noch über die Hand. Er hatte nicht tief geschnitten. Und es tat nicht weh. Es tat absolut nicht weh.
    „Wagen Sie es nicht, jetzt auf und davon zu gehen, Herr Leutnant!“ rief sie ihm nach. „Wagen Sie es nicht, sich einfach so aus dem Staub zu machen! Das würde ich Ihnen nie vergeben, wenn Sie mich jetzt hier neben meinem Baum einfach stehenließen wie eine Idiotin. Drehen Sie sich gefälligst um und kämpfen Sie!“
    Warum sie das gesagt hatte, wußte sie nicht. Die Worte waren ohne Umweg über ihren Verstand aus ihr hervorgebrochen.
    Er drehte sich zu ihr um. Blicke trafen sich wie zu einem Duell. So standen sie eine Weile wortlos. Die Welt reduzierte sich auf seine hellblauen Augen, in denen man gewiß nicht ertrinken oder versinken konnte, die klar waren und streng und in denen der Zweifel immer nur einen Herzschlag weit entfernt war.
    Sie standen reglos, kaum daß sie atmeten, als ob eine Bewegung, ein plötzlicher Atemzug oder ein falsches Wort diese Verbindung wieder zunichte machen und die Erinnerung an die blaue Flamme, die ihre Herzen verbunden hatte, löschen mochte.
    Er trat schließlich einen Schritt auf sie zu und kniete sich auf ein Knie nieder.
    „Charlotte von Sandling. Ich ersuche Sie um die Ehre, um Ihre Hand anhalten zu dürfen. Ich verspreche, Sie zu beschützen, ohne Sie zu erdrücken, Ihnen zu vertrauen, ohne Fragen über Ihre Freunde zu stellen. Zumindest verspreche ich, daß ich das versuchen werde. Ich bin in der Lage, eine Frau zu ernähren – sobald ich meinen Ruf und meine Karriere nach diesem Einsatz wieder in Ordnung gebracht habe. Ich werde ... Sie brauchen nicht zu knien, Fräulein von Sandling. Das ist hier die Aufgabe des Mannes. Zumindest steht es so in all den Regelbüchern, die sich mit Etikette befassen.“
    Es war ihr nicht einmal aufgefallen, daß sie sich vor ihm ebenfalls auf die Knie begeben hatte.
    „Bitte verzeihen Sie“, bat sie. „Sie müssen mir glauben, daß ich wirklich viele davon gelesen habe. Meine Erziehung war höchst konservativ. Es ist nur so, daß ich selbst es eben nicht bin. Mein Talent für regelkonforme
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