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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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wie man einen guten Freund liebt. Das wird er mir immer sein.“
    „Die Situation, in der ich Sie beide gefunden habe, sah nach mehr als nur keuscher Freundschaft aus.“
    Er klang nicht zynisch, nur bitter.
    „Da haben Sie recht. Ich habe ihn verführt. Es war nicht schwer. Sí sind sehr körperorientiert. Seine Selbstbeherrschung war bereits zum Zerreißen gespannt. Er hatte keine Chance, sich mir zu entziehen.“
    Er sah sie mit neuem Zorn an.
    „Wie konnten Sie das tun?“ klagte er sie an. „Wie konnten Sie nur? Ihr Freund scheint zu denken, daß es eine Art nobler Heldentat war, doch ich kann nichts Nobles darin sehen, wenn ein wohlerzogenes Mädchen einen solchen Mann verführt – oder überhaupt einen Mann. Es ist liederlich und verworfen.“
    Ihre Blicke trafen sich, und sie wandte sich von ihm ab, ging ein paar Schritte, hielt dann inne, bevor sie die Lichtung verließ. Es war ihre Lichtung. Wenn einer gehen mußte, war er es. Mit einer Hand krallte sie sich an einen der Baumstämme, als würde der ihr Kraft und Mut verleihen können.
    „Ich weiß“, sagte sie dann, ohne sich zu ihm umzublicken. „Ich weiß, daß Sie das nicht sehen können. Was Sie sehen, ist allein die Tatsache, daß ich ein Versprechen Ihnen gegenüber gebrochen habe, das wir uns nie gaben, nicht einmal in jenem Traum. Weiter reicht Ihr Blick nicht. Sie haben mich durch die Kraftlinien der Liebe gefunden. Und ich habe die Unverschämtheit besessen, nicht so zu sein, wie Sie sich mich erträumt hatten. Ich habe Ihnen das Herz gebrochen. Sie sind verletzt. Ich war auch verletzt, Herr Leutnant von Orven.“ Sie redete sich langsam in Rage. „Sie sind ein Berufssoldat, hat man mir gesagt. Sie haben gelernt, dem Tod ins Antlitz zu sehen. Ich mußte es erst lernen. Eben noch war ich eine wohlbehütete junge Dame, und dann mit einem Mal nur noch eine Gefangene ohne Rechte. Sie können sich nicht vorstellen, welches Entsetzen es in mir ausgelöst hat, als jener Kerl mich niederwarf und mir die Beine auseinanderzog, um mich zu schänden. Ich schockiere Sie mit meiner offenen Rede? Oh, Ihr Schock kommt gewiß nicht dem meinen gleich. Wie ein Tier hat man mich gejagt, auf mich geschossen, mich in einer Höhle begraben mit einem Mann, von dem ich nichts wußte, außer daß er das Blut von Menschen trank. Ich war außer mir vor Angst. Als Arpad mich anfaßte, um mich aus der Gefahrenzone der niederstürzenden Felsen zu ziehen, habe ich beinahe den Verstand verloren vor Ekel und Panik. Doch ich mußte ihm vertrauen – oder sterben. Diese Wahl hat er mir bewußt gemacht und gelassen. Es war keine leichte Wahl, nicht nett, nicht tröstend. Sie sind durch die Höhlen gewandert mit nichts als einer Lampe. Ich bin tagelang durch die Höhlen gewandert und habe gar nichts gesehen. Ich war blind, verloren und vollkommen abhängig. So etwas wie Privatsphäre gab es nicht, zu keiner Zeit. Es gab auch keine Würde, keinen Abstand – nur vollständige Unterwerfung. Er hat mir das Gesicht gewaschen, ich trank Wasser aus seinen Händen. Er hat meine Schritte geführt. Hat mein Herz geheilt. Hat meine Wunden geleckt, alle meine Wunden, wo immer sie auch waren, Herr Leutnant. Als er mich das erste Mal auf diese Art heilte, bin ich vor Angst ohnmächtig geworden. Er hat mein Blut getrunken. Er hat mein Leben in seinen Händen gehalten, und ich hatte das Glück, daß es sanfte und liebevolle Hände waren. Und die ganze Zeit über wußte ich, daß sein Hunger und seine Leidenschaft sich nicht unendlich lange würden unterdrücken lassen. Daß ich blind Hand in Hand mit einem Mann unterwegs war, der mich letzten Endes töten würde, selbst wenn mein Tod ihn zutiefst betrüben würde. Arpad denkt, ich bin mutig. Doch meine Angst hat mich fast zerrissen. Als wir jene Höhle erreichten und mir klar wurde, daß anstatt eines Fluchtweges ich nur noch mehr Feinde gewonnen hatte, habe ich mich der Wahl gestellt, die er mir am Anfang gelassen hatte, und eine Entscheidung gefällt. Ich habe nicht geglaubt, daß ich Sie je wiedersehen würde. Ich habe nicht geglaubt, daß ich diese Höhle lebend verlassen würde. Ich will nicht behaupten, daß ich mir den Tod wünschte, denn ich wünschte mir nichts so sehr wie das Leben. Doch diese Option stand mir nicht mehr offen – zumindest dachte ich das. Ich hatte nur mehr die Wahl, auf welche Weise ich sterben wollte. Und ich habe mich für den Tod entschieden, der mir am wenigsten grausam und schmerzhaft erschien. Also habe
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