Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
sehen.
    „Was hat Sie denn nun hergebracht, Herr Leutnant? Sagen Sie mir nicht, Sie sind aus Angst vor Arpad hier. Sie fürchten ihn nicht. Sie mögen ihn widerlich finden, aber nicht beängstigend. Was wollen Sie also von mir? Sie haben Ihrer Meinung mich betreffend sehr deutlich Ausdruck verliehen. Ich verstehe Ihren Besuch nicht.“
    Sie spürte seinen Blick, doch sah nicht hoch in sein Gesicht, konzentrierte sich weiter auf das Bäumchen vor ihr. Liebe und Fürsorge sollten den Akt der Pflanzung begleiten. Nichts davon konnte sie spüren.
    „Ihr Freund hat mir versichert, daß Sie aufrichtig sind und mutig. Daß Sie all meine Fragen ehrlich beantworten würden, was immer es Sie kostet. Er ist der Meinung, ich schulde Ihnen die Möglichkeit, zu sagen, was Sie zu sagen haben. So wie auch ich es getan habe.“
    „Sie schulden mir nichts, Herr von Orven. Sie stehen bei mir in keiner Schuld. Sie haben mich vor Kraitmairs widerlichem ... Interesse geschützt. Sie haben mir zur Flucht verholfen. Sie haben im Berg nach mir gesucht. Sie haben versucht, mich vor dem zu schützen, was Sie für einen erneuten Angriff hielten. Und Sie haben Ihr Blut gegeben, um mein Leben zu retten.“ Sie zuckte zusammen, erwartete, daß er bei der Erwähnung des Unerwähnbaren heftig reagieren würde, doch er rührte sie nicht an. „Sie schulden mir nichts. Ich schulde Ihnen mein Leben und meine ...“ sie verstummte. Das Wort Jungfräulichkeit wollte nicht über ihre Lippen. Es galt ihr ohnehin nichts.
    „Vielleicht stehen Sie dann in meiner Schuld“, gab er trocken zurück. „Das scheint neutral gesehen beinahe so zu sein. Jemandem, der das Recht verwirkt hat, sich noch einen Gentleman nennen zu dürfen, mag das so gelten. Werden Sie meine Fragen beantworten? Oder werden Sie mich ohne Antworten fortschicken? Ihr ... Freund wäre sicherlich enttäuscht.“
    Sie stand langsam auf und strich sich die toten Blätter vom Rock. Der feuchte Waldboden hatte tatsächlich Flecken auf dem Stoff um ihre Knie gemacht. Sie war wieder schmuddelig, undamenhaft, bäurisch – trotz aller Bemühungen Frau Treynsterns.
    „Stellen Sie Ihre Fragen, Herr von Orven. Wenn ich sie beantworten kann, werde ich das tun. Ich will freilich nicht versprechen, daß Ihnen die Antworten gefallen werden. Doch Sie wollen die Wahrheit. Und nichts weniger sollen Sie erhalten.“
    Seine hellen Aquamarinaugen bohrten sich förmlich in ihren Blick. Sie konnte wieder die Ritterrüstung spüren, auch wenn sie diesmal nicht sichtbar war.
    „Dieser Baum“, begann er dann und deutete mit einer unwirschen Geste auf die Pflanze. „Was bedeutet er? Versuchen Sie, Ihren ersten Liebhaber wiederzubeleben?“
    Sie schluckte, und ihre Hand zitterte vor Anstrengung, ihn nicht zu ohrfeigen.
    „Ich habe ihm einen Baum gegeben, damit er wieder leben kann. Eine Zirbelkiefer. Sie wachsen langsam und sind langlebig. In meiner Lebenszeit wird er nicht zurückkommen. Ich habe Sevyo geliebt, aber nicht so, wie Sie das andeuten. Wir waren Kinder und haben Kinderspiele gespielt. Vielleicht wäre ich seine Liebste geworden, später. Wahrscheinlich sogar. Doch man hat ihn verbrannt, bevor ich alt genug war, über so etwas nachzudenken. Er war liebenswert und vertrauenswürdig. Ein Freund aus Kindertagen, Herr von Orven, mein einziger. Ich habe seine Schreie gehört, als man ihn ermordete. Der Klang dieser Schreie hat mich mein ganzes Leben lang verfolgt.“
    Er sagte eine Weile nichts.
    „Und Graf Arpad? Welche Art Freund ist er?“
    „Der beste, den man haben kann, Herr von Orven. Ich hatte so schreckliche Angst und war so verstört nach den Geschehnissen bei mir zu Hause. Und er war sanft und verständnisvoll. Er hat mir versprochen, mir nichts anzutun, nichts gegen meinen Willen zu unternehmen. Er hat sich an das Versprechen gehalten. Er hat mich durch die Dunkelheit geführt, mich aufgefangen, wenn ich stürzte, mich geheilt, wenn ich mich verletzte. Er hat mich getragen, wenn ich nicht mehr weitergehen konnte, mich gewärmt, wenn ich fror. Ich habe an seiner Schulter geweint, und er hat mir Wiegenlieder gesungen, wenn ich zu panisch vor Angst war, um zu schlafen. Er hat mit mir geredet, und wir haben unendlich viele Dinge besprochen. Er hat mich respektiert. Er hat meine Seele geheilt, und er war ein Gentleman. Zu jeder Zeit.“ Außer dem einen Mal, als er nicht er selbst war – oder zu sehr er selbst. Doch diese Episode würde sie nie jemandem erzählen.
    „Sie lieben ihn.“
    „So
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher