Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse
Autoren: Tine Bergen
Vom Netzwerk:
erwarten. Aber die Leute gingen einfach an uns vorbei. Papa hakte sich bei mir unter und diese Geste überraschte mich so sehr, dass ich nichts anderes tun konnte, als weiterzugehen. Wie ein wehrloses Schaf betrat ich den Fotoladen
.
    Ich starrte zu Lukas, der an der Ladentheke lehnte. Er trat ein paar Schritte vor, aber das bereitete ihm viel Mühe. Ich sah, dass sein Fuß verbunden war. Hatte die Armee ihn deshalb nach Hause geschickt? Ich wollte flüchten, aber Papa stand in der Tür. Er nickte mir aufmunternd zu. Ich fühlte die Tränen in meinen Augen brennen, mein Herz raste
.
    »Belle.« Lukas breitete die Arme aus. Flehend
.
    Ich musterte alle Gegenstände im Laden. Nur Lukas schaute ich nicht an
.
    »Belle. Ich habe dich so vermisst.« Lukas humpelte langsam in meine Richtung. Unwillkürlich wich ich ein paar Schritte zurück. Ich wollte das nicht! Und gleichzeitig wollte ich nichts mehr als das. Aber es durfte nicht sein, ich verdiente es nicht
.
    Ich hörte Lukas zu, der über Heirat sprach, nach Afrika ziehen. Gemeinsam. Ein Neuanfang, voller Liebe. Ich betrachtete sein Gesicht. Es war härter geworden, hatte schärfere Züge bekommen. Durch Leid, Alter, Krieg. Aber seine Augen schauten noch wie immer, sein Mund bewegte sich genauso wie früher. So vertraut, so warm, so versöhnlich. Es wäre so leicht, Ja zu sagen. Alles hinter sich zu lassen. Ich würde umsorgt werden. Und ich wollte umsorgt werden
.
    Ich räusperte mich. »Wer will schon mit einer Mörderin zusammenleben?«, sagte ich
.
    »Darf ich ein Foto von dir machen?«
    Ich nickte
.
    Wir gingen ins Hinterzimmer, wo ich mich auf den Schemel setzte. Lukas stellte den Apparat ein und drückte dann ab. Einmal. Ohne Vorwarnung
.
    Ich folgte ihm in die Dunkelkammer und schaute dem Spiel der Flüssigkeiten zu, das Bilder auf Papier zaubern konnte. So klein der Raum auch war, wir berührten uns kein einziges Mal
.
    Ich starrte mich selbst an. Keine flammenden Locken mehr, die waren längst verschwunden. Es tat weh, mich so gequält zu sehen, aber ich wusste, dass ich mir dieses Foto jeden Tag anschauen würde. Anschauen musste. Es würde mir helfen, durchzuhalten, auch wenn mein Herz es manchmal anders wollte
.
    Wieder hatte Lukas mir mich selbst geschenkt. Er hatte das Beste daraus gemacht, was sich daraus machen ließ. Und das war nicht schön. Aber es war genug. Genug, um weiterzumachen
.
    Ich küsste ihn an der Tür. Er zog mich stürmisch an sich und ich wehrte mich nicht. Als die Tür beinah eine Ewigkeit später hinter mir ins Schloss fiel, schaute ich mich nicht um. Ich gönnte mir keinen letzten Blick zurück, sondern ging weiter, das Porträt wie einen Schildgegendie Brust gedrückt. Stille Tränen liefen mir über das Gesicht, liefen in meinen Mund
.
    Ich schluckte, aber ich versuchte nicht ihren Geschmack aus meinem Mund zu vertreiben. Schließlich war es der Geschmack, der zum Rest meines Lebens gehören sollte: Salz
.



Tine Bergen wurde 1981 in Löwen, Belgien, geboren. Sie hat schon immer gern gelesen und träumte davon, eines Tages selbst Bücher zu schreiben. Nach ihrem Studium der Philologie und der Anthropologie zog sie nach Aarschot. Dort liest und schreibt sie nicht nur viel, sondern nimmt sich auch gern Zeit für Dinge, die das Leben schöner machen, zum Beispiel Freunde treffen, Gedichte lesen oder Marzipan essen.
    In Belgien und den Niederlanden sind bisher folgende Bücher von ihr erschienen: Verwachtingen, Zilt und Gaijin.
    www.tinebergen.be

Schnell weiterlesen!
    Ein Auszug aus dem Roman "Solange du schläfst" von Antje Szillat:

    So idyllisch das kleine Dorf Malhausen ist, die sechzehnjährige Anna fühlt sich dort alles andere als wohl. Doch dann trifft sie auf Jérome, der ebenso wie sie ein Außenseiter im Dorf ist, und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Trotz zahlreicher Widerstände entwickelt sich zwischen den beiden eine zarte, bedingungslose Liebe. Eines Abends jedoch, nach einem Dorffest, verschwindet Jérome spurlos und wird am nächsten Tag mehr tot als lebendig auf einem nahe gelegenen Feld gefunden. Schnell verbreitet sich im Dorf das Gerücht, dass Jérome mit Drogen gedealt haben soll. Anna ist verzweifelt und will die Anschuldigungen gegen Jérome einfach nicht glauben. Doch dann hört sie mit einem Mal eine vertraute Stimme in ihrem Kopf und sieht Bilder, die nicht ihrer Erinnerung entstammen ?
1
    Da musst du jetzt durch, dachte ich, als ich quer durch die Aula lief und dabei von zahlreichen neugierigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher