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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse
Autoren: Tine Bergen
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nicht.
    »Eve.«
    Mit einem Seufzer zog Eve sich das Kissen vom Kopf und richtete sich auf. »Ich komm ja schon«, entgegnete sie trotzig. »Was bleibt mir auch anderes übrig?«
    Sie sah die Unentschlossenheit in den Augen ihrer Mutter: Sollte sie ihre Tochter zurechtweisen oder ihre Launen einfach ignorieren? Mama entschied sich für Letzteres und ging aus dem Zimmer.
    »Bis gleich im Keller«, sagte sie nachdrücklich, bevor sie die Tür hinter sich zuzog.

Zehn Minuten später betrachtete Eve mit offenem Mund das Chaos im Keller. Obwohl der Raum riesig war, lag überall Gerümpel. Nicht das winzigste Fleckchen Fußboden war noch zu sehen. In manchen Ecken stapelte sich der Müll sogar bis zur Decke. Und wie höllisch es stank! Eve wollte gar nicht wissen, wonach.
    Sie warf einen Blick auf Mama, die auch erst mal kräftig schlucken musste.
    »Woher kommt der ganze Kram? Ich dachte, hier hätte eine alte Frau gewohnt!« Eve zog eine abgenutzte Tastatur unter einem Stapel Zeitschriften hervor. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die von ihr ist.«
    »Das werden nicht alles ihre Sachen sein. Einen Teil des Hauses hat sie regelmäßig vermietet. Auf diese Weise brauchte sie nicht allein zu wohnen und verdiente noch etwas damit.« Mama ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Die Mieter haben auf jeden Fall ihre Spuren hinterlassen.«
    »Warum müssen wir eigentlich deren Krempel aufräumen?« Eve trat mit der Schuhspitze gegen einen lädierten Monitor.
    »Wir haben in den Kaufvertrag aufnehmen lassen, dass wir den Keller entrümpeln, wenn wir dafür einen Preisnachlass bekommen.«
    »Ja, klar, nur zu, wir hatten ja auch noch nicht genug Arbeit!«
    »Lass uns erst mal anfangen. Bestimmt sieht es viel schlimmer aus, als es ist.« Mama riss einen großen schwarzen Müllsack von der Rolle, die sie danach Eve zuwarf. Sie sauste knapp an ihrem Kopf vorbei.
    »Ganz bestimmt, morgen ist alles wie durch Zauberhand verschwunden und das hier war nur ein übler Traum!« Bevor Mama etwas erwidern konnte, riss Eve eine Mülltüte ab und ging damit in die nächstbeste Ecke, um eine Ladung Eierschachteln hineinzustopfen.
    »Will jemand was trinken?« Max kam mit einer Packung Apfelsaft und ein paar Pappbechern die Treppe hinunter.
    Eve schaute von dem Karton mit Flugzeugzeitschriften auf, den sie gerade aus einem Haufen Glasscherben geholt hatte. Vorsichtig zog sie sich einen kleinen Splitter aus dem Daumen. Erst jetzt sah sie, wie schmutzig ihre Hände waren.
    »Danke.« Erschöpft setzte sich Eve auf die unterste Treppenstufe. Auch Mama kam schnaufend hinter einem Turm aus alten Bierkästen hervor. »Unglaublich, was Leute alles aufheben. Und ich dachte immer, euer Vater wäre schon die Krönung auf dem Gebiet. Kommt überhaupt nicht infrage, Max, dass du irgendwas von hier unten mitnimmst«, setzte sie im gleichen Atemzug hinzu.
    Max betrachtete den Zeitschriftenstapel, den er aus dem Karton gefischt hatte. »Das sind ganz seltene Exemplare. Die bringen auf dem Flohmarkt richtig Geld!«
    »Ist mir egal.«
    »Mam.«
    »Max.«
    Eve sah zu, wie ihr Bruder wütend aus dem Keller stürmte.
    Mama schloss die Augen. »Lass ihn jetzt bitte nicht …«
    Eve hielt den Kopf schräg und fing an zu lachen, als Max zurückkam. Dieses Mal mit seinem Vater.
    »Max erzählte, dass hier richtige Schätze verborgen liegen?«
    »Hör zu, Simon. Das Thema hatten wir schon einmal. Eve und ich räumen den Keller auf und alles verschwindet. Basta.« Mit einer energischen Geste schickte Mama ihren Mann wieder die Treppe hinauf.
    Eve bemerkte, wie Max hinter Mamas Rücken schnell den Stapel Zeitschriften aus dem Karton zog und Papa zuzwinkerte. Der gab seinen Widerstand sofort auf. »Gut, Merle, du hast recht. So war’s abgemacht.«
    Eve schluckte den letzten Rest Apfelsaft hinunter und kehrte mit dem Staubsauger bewaffnet in ihre Ecke voller Glassplitter zurück. Sie spürte Mamas Blick auf sich und ahnte, dass sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen. Schnell schob sie den Stecker in die Steckdose und ließ den Staubsauger laut aufheulen.

»Pizza!« Frederiks Stimme schallte durch das Haus.
    Eilig drehte Eve am Duschhahn. Eiskaltes Wasser stürzte über ihren Kopf. Fluchend drehte sie den Hahn schnell in die andere Richtung. Nicht mal entspannt warm duschen konnte man hier!
    Sie kramte in den Umzugskartons auf dem Boden herum, bis sie in einem mit der Aufschrift H YGIENE Desinfektionsmittel fand. Manchmal hatte es auch Vorteile, dass ihre Mutter
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