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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman
Autoren: PeP eBooks
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fand in modrigem Regenwasser die Leiche von Wenzel Främcke, dem Mann der toten Marianne. Seit ungefähr Bittsonntag hätte er schon darin gelegen, hatte der Bader und Leichenbeschauer gemeint. Außerdem sei er durch Schläge auf den Kopf zu Tode gekommen.
    Obwohl es keine handfesten Hinweise darauf gab, dass Albert mit dem Tod des Mannes zu tun hatte, wurde er
nun des Mordes in zwei Fällen beschuldigt. Im Fall seiner Stiefmutter Marianne gründete der Verdacht darauf, dass er am Abend ihres Todes mit ihr gesehen worden war. Er hatte sich auf der Gasse vor ihrer Bude heftig mit ihr gestritten.
    Die Büttners waren noch fassungslos, als sie nach dem Abendessen am Küchentisch zusammensaßen. Keiner von ihnen konnte glauben, dass Albert solcher Taten fähig war.
    Nur Susanne zweifelte. Was habe ich getan?, hörte sie ihn sagen.
    Sie begradigte den schief geschnittenen Brotlaib mit dem Messer und nutzte den dabei abfallenden Brotfetzen, um die Soße von ihrem Zinnteller zu wischen. »Hat man denn die Kinder inzwischen gefunden?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Die Büttel haben nach ihnen herumgefragt, aber niemand weiß etwas.«
    »Zeig mir den Schiffer, der etwas weiß, wenn ein Büttel fragt«, spottete Till.
    »Sind die Kinder auch tot?«, fragte Liebhild und brachte damit ihre Familie dazu, erschrocken zu schweigen. Niemand hatte bemerkt, dass ihr Nesthäkchen überhaupt da war, sie hatte an der Wand auf dem Boden gesessen und mit ihrer noch immer haarlosen Puppe gespielt. Jetzt sah sie gespannt zu den Erwachsenen auf.
    Ihr Vater fing sich als Erster. »Ach was. Sie werden bei Freunden untergekommen sein.«
    »Also, ich weiß nicht«, sagte Susanne. »Müsste man da nicht helfen? Diese Leute sind alle so arm.«
    »Sie wollen offenbar keine Hilfe«, sagte Martin. »Sonst würden sie ja darum bitten.«
    Susanne sah ihn verwundert an. Er schien zu meinen,
was er sagte, und teilte damit die Ansicht der meisten bessergestellten Bürger. Dabei würde es gerade ihm sicher besonders schwerfallen, um Hilfe zu betteln, wenn er in eine schwierige Lage geriete. »Vielleicht sollte jemand ins Wasserviertel gehen und nach den Kindern fragen, der kein Büttel ist und nichts mit dem Rat zu tun hat«, sagte sie.
    »Komm nicht auf dumme Gedanken«, sagte ihr Vater. »Das ist kein Pflaster für eine ehrbare junge Frau. Es wird sich schon einer um die Kinder kümmern.«
    »Ich wüsste gern, warum Albert den Wenzel erschlagen haben soll.« Auch Till beschäftigte sich mit seinem Brot. Er legte auf dem Tisch eine Spur aus Krumen.
    Susanne goss der träumenden Regine Wasser in ihren Tonbecher und sprach Liebhild an. »Liebchen, geh schon nach oben und wasch dir dein Gesicht.«
    Liebhild stand auf und zog eine Schnute. »Muss ich allein?«
    Wie gewöhnlich erhob Susanne sich und nahm sie an die Hand. Während sie mit ihr über die Wendeltreppe auf der Diele nach oben ging, dachte sie über Gründe nach, aus denen Albert den neuen Ehemann seiner Stiefmutter erschlagen haben konnte. Alles, was ihr einfiel, kam ihr unsinnig vor.
     
    Die Bewohner der Schmittschen Schmiede waren erschüttert über das, was Albert zugestoßen war. Auch wenn sie erwarteten, dass seine Unschuld sich erweisen würde, blieben eine Verhaftung und ein Aufenthalt im Turm grausige Erlebnisse.
    Doch bei aller Erschütterung mussten Aufträge erledigt werden. Es wurde länger gearbeitet, um für die fehlenden
Hände auszugleichen. Deshalb war es bereits Abend, als Jan die Eisenbänder, aus denen später Fassreifen gebogen wurden, zur Böttcherei brachte. Gewöhnlich hätte Albert die Ware ausgeliefert. Jan konnte auf dem Weg nicht aufhören, an ihn zu denken.
    Kurz bevor die Büttel ihn abholten, hatte Albert ihm gestanden, dass er sich schuldig am Tod seiner Stiefmutter fühlte. Er hatte geahnt, dass man ihn auch mit dem Mord an Wenzel in Verbindung bringen würde. Es war in den Schiffergassen kein Geheimnis, dass es jedes Mal lautstark Streit gegeben hatte, wenn Albert die Familie besuchte. Er erklärte Jan nicht, worum es in diesen Auseinandersetzungen gegangen war. Ohnehin war es ihm schwergefallen, über die Angelegenheit zu sprechen. Er hätte es vielleicht gar nicht getan und sich einfach verhaften lassen, doch er hatte ein Anliegen gehabt.
    Zum einen konnte er es nicht ertragen, dass die Männer in der Schmiede dachten, er hätte einen Menschen erschlagen. Zum anderen war er außer sich vor Sorge um die beiden verschwundenen Kinder. Minna und der kleine Paul
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