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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman
Autoren: PeP eBooks
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die seit dem Morgengrauen tätig waren. »Kummer gibt es heuer nicht nur bei den Ärmsten - wo der Salzhandel so am Boden liegt. Bei den Sülfmeistern und Pfannenpächtern geht es nur noch darum, ob man Pfannen stilllegen sollte oder nicht. Die Siedemannschaften sind dann als Nächste ohne Lohn und Brot. Von uns ganz zu schweigen.«
    Sein Vater schnaubte verächtlich. »Nun fang du nicht mit dem Unken an, nur weil du mal mit ein paar Sülfmeistersöhnen ein Bier getrunken hast. So reden sie seit Jahren,
und am Ende sieden sie doch. Ich habe gehört, dass dieser von Cölln, den sie jetzt als Unterhändler haben, ein gerissener Kerl ist. Der wird ihr Salz schon verkaufen. Gerade diese Woche will Herr Lossius mit seinem Sohn kommen und über neue Aufträge reden.«
    Till lachte. »Oh, was für ein Glanz in unserer bescheidenen Hütte! Der ehrwürdige Ratsherr mit dem verrufenen Sohn. Wisst ihr, dass die Leute schon nicht mehr mitzählen, wie oft die Wachen Lenhardt Lossius im Dunkeln auf der Straße erwischt haben? Und jedes Mal auf einer anderen.«
    Der Geselle Thomas, der beinahe so alt war wie Susannes Vater, stimmte in Tills anzügliches Gelächter ein. Ihr Vater dagegen strafte seinen Sohn mit einem finsteren Blick. »Das kann in den besten Familien vorkommen, dass ein Sohn aus der Reihe tanzt. Was meinst du, was die Leute wohl über dich reden?«
    Till zuckte frohgemut mit den Schultern. »In meinem Fall dient es dem guten Zweck. Das Volk will unterhalten sein.«
    Martin gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. »Ein Dwarsbüddel bist du. Und was Lenhardt Lossius betrifft: So schlimm, wie das Gehechel ihn macht, ist er nicht.«
    Till tanzte zwischen Werkbänken und Holz eine Umdrehung mit dem Besen und stellte ihn dann an der Wand ab. »Jawohl ist er so schlimm. Und warum nicht? Ist er doch der schönste Jüngling der Stadt, wenn man den Worten der Lüneburger Gänse trauen darf.«
    »Neidischer Ganter«, meinte Martin.
    »Nee, nee.« Till schüttelte sich und verzog das Gesicht. »Mit Gänsen habe ich nichts im Sinn.«
    Ihr Vater zog finster die Brauen zusammen und erhob
den Zeigefinger. »Das will ich hoffen. Höre ich auch noch, dass du tändelst, dann kannst du was erleben!«
    Es wirkte ein wenig lächerlich, wenn ihr Vater drohte, weil seine Söhne ihm längst über den Kopf gewachsen waren. Tatsächlich war er ein langmütiger Mensch, der mehr Widerspruch von seinen Kindern duldete als manch anderer Vater. Doch zu weit durfte man auch ihn nicht treiben. Susanne kannte seine Grenzen gut, Till überschritt sie regelmäßig.
    Die Glocke von St. Johannis schlug Mittag und beendete ihr Gespräch zur rechten Zeit. »Ihr könnt essen kommen«, sagte Susanne.
    Das brachte das Lächeln zurück auf das Gesicht ihres Vaters. »Gut. Denn wollen wir mal Hände waschen, Jungs. Nach dem Essen muss jemand zur Schmiede gehen und Fassbänder bestellen.«
    Beinah wäre Susanne ein »Darf ich mit?« herausgerutscht. Sie sah zu Boden, ihre Wangen wurden heiß. In diesem Fall durfte sie nicht zu viel Eifer zeigen. Es gab genug Arbeit im Haus für sie, und ihre Abwechslung für diesen Tag hatte sie schon genossen. Sie hätte sie jederzeit für einen Besuch in der Schmiede eingetauscht. Um das Schmiedehandwerk ging es ihr dabei allerdings nicht, und den wahren Grund sollte lieber niemand erraten.
    »Ich nicht. Ich will gleich mit der Mostbütte anfangen«, wehrte Martin ab.
    »Muss also Till gehen«, sagte ihr Vater widerwillig.
    »Till geht gern«, sagte Till und grinste.
    »Und vergisst das Wiederkommen«, knurrte Ulrich Büttner.
    »Schick Suse mit. Die passt auf ihn auf«, schlug Martin vor.

     
    In der Schmiede war es neben der Esse besonders an warmen Tagen vor Gluthitze kaum auszuhalten. Jan Niehus hockte draußen im Schatten der Hofmauer, um kurz auszuruhen. Die grau-weiße Katze der Hausherrin ließ sich wonnevoll von ihm kraulen, machte einen Buckel und warf sich vor Begeisterung gegen seine Beine.
    Von drinnen gellten die gleichmäßigen, metallischen Schläge von zwei Schmiedehämmern. Sie arbeiteten an einer Reihe von Truhenbeschlägen. Meister Schmitt und der Geselle Rudolf machten gerade die Grobarbeit, Lehrling Albert hütete das Feuer in der Esse und bediente den großen Blasebalg. Der Meister würde Jan rufen, wenn es an die Feinarbeit ging, denn dafür hatte er eine bessere Hand als Rudolf, und die Beschläge sollten schön werden. Sie waren für Hochzeitstruhen bestimmt.
    Bald würde auch Albert so weit sein,
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