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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling
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für uns alle zusammenfassen …«
    Und zwar in einfachen Worten, bitte ich still.
    Doug Hamilton und der andere Typ werfen sich Blicke zu.
    »Wir sind nicht ganz glücklich mit Ihren Brand Values«, sagt Doug Hamilton.
    »Meinen Brand Values?« Langsam werde ich panisch.
    »Den Brand Values des Produkts «, sagt er und sieht mich komisch an. »Wie ich bereits erklärt habe, stecken wir hier bei Glen Oil gerade mitten im Rebranding. Unser neues Image ist das eines fürsorglichen Brennstoffs, wie man am neuen Logo mit der Narzisse sehen kann. Und da finden wir Panther Prime, mit dem Schwerpunkt auf Sport und Wettbewerb, einfach zu aggressiv.«

    »Aggressiv?« Völlig verwirrt starre ich ihn an. »Aber … wir reden hier von Fruchtsaft!«
    Was soll das denn? Glen Oil ist qualmendes, umweltzerstörendes Benzin. Panther Prime ist ein harmloses Getränk mit Preiselbeergeschmack. Wie kann das zu aggressiv sein?
    »Es geht um die Werte, die damit vermittelt werden.« Er zeigt auf die Werbebroschüren auf dem Tisch. »Panther ist dynamisch. Elitär. Maskulin. Schon der Slogan ›Don’t Pause‹ zeigt das deutlich. Ehrlich gesagt, das ist doch überholt.« Er zuckt mit den Schultern. »Wir erachten eine gemeinsame Aktion einfach nicht mehr für sinnvoll.«
    Nein. Nein. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Der kann doch jetzt keinen Rückzieher machen.
    Im Büro werden alle glauben, es wäre meine Schuld. Sie werden glauben, dass ich es vermasselt habe und total bescheuert bin.
    Mein Herz hämmert. Mein Gesicht brennt. Das darf ich nicht zulassen. Aber was soll ich sagen? Ich bin überhaupt nicht vorbereitet. Paul hat schließlich gesagt, es sei alles geklärt und ich müsse denen bloß noch die Hände schütteln.
    »Natürlich müssen wir noch mal darüber sprechen, bevor wir das endgültig entscheiden«, sagt Doug und lächelt mich kurz an. »Und wie gesagt würden wir die Zusammenarbeit mit der Panther Corporation gerne fortsetzen, sodass dieses Meeting auf jeden Fall seinen Zweck …«
    Er schiebt seinen Stuhl zurück.
    Das kann ich doch nicht so stehen lassen! Ich muss sie noch überzeugen. Ich muss versuchen, den Deal doch noch abzuschießen.
    Abzuschließen . Das meine ich natürlich.
    »Moment«, höre ich mich sagen. »Nur noch … einen Moment! Ich hätte dazu noch ein paar Anmerkungen zu machen.«

    Was rede ich da eigentlich? Ich habe überhaupt keine Anmerkungen zu machen.
    Auf dem Tisch steht eine Dose Panther Prime, nach der ich in der Hoffnung auf Inspiration greife. Um Zeit zu gewinnen, stehe ich auf, gehe in die Mitte des Raums und halte die Dose hoch, sodass alle sie sehen können.
    »Panther Prime ist … ein Sportdrink.«
    Ich breche ab. Höfliches Schweigen. Mein Gesicht kribbelt.
    »Er … ähm … er ist sehr …«
    O Gott. Was mache ich hier eigentlich?
    Los , Emma. Denk nach . Denk an Panther Prime … denk an Panther Cola … denk an … denk nach …
    Ja! Natürlich!
    Okay, noch mal von vorne.
    »Seit wir Ende der achtziger Jahre Panther Cola auf den Markt gebracht haben, stehen die Panther-Drinks für Power, Dynamik und Qualität«, bringe ich flüssig heraus.
    Gott sei Dank. Das ist der Standardspruch aus dem Panther-Cola-Marketing. Ich habe ihn zig Millionen Mal getippt und hätte ihn im Schlaf herbeten können.
    »Die Panther-Drinks sind ein Marketing-Phänomen«, fahre ich fort. »Der Panther ist weltweit eins der bekanntesten Logos, der Slogan ›Don’t Pause‹ steht bereits in Wörterbüchern. Wir bieten Glen Oil nun exklusiv die Möglichkeit, mit dieser weltbekannten Qualitätsmarke zusammenzuarbeiten.«
    Mein Selbstvertrauen wächst, ich laufe in dem Konferenzraum herum und gestikuliere mit der Dose in der Hand.
    »Mit dem Erwerb eines Panther-Gesundheitsdrinks demonstriert der Kunde, dass für ihn nur das Beste gut genug ist.« Ich schlage mit der anderen Hand auf die Dose. »Er erwartet das Beste von seinem Energydrink, er erwartet das Beste von seinem Benzin, er erwartet das Beste von sich selbst.«

    Ich kann fliegen! Ich bin fantastisch! Wenn Paul mich jetzt sehen könnte, er würde mich vom Fleck weg befördern!
    Ich gehe wieder zum Tisch und schaue Doug Hamilton in die Augen. »Wenn der Panther-Kunde die Dose öffnet, trifft er eine bewusste Entscheidung. Er zeigt allen, wer er ist. Und Glen Oil kann jetzt dasselbe tun.«
    Dann setze ich die Dose schwungvoll mitten auf den Tisch und ziehe mit überlegenem Lächeln an dem Ring.
    Ein Vulkan bricht aus.
    Preiselbeerlimonade spritzt
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