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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling
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Fenster.
    Was völlig in Ordnung ist, denn ehrlich gesagt ist mir auch nicht gerade nach Konversation zumute.

2
    Okay. In Wirklichkeit gefällt mir das hier alles nicht.
    Ich weiß, das ist die Business Class, ich weiß, es ist der reinste Luxus. Aber mein Magen ist immer noch ein einziger Angstklumpen.
    Beim Abheben habe ich mit geschlossenen Augen ganz langsam gezählt, was auch irgendwie funktioniert hat, aber ungefähr bei dreihundertfünfzig konnte ich nicht mehr. Also sitze ich jetzt einfach hier, nippe Champagner und lese einen Artikel über »30 Dinge, die man tun muss, bevor man 30 wird«
in der Cosmopolitan . Ich gebe mir mächtig Mühe, wie eine entspannte Business-Class-Top-Marketing-Managerin auszusehen. Aber du lieber Gott. Jedes kleinste Geräusch erschreckt mich; bei jedem Rattern schnappe ich nach Luft.
    Betont unbeteiligt nehme ich mir die laminierten Sicherheitshinweise und lasse meinen Blick darüberwandern. Notausgänge. Sitzposition bei Notlandung. Wenn Schwimmwesten benötigt werden, helfen Sie bitte zunächst älteren Menschen und Kindern. O Gott.
    Warum sehe ich mir das überhaupt an ? Was habe ich davon, mir kleine Strichmännchen anzugucken, die ins Meer springen, während hinter ihnen das Flugzeug explodiert? Schnell stopfe ich die Sicherheitshinweise wieder in die Tasche und trinke noch einen Schluck Champagner.
    »Entschuldigen Sie bitte.« Eine Stewardess mit roten Locken ist neben mir aufgetaucht. »Reisen Sie geschäftlich?«
    »Ja«, sage ich und streiche mir mit einem stolzen Prickeln das Haar glatt. »Ja, das tue ich.«
    Sie reicht mir eine Broschüre mit dem Titel »Executive Facilities«, mit einem Foto von Geschäftsleuten darauf, die sich vor einem Kurvendiagramm auf einem Flipchart angeregt unterhalten.
    »Ich habe hier einige Informationen über unsere neue Business Class Lounge in Gatwick. Sie können dort im Bedarfsfall modernste Telefonkonferenztechnik sowie unsere Tagungsräume nutzen. Wäre das für Sie von Interesse?«
    Okay. Ich bin eine Top-Businessfrau. Ich bin eine ehrgeizige Top-Business-Managerin.
    »Ja, möglicherweise«, sage ich und schaue mir herablassend die Broschüre an. »Ja, so einen Raum könnte ich brauchen, um … mein Team zu briefen. Mein Team ist ziemlich groß und muss natürlich häufig gebrieft werden. Geschäftlich.« Ich räuspere mich. »Es geht da hauptsächlich um … Logistik.«
    »Möchten Sie gleich etwas buchen?«, bietet die Stewardess hilfsbereit an.
    »Ähm, nein danke«, sage ich nach einer Pause. »Mein Team ist im Moment … zu Hause. Ich habe ihnen heute frei gegeben.«
    »Ach so.« Die Stewardess wirkt erstaunt.
    »Ein anderes Mal vielleicht«, sage ich schnell. »Aber wo Sie gerade da sind - ich meine ja nur. Ist das Geräusch normal?«
    »Welches Geräusch?« Die Stewardess lauscht.
    »Dieses Geräusch. Dieses Jaulen, da am Flügel?«
    »Ich höre nichts.« Sie sieht mich mitfühlend an. »Haben Sie Flugangst?«
    »Nein!«, platze ich heraus und lache ein bisschen. »Nein, ich habe keine Angst . Ich habe … mich nur gefragt. Einfach so aus Interesse.«
    »Ich frage mal für Sie nach«, sagt sie freundlich. »Bitte sehr, Sir. Informationen über unsere Executive Facilities in Gatwick.«
    Der Amerikaner nimmt seine Broschüre wortlos in Empfang und legt sie beiseite, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. Die Stewardess geht weiter und stolpert ein bisschen, als das Flugzeug ruckelt.
    Warum ruckelt das Flugzeug so?
    O Gott. Völlig unvorbereitet überkommt mich plötzlich die Angst. Das ist doch Wahnsinn. Wahnsinn! In diesem großen, schweren Ding zu sitzen, ohne jede Fluchtmöglichkeit, Tausende und Abertausende von Metern über der Erde …
    Das kann ich nicht alleine. Ich habe das überwältigende Bedürfnis, mit jemandem zu sprechen. Jemand Beruhigendem. Jemand Sicherem.
    Connor.
    Instinktiv angle ich nach meinem Handy, aber sofort stürzt die Stewardess auf mich zu.

    »Tut mir Leid, aber das dürfen Sie an Bord nicht benutzen«, sagt sie mit breitem Lächeln. »Wenn Sie es bitte ausschalten würden?«
    »Oh. Äh … Entschuldigung.«
    Natürlich kann ich das Handy nicht benutzen. Das haben sie ja nur ungefähr fünfundfünfzig Milliarden Mal gesagt. Ich bin echt eine Dumpfbacke. Na ja, auch egal. Macht ja nichts. Mir geht’s gut. Ich stecke das Handy in die Tasche und versuche, mich auf eine alte Folge von Fawlty Towers zu konzentrieren, die auf den Monitoren gezeigt wird.
    Vielleicht sollte ich einfach wieder
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