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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling
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nicht einfach irgendwas. Es ist ihm wirklich wichtig. Er ist extra hergekommen, um es mir zu erzählen. Um mir zu zeigen, dass er mir in dieser Sache vertraut.« Ich schlucke hart. »Und im nächsten Moment entdeckt er, wie ich es einem Journalisten erzähle.«

    »Aber das hast du doch gar nicht!«, sagt Lissy loyal. »Emma, das ist doch nicht deine Schuld!«
    »Doch!« Mir steigen Tränen in die Augen. »Wenn ich einfach den Mund gehalten hätte, wenn ich Jemima gar nicht erst irgendwas erzählt hätte …«
    »Sie hätte ihn so oder so erwischt«, sagt Lissy. »Er würde dich jetzt wegen eines zerkratzten Autos verklagen. Oder wegen verstümmelter Genitalien.«
    Ich lache unsicher.
    Die Tür springt auf, und der gefiederte Typ, den ich hinter der Bühne gesehen habe, schaut herein. »Lissy! Da bist du ja. Es gibt Essen. Sieht ziemlich lecker aus.«
    »Okay«, sagt sie. »Danke, Collin. Ich komme gleich.«
    Er geht, und Lissy dreht sich zu mir um.
    »Möchtest du was essen?«
    »Ich hab keinen Hunger. Aber geh ruhig«, füge ich hinzu. »Du musst ja halb verhungert sein nach deinem Auftritt.«
    »Ich habe schon ziemlichen Kohldampf«, gibt sie zu. Dann sieht sie mich besorgt an. »Aber was machst du jetzt?«
    »Ich … gehe einfach nach Hause«, sage ich und versuche, so fröhlich wie möglich zu lächeln. »Mach dir keine Sorgen, Lissy. Ich komme schon klar.«
     
    Und ich habe auch vor, nach Hause zu fahren. Aber als ich herauskomme, bringe ich es nicht fertig. Ich stehe unter Spannung wie eine Sprungfeder. Ich kann nicht auf der Party bleiben und Smalltalk machen - aber ich könnte jetzt auch nicht die vier schweigenden Wände meines Zimmers ertragen. Noch nicht.
    Stattdessen gehe ich wieder in den Theatersaal. Die Tür ist nicht verschlossen, und ich gehe direkt hinein. Ich suche mir in der Dunkelheit den Weg zu einem Platz in der Mitte und setze mich erschöpft auf einen der plüschigen lila Sitze.

    Als ich die schweigende Schwärze der leeren Bühne anstarre, rinnen mir zwei Tränen aus den Augen. Langsam laufen sie mir das Gesicht hinunter. Ich kann es gar nicht fassen, dass ich es so gründlich versiebt habe. Ich kann nicht glauben, dass Jack wirklich denkt, ich … dass er denkt, ich würde …
    Ich sehe immer wieder den Schrecken in seinem Gesicht. Ich erlebe immer wieder diesen machtlosen Moment, diese Unfähigkeit zu sprechen, mich zu erklären.
    Wenn ich doch einfach zurückspulen könnte …
    Plötzlich quietscht etwas. Langsam öffnet sich die Tür.
    Ich schaue angestrengt durch das Dämmerlicht und sehe eine Person in den Zuschauerraum kommen und stehen bleiben. Ohne dass ich es will, fängt mein Herz in unerträglicher Hoffnung an zu klopfen.
    Es ist Jack. Es muss Jack sein. Er sucht mich.
    Er schweigt lange und quälend. Ich bin starr vor Angst. Warum sagt er nichts? Warum spricht er nicht?
    Will er mich bestrafen? Soll ich mich noch einmal entschuldigen? O Gott, was für eine Quälerei. Sag einfach irgendwas, bitte ich stumm. Sag einfach irgendwas .
    »Oh, Francesca …«
    »Connor …«
    Was? Ich gucke noch einmal, genauer jetzt, und bin völlig enttäuscht. Ich bin so bescheuert. Es ist nicht Jack. Es ist auch nicht eine Person, es sind zwei. Es ist Connor, und offensichtlich seine neue Freundin - und sie knutschen.
    Ich sacke elend auf meinem Sitz zusammen und versuche, meine Ohren zu schließen. Aber es funktioniert nicht, ich höre alles.
    »Magst du das?«, höre ich Connor murmeln.
    »Mmmm …«
    »Gefällt es dir wirklich?«
    »Natürlich! Frag doch nicht immer so!«

    »Tut mir Leid«, sagt Connor, dann herrscht wieder Schweigen, bis auf das gelegentliche »Mmmm«.
    »Und gefällt dir das ?«, lässt sich plötzlich wieder seine Stimme vernehmen.
    »Ja, das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Francesca, sei ehrlich, okay?« Connors Stimme wird vor Aufregung höher. »Weil, wenn das nein heißt, dann …«
    »Es heißt aber nicht nein! Connor, was hast du für ein Problem?«
    »Mein Problem ist, ich glaube dir nicht.«
    »Du glaubst mir nicht?« Sie klingt wütend. »Warum zum Teufel glaubst du mir nicht?«
    Plötzlich bin ich voller Reue. Das ist alles meine Schuld. Ich habe nicht nur meine eigene Beziehung kaputtgemacht, sondern ihre auch noch. Ich muss etwas tun. Ich muss versuchen, Brücken zu bauen.
    Ich räuspere mich. »Äh … Entschuldigung.«
    »Wer ist das denn?«, sagt Francesca scharf. »Ist da jemand?«
    »Ich bin’s. Emma. Connors Exfreundin.«
    Eine Reihe Lichter geht
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