Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
unterschätzt, Jack Harper. Sie haben unterschätzt, wozu sie fähig ist.«
    Halt die Klappe!, schreie ich innerlich. Das ist nicht wahr! Jack, ich würde nie, ich würde niemals …
    Aber in meinem Körper will sich gar nichts bewegen. Ich kann nicht mal schlucken. Ich bin wie festgenagelt, starre ihn hilflos an und weiß, dass mein Gesicht schuldbewusst wirkt.
    Jack macht den Mund auf und schließt ihn wieder. Dann macht er auf dem Absatz kehrt, öffnet die Tür und geht.
    Einen Moment lang ist es still in dem kleinen Raum.
    »Gut!«, sagt Jemima und klatscht triumphierend in die Hände. »Dem habe ich’s gegeben!«
    Damit hat sie den Bann gebrochen. Plötzlich kann ich mich wieder bewegen. Ich kann wieder atmen.
    »Du …« Ich zittere so, dass ich fast nicht sprechen kann. »Du blöde … blöde … rücksichtslose … Schlampe!«
    Die Tür fliegt auf, und Lissy erscheint mit weit aufgerissenen Augen.
    »Was ist denn bitteschön hier los?«, fragt sie nachdrücklich.
»Ich habe Jack gerade herausstürmen sehen. Er sah ziemlich sauer aus!«
    »Sie hat einen Journalisten hier angeschleppt!«, sage ich wütend und zeige auf Jemima. »Einen beschissenen Schmierenjournalisten. Und Jack hat uns hier zusammen gefunden, und jetzt denkt er … weiß der Geier, was er denkt …«
    »Du bescheuerte Kuh!« Lissy haut Jemima eine runter. »Was sollte das denn?«
    »Au! Ich habe Emma geholfen, es ihrem Feind heimzuzahlen.«
    »Er ist nicht mein Feind , du dämliche …« Ich bin den Tränen nah. »Lissy … was soll ich jetzt tun? Was?«
    »Los«, sagt sie und sieht mich bang an. »Du kannst ihn noch erwischen. Lauf.«
     
    Ich rase zur Tür hinaus und über den Hof, mit heftig bebendem Brustkorb und brennenden Lungen. Als ich zur Straße komme, schaue ich panisch nach rechts und links. Dann sehe ich ihn, ein Stück weiter die Straße runter.
    »Jack, warte!«
    Er marschiert weiter, das Handy am Ohr, und als er mich hört, dreht er sich mit angespanntem Gesichtsausdruck um.
    »Deswegen hat Schottland dich so interessiert.«
    »Nein!«, sage ich entsetzt. »Nein! Hör zu, Jack, das wissen die gar nicht. Sie wissen überhaupt nichts, das verspreche ich dir. Ich habe ihnen nichts über …« Ich unterbreche mich. »Jemima weiß nur, dass du dort warst. Sonst nichts. Sie hat nur geblufft. Ich habe nichts erzählt.«
    Jack antwortet nicht. Er sieht mich lange an, dann läuft er weiter.
    »Es war Jemima, sie hat diesen Journalisten angerufen, nicht ich!«, schreie ich verzweifelt und renne ihm hinterher. »Ich habe versucht, sie zu aufzuhalten … Jack, du kennst mich
doch! Du weißt doch, dass ich dir so was nie antun würde! Ja, ich habe Jemima erzählt, dass du in Schottland warst. Ich war verletzt, und ich war sauer, und da … ist es mir rausgerutscht. Das war ein Fehler. Aber … aber du hast auch einen Fehler gemacht, und ich habe dir verziehen.«
    Er sieht mich nicht mal an. Er gibt mir nicht mal eine Chance. Sein silbernes Auto kommt herangefahren und er öffnet die Tür.
    Ich gerate in Panik.
    »Jack, ich war das nicht«, sage ich verzweifelt. »Ich war’s nicht. Glaub mir das doch. Ich habe doch nicht deswegen nach Schottland gefragt! Ich wollte doch … dein Geheimnis nicht verkaufen !« Mir laufen Tränen übers Gesicht, und ich wische sie grob weg. »So ein großes Geheimnis wollte ich nicht mal wissen . Ich wollte doch nur deine kleinen Geheimnisse kennen! Deine kleinen, dummen Geheimnisse! Ich wollte dich doch nur kennen … wie du mich kennst.«
    Aber er dreht sich nicht mal um. Die Autotür schließt sich mit einem schweren Klonk, und der Wagen fährt die Straße hinunter. Und ich bleibe auf dem Gehweg stehen, mutterseelenallein.

26
    Eine Weile lang kann ich mich nicht bewegen. Ich stehe da, benommen, den Wind im Gesicht, und starre auf den Punkt am Ende der Straße, an dem Jacks Auto verschwunden ist. Ich höre immer noch seine Stimme. Ich sehe immer noch sein Gesicht. Wie er mich angesehen hat, als würde er mich nach all dem überhaupt nicht kennen.
    Wieder durchläuft mich der Schmerz, und ich schließe die Augen, weil ich es kaum ertrage. Wenn ich doch nur die Uhr
zurückdrehen könnte … wenn ich doch bloß energischer gewesen wäre … wenn ich Jemima und ihren Spießgesellen gleich rausgeschmissen hätte … wenn ich nur schneller den Mund aufgemacht hätte, als Jack auftauchte …
    Habe ich aber nicht. Und jetzt ist es zu spät.
    Eine Gruppe Partygäste kommt vom Hof auf den Gehweg, sie lachen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher