Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens
Autoren: Alois Essigmann
Vom Netzwerk:
das Gebirge und tötete den Feigen durch einen Lanzenwurf. Indra, Schiwa und viele andere Götter hatten sich dem kühnen Skauda angeschlossen und lieferten den Dämonen blutige Schlachten.
    Nun trat der Riese Mahisa an die Spitze der Dämonen und führte eine Schar ihrer Besten zum Angriff. Mit unwiderstehlicher Kraft fraßen sich die kühnen Recken in das Götterheer und drohten es zu vernichten. Bis dicht vor den Streitwagen des gewaltigen Schiwa rollte die feindliche Woge. Da tötete Skandas Lanze den Mahisa, der seine Keule schon gegen Schiwa erhoben hatte. Dann sprang der Starke unter die führerlose Schar und warf sie mit dem Schwert, wie der Schnitter die Halme. Der Riese Taraka stellte sich dem Sechsköpfigen entgegen: ein furchtbares Ringen hob an, und die Erde erdröhnte von dem Gestampf der beiden gewaltigen Kämpfer. Doch der sechsfachen Kraft des Gottes war keiner gewachsen: Skanda erwürgte den Riesen wie einen tollen Hund.
    Indra neigte sich vor dem gewaltigen Kämpfer und bot ihm seine Herrschaft an, doch Skanda wies sie aus Ehrfurcht vor dem mächtigen Writratöter zurück und bat nur, ihm die Führung des Götterheeres anzuvertrauen.
    Seither ist Skanda Indras starker und kluger Feldherr und der glückliche Gatte der Dewasena, die ihn stärker als alle Götter und Dämonen gesehen hat. Der rote Hahn, das Banner, welches Skanda von Agni erhalten hat, zieht dem Heere der Götter voran.

Katscha und Dewajani
    Wirschaparwan, der König der Danawa, hatte dem bußereichen Brahmanen Uschanas das Seelenheil der Seinen anvertraut. Als Hauspriester des Königs war der Fromme oberster Priester im Danawareich. Uschanas hatte in strengster Askese und tiefinnerster Sammlung der Natur das Geheimnis des Sterbens abgelauscht. Wen immer er mit seinen Zauberworten rufen mochte, der brach jede Fessel des Todes und trat lebend vor den gewaltigen Büßer.
    Da war die Weltherrschaft der Götter in Gefahr! Mochten ihre Waffen auch tausend und abertausend Dämonen in der Schlacht töten, das Zauberwort des Danawapriesters rief alle wieder ins Leben zurück.
    Und die Leichen aus dem Heerbann der Götter blieben tot, denn der edle Brihaspati kannte das Zauberwort nicht. Jede Schlacht, und mochte sie auch für die Götter siegreich sein, zehrte an der Macht der Himmlischen.
    Mit Grauen gedachten die Götter des Lichtes der Zeit, da die Dämonen der Finsternis, der verzehrenden Dürre, die Herrschaft der Welt an sich reißen, die alte Ordnung zertrümmern und Elend über die Erde breiten würden.
    Sie gingen zu Katscha, dem Sohn ihres Priesters Brihaspati, und baten ihn, Schüler und Jünger des mächtigen Dämonenpriesters zu werden.
    Vielleicht lernte er die Kunst des Wiederbelebens von seinem Meister, vielleicht fand der schöne Jüngling Gnade vor den Augen Dewajanis, der holden Tochter Uschanas: Auch die Götter mußten den Tod überwinden lernen, wenn die Welt fürder unter ihrer Herrschaft blühen sollte!
    Katscha neigte sich ehrfürchtig vor den hehren Hütern der Welt und kam ihrem Wunsche freudig nach:
----
    Im Schülerkleid, mit einer Tracht Brennholz auf dem Arm, so trat er, wie es die Sitte erheischte, vor Uschanas, nannte seinen Namen und seine Herkunft, und bat den würdigen Asketen, ihm tausend Jahre als Jünger dienen und von ihm die heilige Lehre des Weda und alle Bräuche der Priesterkaste hören zu dürfen.
    »Gerne nehme ich dich als Schüler auf, edler Jüngling!« sprach Uschanas, »denn dein Vater, der ehrwürdige Götterpriester, ist mir wert! – Sei willkommen!«
    So lebte nun Katscha im Hause des Danawapriesters, und seine Dienstwilligkeit, seine bescheidene Freundlichkeit, sein kindliches Lachen, machte ihn dem Alten und seinem jungfräulichen Töchterlein Dewajani immer lieber.
    Fünfhundert Jahre hatte er schon gelernt und gedient, da hörten die Danawa erst, daß Uschanas' Jünger der Sohn des Götterpriesters sei.
    Voll Sorge um das Geheimnis, dem allein sie ihre Macht verdankten, lauerten sie Katscha auf.
    Als er eines Morgens die Kühe seines Lehrers auf die Weide trieb, erschlugen sie den edlen Jüngling und gaben seinen Leichnam den Wölfen zum Fraß.
    Dewajani ahnte nichts Gutes, als die Kühe ohne den Hirten heimkehrten. Und als vollends die Stunde der Abendandacht schlug, ohne daß der eifrige Brahmanenschüler nach Hause gekommen wäre, litt es sie nicht länger in ihrer Sorge um den lieben Freund.
    Sie wandte sich mit Tränen im Auge zum Vater und sprach: »O Vater! Katscha fehlt zur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher