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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens
Autoren: Alois Essigmann
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zurückgenommen, nur in seiner Wirkung gemildert werden.
    Und der Allmächtige rief Agni vor sein Angesicht und sprach zu dem Betrübten:
    »Du wirst bis ans Ende der Zeiten dem Fluche folgen und verzehren, was du berührst! doch ich schenke dir auch die Gabe, zu reinigen, was du berührst. So bist du zwar ein Allesesser, aber nichts Unreines wirst du essen, denn deine Berührung reinigt alles!«
    Pavaka, der Reiniger, heißt Agni seither den Andächtigen.
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    Yama , der ernste Völkersammler, der über den Tod und das Recht herrscht, ist ein nimmermüder Freund der Menschen und getreuer Hüter der Ordnung. Im Gefolge des schweigsamen Herrschers schreiten die Ahnen und Väter der Lebenden. Seine Boten schweifen über die Erde und führen die Gezeichneten in sein gastliches Haus.
    Surya und Soma , der Gott der Sonne und des Mondes, teilen die Ewigkeit, auf daß sie als Zeit geregelt erscheine. Surya ruft täglich zu neuem Leben, und Soma läßt sein balsamisches Licht in die Nächte fließen, auf daß die Menschen darin Heilung und neue Kraft finden.
    Uschas , die liebliche Morgenröte, erfreut Götter und Menschen, wenn sie das Himmelstor öffnet. Sie sendet alltäglich ihre beiden Reiter aus, um Verzweifelnde aus dem Schrecken der Nacht zu erlösen.
    Aswinas heißen die schönen Jünglinge, die auch die Ärzte des Himmels sind.
    Kama , der Liebesgott, reitet als ewiger Jüngling auf einem bunten Papageien und schwingt seinen goldenen Bogen, an welchem eine Schnur wilder Bienen die Sehne ist. Duftende Blüten sind die Spitzen seiner sehnsuchtbefiederten Pfeile, und ihre Wunden heilt allein Kamas Gattin: Rati , die Lust.
    Wischnu und Schiwa , Erhalter und Zerstörer, sind Teile des Schöpfers, sind er selbst, der urewig geheimnisvolle, dreieinige Gott Brahma.
    Brihaspati, der weise Sohn des Angiras, versieht als Priester den Opferdienst im Himmel. Er ist der gütige Mittler zwischen den Aditisöhnen und Brahma, dem ehernen Schicksal, dem sich auch die Götter beugen müssen.
    Nicht sorglos fließt ihr Leben dahin; sie kämpfen um ihr Dasein, wie die Erdenkinder, und ihre schrecklichsten Feinde sind die starken Söhne der Diti und Dann, die wilden Dämonen der Finsternis, der Dürre, der sengenden Glut.
    Auf kühner Streife war es einst Bala, dem Danawafürsten, gelungen, die Kühe der Götter zu rauben und sie in der weiten Höhle eines Berges einzuschließen.
    Indra zog an der Spitze des Götterheeres aus, die milchspendenden Freunde aller Geschöpfe zu befreien und die Frevler zu strafen.
    Auf seinem edelsteingeschmückten Streitwagen, mit den goldenen Radbüchsen und Schienen, brauste der starkarmige Götterkönig durch die Luft, in seinem Gefolge die flechtentragenden Windgenien in gedeckten Fellen, mit goldenen Helmen und Lanzen, die weithin über den Himmel glänzten.
    In heißem Pfeil- und Speerkampf wurden die Danawa zurückgedrängt und der dreiköpfige Wischwarupa von Indra im Keulenkampf erschlagen. Ein Wurf mit der nie fehlenden Indralanze spaltete den Berg und befreite die Kühe, so daß sie ihr Labsal über die ganze Erde ergießen konnten.
    Doch bald darauf führte Bala seine Dämonenscharen aufs neue gegen den Meru.
    In heißer Schlacht entriß er dem Indra die Herrschaft über die Erde und flehte in inbrünstigem Opferdienst, daß Brahma ihn in dem neuen Besitz erhalte.
    Da erschien Wischnu in Zwergengestalt, mit der weißen Schnur des Brahmanenstandes um die Brust, vor dem Opfernden, gewann in weiser Rede die Gunst des mächtigen Dämonenfürsten, und als dieser dem Lobredner eine Weihgabe bot, bat Wischnu, ihm drei Schritte Landes zu schenken.
    Gerne bewilligte der Fromme dem priesterlichen Zwerg diese Bitte.
    Vor den Augen des Dämonenfürsten wuchs nun der Gott ins Unendliche und nahm mit drei Schritten die ganze Welt! 17
    Indra, dem Götterkönig, hat er sie wiedergegeben!
    Mit Agni, dem kühnen Freund, zog nun Schakra abermals gegen Bala und schlug das Heer der Dämonen aufs Haupt, daß seine Herrschaft aufs neue befestigt war.
    Indessen wuchs dem gewaltigen Herrn des Himmels in Writra, dem Fürsten der Kalakeya, einem Riesengeschlecht der Danawa, ein schier unbezwinglicher Gegner heran.
    Writra wälzte mit seinen Riesen Berge gegen den Meru, daß die Erde erzitterte. Darauf stürmten die Kalakeya vor und warfen sich gegen die Götter. Der Meru schien in lohenden Flammen zu stehen, so funkelten die goldenen Panzer, die eisernen Keulen der Danawa. Tapfer wehrten sich die Götter, und zu
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