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Ein Königreich für die Leidenschaft

Ein Königreich für die Leidenschaft

Titel: Ein Königreich für die Leidenschaft
Autoren: JENNIFER LEWIS
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1. KAPITEL
    „Was? Wie kommst du auf die Idee, dass ich sie heiraten muss? “ AJ Rahia versuchte die Stimme zu dämpfen und sah sich kurz um. Nur wenige Meter entfernt von ihm stand die Frau, von der die Rede war. Wie alle Gäste, die zu dieser Trauerfeier gekommen waren, war sie schlicht und elegant gekleidet.
    Traurig lächelnd ergriff AJs Mutter seine Hand. „Das ist deine Pflicht, mein Sohn. Wenn der König stirbt, muss einer seiner Brüder die Nachfolge antreten und die königliche Witwe heiraten.“
    Plötzlich hatte AJ das Gefühl, als rückten die Wände des alten Palastes näher an ihn heran. „Das ist doch lächerlich. Schließlich leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert. Außerdem bin ich absolut sicher, dass sie mich genauso wenig heiraten will wie ich sie.“ Er zwang sich, sich nicht nach der hübschen jungen Witwe umzudrehen, die er seit ihrer Hochzeit fünf Jahre zuvor nicht mehr gesehen hatte.
    Während die Mutter ihm liebevoll die Hand drückte, sagte sie leise, wenn auch nachdrücklich: „Sie ist sanft und schön.“
    „Aber Mutter!“
    „Und ich habe keinen anderen Sohn außer dir.“
    Wieder empfand AJ dieses unbestimmte Schuldgefühl – wie jedes Mal, wenn er nach Rahiri zurückkehrte. Nach seiner Geburt, die offenbar sehr schwer gewesen war, hatte seine Mutter keine Kinder mehr bekommen können. Dass er das Rückflugticket nach Los Angeles bereits in der Tasche hatte, hatte er der Mutter bisher verschwiegen, und sogleich meldete sich sein schlechtes Gewissen. Eigentlich war er nur zur Trauerfeier gekommen, wenn man diese Veranstaltung überhaupt eine Trauerfeier nennen konnte, fand sie doch ohne den Leichnam statt.
    „Bestimmt wird sie erst mal trauern und nicht an eine erneute Heirat denken.“ Zärtlich legte er der Mutter den Arm um die Schultern. „Und danach findest du sicher den richtigen Mann für sie.“
    „Einen König kann man nicht suchen.“ Eindringlich sah die Mutter ihn an. „Zum König wird man geboren.“
    „Aber ich wurde nicht als König geboren. Sondern um Actionfilme zu drehen, was ausgesprochen gut bezahlt wird.“
    Doch seine Mutter winkte nur ab. „Ja, ja, aber für diesen Kinderkram bist du doch allmählich wirklich zu alt. Komm nach Hause, mein Sohn. Hier gehörst du hin, und wir brauchen dich.“
    Die Last drückte immer mehr auf AJs Schultern. „Um das Land zu regieren? Kein Interesse. Was ist mit Cousin Ainu? Er hält sich doch für eine erstklassige Führungspersönlichkeit und wird die Aufgabe bestimmt mit großer Begeisterung übernehmen.“
    Allmählich wurde seine Mutter ungehalten. „Seit Menschengedenken haben die Rahias das Land Rahiri regiert. Diese Tradition muss unbedingt aufrechterhalten werden.“
    „Aber manchmal wirkt sich ein Wechsel sehr positiv aus.“ Leider klang das nicht ganz so überzeugend, wie AJ gehofft hatte. „Neue Besen kehren gut, und das Alte …“ Entsetzt sah er, wie der Mutter die Tränen in die kohlschwarzen Augen traten. „Entschuldige, das war sehr unsensibel von mir“, stieß er schnell hervor. „Natürlich wollte ich damit nicht sagen, dass Vanus Tod …“
    Etwas Positives ist? Allerdings war das sein erster Gedanke gewesen, als er vom Tod seines Bruders gehört hatte. Andererseits wurde jetzt von ihm erwartet, dass er in dessen Fußstapfen trat – sehr schmale Fußstapfen wohlgemerkt, denn der Bruder hatte immer nur die teuersten Designerschuhe getragen –, und das war alles andere als positiv.
    „Ich weiß, mein Kind. Du bist sehr direkt und musst das sagen, was dir gerade durch den Kopf geht. Du warst schon immer so: schwer zu bändigen und ein freier Geist …“
    „Und vollkommen ungeeignet, König zu sein.“ Ganz so wild, wie man immer sagte, war er als Kind nicht gewesen. Aber dieser Ruf hing ihm an, und das war in der jetzigen Situation vielleicht von Vorteil.
    „Komm, sprich mit Lani.“ Seine Mutter blieb eisern. Sie packte den Sohn mit festem Griff und zog ihn mit sich, bis sie vor der jungen Witwe standen. „Lani, du erinnerst dich doch noch an AJ? Vanus jüngeren Bruder?“
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Lani ihn an, dann senkte sie schnell den Blick und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. „Ja … ja, natürlich. Schön, dich wiederzusehen.“
    Sie wusste, was auf sie zukam, und war entsetzt.
    Als AJ ihre Hand in seine nahm, spürte er, dass sie zitterte. Schmal und aufrecht stand Lani vor ihm und sah ihn an. Wie es die Tradition vorschrieb, trug sie ein langes blaues
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