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Sagen aus Hessen

Sagen aus Hessen

Titel: Sagen aus Hessen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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im alten Klosters-Hof beim Schloß ist die Erscheinung einer weißen Frau die Todes-Botschaft für den regierenden Fürsten gewesen. Aus gar unterschiedlichen Jahrhunderten wird solches übereinstimmend berichtet, und bestätigte sich allemal. Auch haben unsere alten Landgrafen fest daran geglaubt, und nach solcher Meldung nicht lange gesäumt, ihr irdisch Werk zu bestellen.
    Auch zu Darmstadt ward früher die weiße Frau gesehen. Man weiß nicht, wer sie sei: ob ein nach ihrem zeitlichen Tode gebanntes menschliches Weib, oder aber ein gutes elbisches Wesen, eine Huldin.

Unglückliche Entzauberung
    Zu Hersfeld dienten zwei Mägde nebeneinander; die pflegten, ehe sie zu Bett gingen, jeden Abend eine Weile in ihrer Stube stillzusitzen. Den Hausherrn nahm das endlich Wunder; er blieb daher einmal auf, verbarg sich im Zimmer und wollte die Sache ergründen. Wie die Mägde sich nun beim Tisch allein sitzen sahen, sprach die eine: »Geist, tu dich entzücken und jenen Knecht bedrücken.«
    Darauf stieg ihr und der anderen Magd gleichsam schwarzer Rauch aus dem Hals und kroch zum Fenster hinaus; die Mägde fielen zugleich in tiefen Schlaf. Da ging der Hausvater zu der einen, rief sie mit Namen und schüttelte sie; jedoch vergebens, sie blieb unbeweglich. Endlich ging er davon und ließ sie. Morgens darauf war diejenige Magd tot, die er gerüttelt hatte; die andere aber, die von ihm nicht angerührt worden war, blieb lebendig.

Ursprung von der Malsburg
    Die von der Malsburg gehören zu dem ältesten Adel in Hessen und erzählen: Zur Zeit als Karl der Große den Brunsberg in Westfalen erobert, habe er seine treuen und versuchten Diener belohnen wollen; einen Edelmann, namens Otto, im Feld vor sich gerufen, und ihm erlaubt, daß er sich den Fels und Berg, worauf er in der Ferne hindeute, ausmalen (d. h. eingrenzen, bezeichnen) und für sich und seine Erben eine Festung dahin bauen dürfe. Der Edelmann bestieg den Felsen, um sich den Ort zu besehen, auszumalen und zu beziehen; da fand er auf der Höhe einen Dornstrauch mit drei weißen Blumen, die nahm er zum Mal-, Kenn- und Merkzeichen. Als ihn der König hernach fragte, wie ihm der Berg gefalle, erzählte er, daß er oben einen Dornbusch mit drei weißen Rosen gefunden. Der König aber sonderte ihm sein gülden Schild in zwei gleiche Teile, obenhin einen Löwen und unten drei weiße Rosen. An dem ausgemalten Ort baute Otto hernach seine Burg und nannte sie Malsburg, welcher Name hernach bei dem Geschlecht geblieben ist, das auch den zugeteilten Schild bis auf heute fortführt.

Zusammenkunft der Toten
    Eine Königin war gestorben und lag in einem schwarz ausgehängten Trauersaal auf dem Prachtbette. Nachts wurde der Saal mit Wachskerzen hell erleuchtet und in einem Vorzimmer befand sich die Wache: ein Hauptmann mit neun und vierzig Mann. Gegen Mitternacht hört dieser, wie ein sechsspänniger Wagen rasch vor das Schloß fährt, geht hinab und eine in Trauer gekleidete Frau, von edlem und vornehmem Anstande, kommt ihm entgegen und bittet um die Erlaubnis, eine kurze Zeit bei der Toten verweilen zu dürfen. Er stellt ihr vor, daß er nicht die Macht habe, dies zu bewilligen, sie nennt aber ihren wohlbekannten Namen und sagt, als Oberhofmeisterin der Verstorbenen gebühre ihr das Recht, sie noch einmal, eh sie beerdigt werde, zu sehen. Er ist unschlüssig, aber sie dringt so lange, daß er nichts Schickliches mehr einzuwenden weiß und sie hineinführt. Er selbst, nachdem er die Türe des Saals wieder zugemacht, geht draußen auf und ab. Nach einiger Zeit bleibt er vor der Türe stehen, horcht und blickt durchs Schlüsselloch, da sieht er, wie die tote Königin aufrecht sitzt und leise zu der Frau spricht, doch mit verschlossenen Augen und ohne eine andere Belebung der Gesichtszüge, als daß die Lippen sich ein wenig bewegen. Er heißt die Soldaten, einen nach dem andern, hineinsehen und jeder erblickt dasselbe; endlich naht er selbst wieder, da legt sich die Tote eben langsam auf das Prachtbett zurück. Gleich darnach kommt die Frau wieder heraus und wird vom Hauptmann hinab geführt; dieser fühlt, indem er sie in den Wagen hebt, daß ihre Hand eiskalt ist. Der Wagen eilt, so schnell er gekommen, wieder fort und der Hauptmann sieht, wie in der Ferne die Pferde Feuerfunken ausatmen. Am andern Morgen kommt die Nachricht, daß die Oberhofmeisterin, welche mehrere Stunden weit auf einem Landhause wohnte, um Mitternacht und gerade in der Stunde gestorben ist, wo sie bei der
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