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Sagen aus Hessen

Sagen aus Hessen

Titel: Sagen aus Hessen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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alle hatten an dem Braunschweiger ein Mißfallen, und zumeist der alte Landgraf, der lebte in großem Kummer. Mittlerweile war Otto der Schütz guter Dinge zu Cleve, und hatte ein Liebesverständnis mit Elisabeth, des Herzogs Tochter, aber nichts von seiner hohen Abkunft laut lassen werden.
    Dies bestund etliche Jahre, bis daß ein hessischer Edelmann, Heinrich von Homberg, genannt, weil er eine Wallfahrt nach Aachen gelobt hatte, unterwegs durch Cleve kam, und den Herzog, den er von alten Zeiten her kannte, besuchte. Als er bei Hof einritt, sah er Otten, kannte ihn augenblicklich, und neigte sich, wie vor seinem Herrn gebührte. Der Herzog stand gerade am Fenster, und verwunderte sich über die Ehrerbietung, die vom Ritter seinem Schützen bewiesen wurde, berief den Gast, und erfuhr von ihm die ganze Wahrheit, und wie jetzt alles Erbe auf Otten stünde. Da bewilligte ihm der Herzog mit Freuden seine Tochter, und bald zog Otto mit seiner Braut nach Marburg in Hessen ein.

Räderberg
    Ein Metzger von Nassau ging aus, um einzukaufen. Auf der Landstraße stößt er bald auf eine dahinfahrende Kutsche und geht ihr nach, den Gleisen in Gedanken folgend. Mit einmal hält sie an und vor einem schönen großen Landhaus, mitten auf der Heerstraße, das er aber sonst noch niemals erblickt, so oft er auch dieses Wegs gekommen. Drei Mönche steigen aus dem Wagen und der erstaunte Metzger folgt ihnen unbemerkt in das hellerleuchtete Haus. Erst gehen sie in ein Zimmer, einem die Kommunion zu reichen, und nachher in einen Saal, wo große Gesellschaft um einen Tisch sitzt, in lautem Lärmen und Schreien ein Mahl verzehrend. Plötzlich bemerkt der Obensitzende den fremden Metzger und sogleich ist alles still und verstummt. Da steht der Oberste auf und bringt dem Metzger einen Weinbecher mit den Worten: »Noch einen Tag!« Der Metzger erschauert und will nicht trinken. Bald hernach erhebt sich ein Zweiter, tritt zum Metzger mit einem Becher und spricht wieder: »Noch ein Tag!« Er schlägt ihn wieder aus. Nachdem kommt ein Dritter mit dem Becher und denselben Worten: »Noch ein Tag!« Nunmehr trinkt der Metzger. Aber kurz darauf nähert sich demselben ein Vierter aus der Gesellschaft, den Wein nochmals darbietend. Der Metzger erschrickt heftig, und als er ein Kreuz vor sich gemacht, verschwindet auf einmal die ganze Erscheinung und er befindet sich in dichter Dunkelheit. Wie endlich der Morgen anbricht, sieht sich der Metzger auf dem Räderberg, weit weg von der Landstraße, geht einen steinigten, mühsamen Weg zurück in seine Vaterstadt, entdeckt dem Pfarrer die Begebenheit und stirbt genau in drei Tagen.
    Die Sage war schon lange verbreitet, daß auf jenem Berg ein Kloster gestanden, dessen Trümmer noch jetzt zu sehen sind, dessen Orden aber ausgestorben wäre.

Reuiger Geist
    Die Urheberin der Schnepfischen Stiftung zu Hanau hatte zur Erbschaft ihre nächsten Anverwandten in drückender Armut gelassen; nur um der lutherischen Kirche ein großes Vermächtnis zu gründen.
    Ihren Geist quälte nun die Reue. Oft sah man das Weib auf der obersten Bühne in der Kirche wandeln, also daß niemand droben seiner Andacht noch pflegen mochte. Ein Pfarrer fragte sie endlich nach ihrem Anliegen; da sprach sie: »Vermacht euere Sachen an rechte Erben, so möget ihr selig sterben! « Mit diesen Worten, als mit abgelegtem Bekenntnis, fand sie Ruhe und ist seitdem nicht mehr gesehen.

Rodenstein und Schnellerts
    Auf der Bollsteiner Höhe im Odenwald ist ein Bergvorsprung, den man »Schnellerts« nennt. Im Mittelalter stand dort eine Burg. Jetzt sind nur noch wenige Ruinenreste vorhanden. Diese Burg ist in der Sage viel verbunden mit einer andern Feste des Odenwalds, dem »Rodenstein.« Die Odenwälder erzählen, daß in den Trümmern der Schnellertsburg ein Geist hause, der immer, wenn vom Rhein her ein Krieg drohe, sich rege und mit großem Gefolge, Iärmend wie der wilde Jäger, nach dem Rodenstein abziehe. Sobald die Kämpfe vorüber seien, kehre der Geist mit großem Getöse wieder nach dem Schnellerts zurück. Eine Ballade Josefine Scheffels, der Mutter des bekannten Dichters. J. V. von Scheffel, weiß darüber zu berichten:
    Horch auf, was klirrt an Riegel und Gruft?
Was zischt und sauset durch die Luft?
Das muß der wilde Jäger sein,
Er zieht vom Schnellert zum Rodenstein,
Hussa, zum Rodenstein.
    Im Schnellert, da schlief er manch ein Jahr,
Reibt sich nun wieder die Augen klar.
Die Friedensburg steht öd und leer,
Der Jäger zieht mit dem
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