Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
Gegner sank mit durchschnittener Kehle zusammen.
    Ich sah meinen Spion an. Immerhin hatte Roybin mit diesen Leuten schon zu tun gehabt und kannte sich mit ihnen wohl am besten aus. Die Wächter trugen weite Mäntel, darunter aber eine Rüstung und Waffen. Sie kamen nicht aus Autonne. Ich legte Roybin den Mund ans Ohr.
    »Übers Dach?«
    Er nickte.
    Roybin, der mit vollem Namen Roybin Ararsnet ti Autonne hieß, hatte mir schon mehrmals in zweifelhaften Angelegenheiten gedient. Wenn es um mutige Männer geht, bin ich nicht kleinlich. Roybin war ein Spion, das rechnete ich ihm hoch an; seine Leistung war nicht zu unterschätzen.
    Der Regen trommelte nun kräftiger gegen das verwitterte Mauerwerk. Die Dunkelheit war nicht mehr absolut; die wallenden Wolken ließen ab und zu einen Lichtstrahl der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln durch, die den Nachthimmel Kregens beherrscht.
    Die bröckeligen Mauersteine boten guten Halt, so daß wir im Nu auf dem Dach waren. Ich hatte nicht die Absicht, einen meiner vorzüglichen Kämpfer als Ausguck unten zurückzulassen. Sollten doch andere aufpassen, wenn sie uns in den Weg kamen.
    Größenwahn, üble Verblendung – ich weiß, ich weiß! Aber die neue Religion um den Chyyan erfüllte mich mit Unbehagen. An diesem Abend mußten wir Gewißheit erlangen.
    Im herabpeitschenden Regen krochen wir über das Dach. Roybin führte uns zum Dachfenster. Das Eisen war neu, das zerschlissene Bronzegitter ausgetauscht.
    Der junge Oby drängte sich vor und zog ein schmales Werkzeug aus der Tasche. Opaz mochte wissen, welche Teufeleien er in meiner Abwesenheit gelernt hatte, jedenfalls öffnete sich klickend das Schloß, und Turko zerrte das Eisengitter mühelos heraus. Er legte es zur Seite, als habe er eine von Delias kostbaren Tassen aus Linkiang-Porzellan in der Hand und setzte sie auf der Untertasse ab.
    Ich blickte hinunter. Nach einiger Zeit gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und machten einen Hauch von Helligkeit aus, den schwachen Umriß einer Tür.
    Nacheinander sprangen wir in das Erdgeschoß hinab, in dem stinkende Fischernetze ausgebreitet waren. Die Tür gab unter Obys geschickten Fingern schnell nach.
    Vorsichtig drückte ich sie auf. Der orangerote Schimmer wurde heller. Ich legte ein Auge an den Spalt. Im ersten Augenblick bestand die Welt aus orangeroten Feuerwirbeln, dann sah ich, daß die Tür auf eine schmale Galerie führte, die den Zentralraum des Hauses umschloß. Hier hängten die Fischer ihre Netze auf. Leises Stimmengewirr war zu hören. Lampen warfen ihr orangerotes Licht auf die gegenüberliegenden Wände, und verzerrte Lichtstreifen fielen durch die Ritzen der ausgetretenen Dielen.
    Es bestand durchaus die Möglichkeit, daß wir uns durch die Tür auf die Galerie schleichen konnten, ehe wir von unten bemerkt wurden – es reizte mich, das Risiko einzugehen.
    Ich hätte natürlich auf Roybin hören können, der mir bei seinem ersten Bericht riet, eine Abteilung Wächter loszuschicken. Wir hätten das übelriechende Gebäude umstellt und alle, die hier zum Gottesdienst kamen, verhaftet. Dabei würden wir aber auch Männer und Frauen erwischen, die aus bloßer Neugier gekommen waren. Den Chyyan-Priester hätten wir auch gefangen, doch vermutlich wäre er sehr schweigsam gewesen.
    Folglich schlichen wir uns hier wie Verbrecher an.
    Gespenstergleich glitten wir auf die Galerie. Keine Diele quietschte, kein Stück Rüstung klapperte. Wir waren erfahrene Kämpfer, gefährlich wie Leem, tödlich wie Menschenjäger.
    Jeder suchte sich einen Spalt zwischen den Dielen und beobachtete, was dort unten vor sich ging.
    Meine ersten Ängste verflogen, sobald ich die Szene überschaute. Eine Menschenmenge hatte sich am Ende des Saals versammelt und richtete sich eben von einem Kniefall auf – wir hatten den richtigen Zeitpunkt erwischt. Der Priester, in schwarze Gewänder gehüllt, streckte die Arme in die Höhe und stimmte einen Gesang an, in den die Gemeinde einfiel. Das Lied erwies sich als ein bedrückendes, dümmliches Stöhnen, und die meisten Leute kannten es nicht. Aber der Priester hob die Stimme, um die Leute anzuführen. Dies alles überschaute ich mit dem berechnenden Auge des Kämpfers und versuchte die möglichen Chancen und Risiken gegeneinander abzuwägen. Die Worte des Gesangs erreichten mich nur bruchstückhaft, ich konnte sie kaum verstehen. Schließlich hob ich den Blick zur Wand hinter dem Priester. Und stieß lautlos die Luft aus, war ich doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher