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Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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vielleicht absichtlich dort postiert hatte, damit sie ihm Argumente lieferten, aus denen er rednerisches Kapital schlagen konnte. Wenn das stimmte, waren sie vorzügliche Schauspieler.
    »Zum Großen Chyyan mit Dray Prescot!«
    Der Gesang nahm wieder an Lautstärke zu. Ich achtete nicht weiter darauf. Was diese Leute mit mir anstellen wollten, hörte sich ausgesprochen unangenehm an. Was ich mit ihnen anzustellen beabsichtigte, hörte sich auf den ersten Blick auch sehr unangenehm an; hinterher würden sie aber klarer sehen. Zumindest hatte mir der neue Glaube die Unruhe in Veliadrin zu Bewußtsein gebracht, eine Unruhe, gegen die ich fair angehen wollte, Fehler berichtigend, damit das Volk von Veliadrin so glücklich leben konnte wie die Valkanier, wie es sein Recht war.
    Ich war wohl noch immer verwirrter, als mir klar war. Meinen Zorn unterdrückend, die Worte verdrängend, die über Delia und unsere tote Tochter gefallen waren, hob ich den Blick von dem Spalt zwischen den Dielen und machte Anstalten, zur Tür zurückzuschleichen. Seg hatte eine Zeitlang an der Tür gewartet, dann aber seinen Posten verlassen. Die Dielen unter mir ächzten. Staub rieselte. Ich erstarrte. Die ganze Galerie bewegte sich!
    Unten wurde noch immer gebrüllt, was man mit Dray Prescot tun wollte; die übelsten Verwünschungen wurden ausgestoßen. Vielleicht wurde dabei das Quietschen des alten Holzes überhört.
    Die morschen Bretter unter mir sackten durch. Bis heute weiß ich nicht, ob das Emporwallen zorniger Zufriedenheit in mir mich bestätigte oder verdammte.
    Die ganze Holzkonstruktion knirschte, rostige Nägel brachen, Dielen lösten sich, verrottete Verstrebungen verbogen sich und rissen. Verfaultes Holz zerfiel zu Staub. Ein unangenehmer Geruch nach totem Fisch stieg mir in die Nase. Ich stürzte.
    Das Haßgeschrei auf Dray Prescot wurde von Entsetzensschreien abgelöst. Die Holzgalerie brach in einem Chaos aus Staub und Splittern und stürzenden Dielenbrettern über dem Mob zusammen.
    Hals über Kopf stürzte ich, Dray Prescot, auf die Köpfe des aufgehetzten Pöbels.

2
     
     
    Einen Augenblick lang lag ich inmitten der Bruchstücke der Galerie am Boden. Ein dicker Balken drückte mir gegen den Rücken. Das Volk strömte schreiend ringsum zurück, versuchte den herabstürzenden Bruchstücken auszuweichen. Der Lärm und das Durcheinander, der aufwogende Staub, das Drängen und Schieben von Männern und Frauen – dieses Chaos bot einen prächtigen Anblick.
    Doch ich hatte nur ein Auge für schwarze Federn und die Lederrüstung der Masichieri. Sie würden sich schneller als die anderen vom Schock der Überraschung erholen.
    Ich sprang auf, ohne meine Waffe zu ziehen.
    Leute drehten sich um und starrten mich an. Durchgebrochene Dielen wackelten unter unseren Füßen, und der Staub reizte uns zum Husten. Staub und Dreck hingen mir an Haar und Schultern, und mein Gesicht offenbarte wohl den Kampf zwischen Lachen und entrüsteter Wut, die in mir empordrängte. Auf diese Weise in einen Mob geworfen zu werden, der nach meinem Kopf schreit – nun, das war wohl eher lustig.
    Himet stand mit erhobenen Armen und aufgesperrtem Mund da und starrte mich an, als wäre ihm auf wunderbare Weise ein Dämon aus Cottmers Höhlen erschienen.
    O ja, der Cramph erkannte mich!
    Wer immer der Anführer Makfaril war, er würde mit seinem Priester nicht zufrieden sein. Denn der Mann vergaß, was er dem Volk eben noch gepredigt hatte. Er deutete mit starrem Zeigefinger auf mich. »Dray Prescot! Der Teufel persönlich!«
    Nachdem die herabdonnernde Galerie zur Ruhe gekommen war, gab es einen Augenblick der Stille. Himets Stimme war wie ein Schock. Die Fischer verstanden, was der Priester des Großen Chyyan da gesagt hatte, und zogen die richtigen Schlüsse.
    »Dray Prescot!«
    Sie wiederholten den Namen. Ein hastiges Murmeln lief durch die Menge. Alle starrten mich an. Wie eine mächtige Gezeitenwoge, die in der Weite des Meeres entsteht und dann anwachsend landwärts strömt, wie ein Tsunami, der von Kontinent zu Kontinent tobt, brach der Haß empor. Im nächsten Augenblick stürzte sich ein kreischender Mob auf mich.
    Mit einem schnellen Sprung verließ ich die Trümmerstücke. Irgendwie hatte ich plötzlich Rapier und Dolch in der Hand. Ich schlug einen vorzuckenden Dreizack zur Seite. Ein Messer pfiff an meinem Ohr vorbei und bohrte sich dumpf in einen abgebrochenen Stützpfeiler. Diesen Leuten ging es um Blut. Die Fischer vergaßen in ihrer
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